Kurs auf Spaniens Kueste
Ihrem Schiff sehr hoch.«
Aber gerade noch rechtzeitig erhob sich Mrs. Harte und zog sich, leicht hinkend, ins Damenzimmer zurück. Die Herren versammelten sich am Kopf der Tafel, und der trübe Port begann zu kreisen.
Der schwere Wein ließ Mr. Ellis endlich aufblühen. Seine Schüchternheit, seine Hemmungen schmolzen dahin und enthüllten den harten Kern des reichen Mannes, der seine Tischgenossen nun über Disziplin belehrte: Ordnung und Disziplin waren seit alters von entscheidender Bedeutung; die Familie, die disziplinierte Familie, war der Eckstein christlicher Zivilisation; kommandierende Offiziere fungierten (wenn er sich so ausdrücken durfte) als Väter ihrer großen Familien, und ihre Liebe drückten sie durch Strenge aus. Ja, durch Strenge. Sein Freund Bentham, Verfasser des Werkes Über die Rechtmäßigkeit des Zinssatzes (er hätte verdient, in goldenen Lettern gedruckt zu werden), hatte für Auspeitschungen eine Maschine erfunden. Strenge und Einschüchterung, darauf kam es an. Denn die beiden großen Antriebskräfte der Menschheit, meine Herren, waren Gier und Furcht. Man denke doch bloß an die Französische Revolution, an die schändlichen Aufstände in Irland, ganz zu schweigen — trotzig blickte er in die steinernen Mienen — von den Unannehmlichkeiten vor Spithead und auf der Nore-Reede. All das beruhte auf Gier und mußte durch Furcht beherrscht werden.
Mr. Ellis fühlte sich in Captain Hartes Haus offensichtlich daheim, denn ohne erst fragen zu müssen, schritt er zum Büffet, öffnete eine bleibeschlagene Tür, holte ein Nachtgeschirr heraus und benutzte es stehend, wobei er, über seine Schulter blickend, hinzufügte, daß die niedrigen Bevölkerungsschichten glücklicherweise in demütiger Liebe und Verehrung zur Herrenschicht aufsahen, wenn auch auf ihre bescheidene Weise. Nur Herren von Stand seien dazu geeignet, Offiziere zu werden, das hätte Gott so eingerichtet, sagte er, sich den Hosenlatz zuknöpfend. Nachdem er sich wieder an den Tisch gesetzt hatte, bemerkte er noch wie nebenbei, daß er in einem Hause verkehre, in dem besagtes Geschirr aus Silber bestehe, aus massivem Silber. Die Familie sei ein Gottesgeschenk. Und er trank einen Toast auf die Rute, die Rute in allen ihren Erscheinungsformen. Wer sein Kind liebt, der züchtigt es.
»Sie müssen Donnerstag Vormittag zu uns an Bord kommen und zusehen, wie der Bootsmann unsere Delinquenten liebt«, warf Jack ein.
Oberst Pitt, der den Bankier die ganze Zeit dumpf, aber mit unverhüllter Verachtung angestarrt hatte, brach in ein rüdes Wiehern aus und entschuldigte sich dann unter dem Vorwand dienstlicher Verpflichtungen. Jack wollte es ihm schon gleichtun, als Mr. Ellis ihn noch zu bleiben ersuchte — er bat um ein paar Worte unter Männern.
»Ich nehme einige Geschäftsinteressen für Mrs. Jordan wahr und hatte die Ehre, die große Ehre, dem Herzog von Clarence vorgestellt worden zu sein«, begann er pompös. »Sind Sie ihm jemals begegnet?«
»Ich bin mit Seiner Hoheit bekannt«, sagte Jack, der ein Bordkamerad dieses außergewöhnlich unattraktiven, hitzköpfigen und kaltherzigen, brutalen Hannoveraners gewesen war.
»Ich wagte es, ihm gegenüber unseren Henry zu erwähnen und auch, daß wir hofften, einen Offizier aus ihm zu machen. Darauf riet er uns in seiner großen Güte, ihn zur Marine zu geben. Nun haben meine Frau und ich gründlich darüber nachgedacht und sind zu dem Schluß gekommen, daß wir ein kleineres Schiff einem Linienschiff vorziehen würden, weil die Gesellschaft auf letzteren oft sehr gemischt ist, wenn Sie wissen, was ich meine. Meine Frau denkt darin ziemlich eigen — sie ist eine Plantagenet. Außerdem verlangen manche Kommandanten dieser Linienschiffe, daß ihre Kadetten ein Taschengeld von fünfzig Pfund pro Jahr mitbringen.«
»Auch ich bestehe darauf, daß meinen Kadetten von ihren Gönnern mindestens fünfzig garantiert werden«, sagte Jack.
»Oh«, machte Mr. Ellis, schon etwas gedämpfter. »Oh. Aber ich denke doch, daß man die nötige Ausstattung zum großen Teil gebraucht kaufen kann. Nicht daß mir Geld so wichtig wäre — bei Kriegsbeginn sandten wir von der City eine Ergebenheitsadresse an Seine Majestät, daß wir alle mit unserem ganzen Vermögen, ja mit unserem Leben hinter unserem König stünden. Ich störe mich nicht an fünfzig Pfund oder sogar an mehr, solange das Schiff nur vornehm ist. Mrs. Harte, die Schulfreundin meiner Frau, hat uns von Ihnen gesprochen, Sir. Und was
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