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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Küste entlang nach Norden. Deshalb halten wir lieber nach Süden — mir ist nicht sonderlich wohl in ihrer Nachbarschaft. Mr. Dillon, wir wollen unten in die Seekarte sehen.«
    »Donnerwetter«, sagte er in der Kajüte, sich vergnügt die Hände reibend, »diesmal dachte ich wirklich, sie würden uns den Garaus machen — verbrennen, versenken, hängen und vierteilen. Oh, was für ein Juwel dieser Doktor ist! Wie er ihm mit der Jakobsleiter vor der Nase herumgewedelt und ihn so ernsthaft gebeten hat, an Bord zu kommen! Mein Spanisch hat gerade ausgereicht, ihn zu verstehen. Hahaha! Das Drolligste, was ich je erlebt habe! Meinen Sie nicht auch, he?«
    »Wirklich sehr drollig, Sir.«
    »›Que vengan‹ sagt er ganz kläglich und schwenkt die Leiter. Und die machen große Augen wie 'n Schwarm Nachteulen. Können gar nicht schnell genug abstoßen. Que vengan! Hahaha ... Du lieber Himmel! Aber Sie scheinen es nicht besonders lustig zu finden.«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Sir, ich war so verblüfft über unseren Rückzug, daß ich den Spaß kaum mitbekommen habe.«
    »Wieso?« fragte Jack lächelnd. »Was haben Sie denn erwartet? Daß wir sie rammen?«
    »Ich rechnete damit, daß wir angreifen«, brach es leidenschaftlich aus James hervor. »Ich war überzeugt, daß Sie den Kampf suchten, und war voll freudiger Erwartung.«
    »Eine Brigg von vierzehn Kanonen gegen eine Fregatte mit zweiunddreißig? Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
    »Aber gewiß. Als sie ihre Barkasse wieder einsetzten und die halbe Besatzung in der Takelage beschäftigt war, hätten wir sie mit unserer Breitseite und den leichten Waffen in Stücke schießen können. Und bevor sie sich erholt hätten, wären unsere Enterer bei dieser günstigen Brise schon an Bord gewesen.«
    »Ach, kommen Sie! Außerdem wär’s ein hinterhältiger Überfall gewesen und nicht gerade ehrenhaft.«
    «Vielleicht kann ich nicht genau beurteilen, was ehrenhaft ist und was nicht, Sir«, sagte Dillon. »Ich spreche nur als Mann der Tat, der für England kämpft.«
    Mahón: Die Sophie feuerte, von ihrem eigenen Pulverqualm eingehüllt, beide Breitseiten als Salut vor der Admiralsflagge auf der Foudroyant ab, deren imponierender Umriß zwischen der Freitreppe zum Hafen und dem Ausrüstungskai lag.
    Mahón: Die ausgehungerten Freiwächter der Sophie stopften sich voll mit Schweinebraten, frischem Weißbrot und Wein, bis sie vor fröhlichem Übermut schier explodierten. Fässer mit nie versiegenden Zapfhähnen, willige Mädchen, die von überall herbei strömten — auf sie mit Gebrüll hieß die Losung.
    Nur Jack saß steif, mit schwitzenden Händen, auf seinem Stuhl und brachte fast kein Wort aus der verdorrten Kehle. Lord Keiths schwarze, silbern gesprenkelte Brauen zogen sich böse zusammen, und darunter hervor schoß er einen kalten, grauen, durchdringenden Blick auf den Kommandanten der Sophie ab. »Sie wollen also durch blanke Not dazu gezwungen worden sein?« fragte er.
    Es ging um die auf Dragon Island ausgesetzten Gefangenen; tatsächlich hatte dieses Thema das Verhör fast von Beginn an beherrscht.
    »Jawohl, Mylord.«
    Der Admiral überlegte schweigend. »Hätte ein Mangel an Disziplin Sie dazu bewogen«, sagte er dann langsam, »die Weigerung, Ihre eigene Beurteilung der Lage der eines Vorgesetzten zu unterwerfen, wäre ich gezwungen, sehr ernste Schritte gegen Sie zu unternehmen. Lady Keith hat eine große Schwäche für Sie, Captain Aubrey, das wissen Sie. Auch ich würde es bedauern, wenn Sie Ihrer Karriere schaden würden. Deshalb erlauben Sie mir einige offene Worte ...«
    Sowie Jack das düstere Gesicht des Sekretärs sah, hatte er gewußt, daß es unangenehm werden würde; aber dann übertraf das Verhör doch seine schlimmsten Erwartungen. Der Admiral war erschreckend gut informiert. Er kannte alle Einzelheiten seiner Personalakte: offizieller Tadel für unverschämtes Benehmen, Nichtausführung eindeutiger Befehle, Verdacht der Eigenmächtigkeit, Tollkühnheit und sogar Aufsässigkeit, berüchtigt für Trunkenheit und schlechtes Benehmen an Land — und vieles mehr. Der Admiral sah beim besten Willen keine Chance auf eine Beförderung Jack Aubreys zum Vollkapitän, nein, nicht die geringste; obwohl er das nicht allzu schwer nehmen sollte, denn viele Offiziere brachten es nicht einmal bis zum Kapitänleutnant; und Kapitänleutnant sei ja auch schon ein respektabler Dienstrang. Aber konnte man einem Mann ein Linienschiff anvertrauen, der es sich vielleicht

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