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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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zurück. Mittlerweile war auch der letzte Mann und Junge von der Sophie an Bord der Fregatte geklettert. Die Spanier zogen sich vom Achterdeck und vom Großmast in die Kuhl zurück; dort aber versteifte sich ihr Widerstand. Nun entbrannte ein wilder Nahkampf Mann gegen Mann, mit Hauen und Stechen. Es war ein wüstes Knäuel kämpfender Gestalten, die über herabgestürzte Wrackteile stolperten und kaum Platz zum Ausweichen oder Umfallen fanden: Sie stachen, hieben, schossen einander nieder. Und an den Rändern der wogenden Masse verbissen sich einzelne Gegner kämpfend ineinander, tierische Schreie ausstoßend. Jack war etwa drei Meter tief ins Gewühl eingedrungen und sah sich jetzt einem Soldaten gegenüber. Als sich ihre erhobenen Klingen klirrend trafen, stieß ein anderer seine Pike unter Jacks rechtem Arm hindurch, schlitzte ihm das Fleisch über den Rippen auf und zog die Pike zurück, um nochmals zuzustechen. Doch da knallte dicht hinter Jack Bondens Pistole, riß ihm das Ohrläppchen ab und tötete den Pikier auf der Stelle. Jack fintierte gegen den Soldaten mit einem schnellen Doppelhieb und ließ den Säbel dann mit schrecklicher Wucht auf die Schulter seines Gegners niedersausen. Die Kämpfenden wichen zurück, der Soldat brach zusammen. Jack riß die Klinge aus den Schulterknochen und blickte sich hastig um. »So geht das nicht«, sagte er.
    Am Vordeck drängte die Übermacht der dreihundert Spanier, die sich inzwischen von ihrer Überraschung erholt hatten, die Sophies schon durch ihr bloßes Gewicht zurück. Damit schob sich ein Keil aus Feinden zwischen Jacks Gruppe und die Dillons weiter vorn. Der Erste mußte aufgehalten worden sein. Jetzt konnte sich das Blatt jederzeit gegen sie wenden. Jack sprang auf eine Kanone und brüllte so laut, daß es ihm schier die Kehle zerriß: »Dillon, Dillon, das Steuerbord-Seitendeck! Schlagen Sie sich zum Steuerbord-Seitendeck durch!« Einen flüchtigen Moment lang sah er aus dem Augenwinkel Stephen tief unter sich am Ruder der Sophie stehen und gefaßt nach oben blicken. »Otros cincuenta« , schrie er aufs Geratewohl; Stephen nickte und rief irgend etwas auf spanisch zurück. Da stürzte Jack sich wieder ins Getümmel, den Säbel hoch erhoben, mit der Pistole nach neuen Opfern suchend.
    In diesem Augenblick erscholl auf dem Vorschiff schrilles Angstgeschrei. Ein erbittertes Drängen zum Seitendeck setzte ein, das Handgemenge dort nahm an Verbissenheit zu. Irgend etwas brach, gab nach, und die dichte Masse der Spanier in der Kuhl fuhr herum: Schwarze Wilde stürzten sich von hinten auf sie. Wirres Gedränge um die Schiffsglocke, ein Durcheinander von Schreien und Rufen — und dann vereinigten sich, kreischend wie Tollhäusler, die Sophies mit ihren Kameraden von achtern. Schüsse knallten, Stahl klirrte, das dumpfe Getrappel zurückweichender Füße ... Schließlich waren alle Spanier in der Kuhl eingekreist, so dicht gedrängt, daß sie sich nicht mehr wehren konnten. Die wenigen, die auf dem Achterdeck übriggeblieben waren, rannten an Backbord nach vorn, um ihre Kameraden zu sammeln, neu zu gruppieren oder um wenigstens die bisher nutzlosen Seesoldaten herauszulösen.

ELFTES KAPITEL

    An Bord H. M. Slup Sophie
    vor Barcelona
    Sir,
    Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Slup Sophie unter meinem Kommando, nach einer Verfolgungsjaqd und einem hitzigen Gefecht, eine spanische Schebeckenfregatte von 32 Kanonen — 22 langen Zwölfpfündern, 8 langen Neunern und 2 schweren Karronaden — erobert hat. Es handelt sich um die Cacafuego , befehligt von Don Martin de Langara und bemannt mit 319 Offizieren, Matrosen und Seesoldaten. Die ungleiche Kräfteverteilung machte es notwendig, gewisse Maßnahmen zu ergreifen, die sich als entscheidend erwiesen. Ich beschloß, die Fregatte zu entern, was fast ohne Verluste auf unserer Seite gelang. Nach heftigem Nahkampf waren die Spanier gezwungen, die Flagge zu streichen. Leider habe ich jedoch den Tod meines Ersten Offiziers, Leutnant Dillon, zu beklagen, der auf dem Höhepunkt des Kampfes und an der Spitze seines Entertrupps fiel; ebenso den Verlust von Mr. Henry Ellis, Proband. Der Bootsmann Mr. Watt und fünf Matrosen wurden schwer verwundet. Worte sind zu schwach, um der selbstlosen Tapferkeit und dem vorbildlichen Kampfgeist Mr. Dillons gerecht zu werden ...
    »Ich sah ihn noch kurze Zeit«, hatte Stephen berichtet. »Ich sah ihn durch eine Lücke im Schanzkleid, wo zwei Stückpforten zu einer zerschossen waren.

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