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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Kiste balancieren. Jetzt rochen sie schon den Pulverdampf, der Qualm zog schnell nach Lee davon. Näher, noch näher heran. Im letzten Augenblick würden ihre Segel von dem großen Spanier abgedeckt werden, aber die Restfahrt sollte reichen ... Jack blickte jetzt direkt in die schwarzen Mündungen der spanischen Kanonen, und während er noch hinsah, detonierten sie mit donnernden Feuerzungen; grell durchstachen die Blitze die großen weißen Rauchwolken, die den Rumpf der Fregatte einhüllten. Wieder zu hoch, registrierte Jack, hatte aber keine Zeit für irgendwelche Gefühle, sondern suchte in den Rauchlücken nach den Großrüsten der Fregatte, gegen die er die Sophie setzen wollte.
    »Hartruder!« rief er, und als das Krachen kam: »Feuer!«
    Die Schebeckenfregatte lag tief im Wasser, aber die kleine Sophie lag noch tiefer. Ihre Rahen hatten sich im Rigg der Cacafuego verhakt, und ihre Kanonen befanden sich nun unterhalb der Stückpforten des Spaniers. Sie feuerte direkt durch sein Deck, und auf diese kurze Distanz richtete ihre erste Breitseite verheerenden Schaden an. Nach dem Triumphgeschrei auf der Sophie trat ein Moment der Stille ein, und in dieser winzigen Pause konnte Jack wirres Gebrüll auf dem spanischen Achterdeck hören. Dann krachten die feindlichen Kanonen erneut; unregelmäßig, aber ungeheuer laut feuerten sie einen Meter über seinen Kopf hinweg.
    Die Breitseite der Sophie antwortete in exakten Intervallen: eins-zwei-drei-vier-fünf-sechs-sieben, begleitet vom Rumpeln der Lafetten. In der vierten oder fünften Pause packte James den Kommandanten am Arm und schrie ihm ins Ohr: »Sie werden uns gleich entern!«
    »Mr. Watt, stoßen Sie ab«, rief Jack durch den nach vorn gerichteten Sprechtrichter. »Sergeant, Achtung.«
    Ein Achterstag der Cacafuego war auf ihr Deck gefallen und hatte eine Lafette blockiert. Jack klarierte sie, und als er danach aufblickte, hatte sich ein Schwarm Spanier am Schanzkleid drüben versammelt. Die Seesoldaten und bewaffneten Matrosen feuerten eine vernichtende Salve in die geschlossene Menschenmasse, worauf die Enterer zögerten. Die Lücke zwischen den beiden Rümpfen verbreiterte sich in dem Maß, wie der Bootsmann am Bug und Dillons Trupp achtern die Sophie mit ihren Spieren abstießen. Trotz des knatternden Musketenfeuers versuchten einige Spanier zu springen, andere warfen Draggen herüber. Ein Teil fiel ins Wasser, der Rest zurück. Sophies Kanonen schossen auf drei Meter Distanz mitten in die Reihe der Zaudernden und rissen darin sieben blutige Lücken.
    Cacafuegos Bug war abgefallen und zeigte nun genau nach Süden. Die Sophie hatte daher all den Wind, den sie brauchte, um wieder zu ihr aufzuschließen. Erneut brüllte das Donnergetöse auf und rollte widerhallend über die See, während die Spanier ihre Kanonen so tief wie möglich zu richten versuchten; mit Musketen und Pistolen feuerten sie wild übers Schanzkleid auf Sophies Kanoniere. Sie kämpften mit Todesverachtung — ein Mann balancierte auf der Reling und schoß so lange, bis er dreimal getroffen war —, wirkten aber völlig desorganisiert. Noch zweimal versuchten sie, die Sophie zu entern, und jedesmal wich die Slup zurück, mähte die Sprungbereiten reihenweise um und richtete ein furchtbares Blutbad an; fünf oder zehn Minuten blieb sie danach auf Distanz, während ihre Kanonen die Aufbauten unter Feuer nahmen, dann stieß sie wieder vor und ging an dem Spanier längsseits, als wolle sie ihm die Eingeweide herausreißen. Inzwischen waren die Stücke so heiß geschossen, daß sie kaum noch berührt werden konnten; bei jeder Salve bockten sie wie wild gewordene Stiere, und beim Ausputzen zischten die versengten Schwämme. Allmählich wurde die ganze Batterie für ihre Bedienung fast ebenso lebensgefährlich wie für den Feind.
    Und in all der Zeit hielten die Spanier den Beschuß aufrecht — unregelmäßig, aber hartnäckig. Sophies Großtopp war immer und immer wieder getroffen worden, und nun löste er sich in seine Bestandteile auf: Große Stücke Holz, eiserne Stützen und Hängemattsbündel fielen an Deck. Die Fockrah wurde nur noch von ihren Kettenschlingen gehalten, Riggteile hingen überall herab, und in den Segeln klafften unzählige Löcher. Brennende Wergpfropfen der Spanier flogen immer wieder zu ihnen herüber, und die Leute der Steuerbordbatterie, die nicht ins Gefecht eingriff, rannten die ganze Zeit mit Löscheimern durch die Decks. Aber trotz des Tohuwabohus waren in den

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