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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Mr. Dillon. Möchten Sie mit dem Doktor und mir eine Tasse Kaffee trinken? Es wäre doch ein Jammer, ihn kalt werden zu lassen.«
    »Mit Freuden, Sir.«
    Das Frühstück verlief ziemlich schweigsam. Jack meinte: »Sie möchten wohl, daß wir Seidenstrümpfe anziehen, Doktor?«
    »Warum Seidenstrümpfe, um alles in der Welt?«
    »Oh, es heißt doch, sie erleichtern dem Arzt das Schneiden, wenn jemand verwundet wird.«
    »Aha. Ja, gewiß. Ja, tun Sie das, ziehen Sie bitte alle Seidenstrümpfe an, unbedingt.«
    Auch ohne Unterhaltung herrschte eine bemerkenswert lockere, kameradschaftliche Stimmung bei Tisch. Schließlich erhob sich Jack und zog seinen Uniformrock an. »Doch, ja, Sie haben bestimmt recht«, sagte er zu Dillon, als hätten sie die ganze Zeit über die Identität des fremden Schiffs gesprochen.
    An Deck zurückgekehrt, fand er sich bestätigt: das Schiff dort drüben war natürlich die Cacafuego. Sie hatte Kurs geändert, auf die Sophie zu, und setzte gerade die Leesegel. Im Fernrohr sah er, wie ihr grellroter Rumpf in der Sonne leuchtete.
    »Alle Mann nach achtern«, befahl er.
    Während sie darauf warteten, daß sich die Besatzung versammelte, sah Stephen, daß sich ständig ein Lächeln auf Jacks Gesicht stehlen wollte; nur mit Mühe konnte er es unterdrücken und eine ernste Miene wahren.
    »Leute«, begann er und musterte sie vergnügt, »ihr sollt wissen, das da drüben in Luv ist die Cacafuego. Tja — einige von euch waren ziemlich enttäuscht, als wir sie beim letzten Mal so grußlos ziehen ließen. Aber inzwischen ist unsere Artillerie die beste der Flotte, und deshalb liegen die Dinge heute anders. Also machen wir jetzt klar zum Gefecht, Mr. Dillon, seien Sie so gut.«
    Zu Beginn seiner kleinen Rede hatte vielleicht die Hälfte der Besatzung mit freudiger Erregung zugehört. Ein Viertel blickte etwas bedenklich drein, und der Rest machte ängstliche, bedrückte Gesichter. Aber die selbstbewußte Fröhlichkeit, die von ihrem Kommandanten und dem Ersten Offizier ausging, änderte — zusammen mit dem spontanen Jubelgeschrei der ersten Besatzungshälfte — dieses Verhältnis auf wundersame Weise zum Besseren. Und als sie die Slup gefechtsklar zu machen begannen, waren höchstens noch vier oder fünf Leute mürrisch; die anderen freuten sich, als ginge es gleich zum Jahrmarkt.
    Die Cacafuego , momentan unter Rahsegeln, stieß in weitem Bogen auf sie herab, im Bogen, weil sie den Luvvorteil behalten und auf die Seeseite der Sophie gelangen wollte. Die Slup segelte immer noch hoch am Wind, was sie bei einer guten halben Meile Abstand der vollen Breitseite der Zweiunddreißigpfünder aussetzte.
    »Das Gute an einem Gefecht mit den Spaniern, Mr. Ellis«, sagte Jack und lächelte in das ernste Jungengesicht mit den großen runden Augen, »ist nicht ihre Feigheit, denn feige sind sie wahrhaftig nicht, sondern der Umstand, daß sie niemals, niemals rechtzeitig fertig werden.«
    Die Cacafuego hatte nun fast die Position erreicht, die sich ihr Kommandant in den Kopf gesetzt hatte. Sie gab einen Schuß ab und hißte die spanische Flagge.
    »Die amerikanischen Farben, Mr. Babbington«, sagte Jack. »Das wird ihnen zu denken geben. Notieren Sie die Zeit, Mr. Richards.«
    Der Abstand schrumpfte nun in Sekunden-, nicht mehr in Minutenschnelle. Sophies Bugspriet zeigte aufs Kielwasser der Cacafuego , als wolle sie es kreuzen. Und keine einzige ihrer Kanonen konnte ein Ziel auffassen. An Bord herrschte gespanntes Schweigen, jeder wartete auf den Befehl zur Wende — ein Befehl, der vielleicht nicht vor der ersten Breitseite kam.
    »Klar bei Flagge«, sagte Jack leise, dann laut und deutlich: »Jetzt, Mr. Dillon.«
    »Leeruder!«
    Fast im selben Augenblick schrillte die Bootsmannspfeife. Die Sophie drehte praktisch auf der Stelle, hißte die britische Flagge, nahm auf dem neuen Kurs Fahrt auf und hielt hart angebraßt direkt auf die Bordwand des Spaniers zu. Die Cacafuego feuerte sofort eine donnernde Breitseite ab, deren Kugeln jedoch nur in die Bramsegel oder darüber hinwegflogen: vier Löcher im Tuch, mehr nicht. Die Sophies jubelten wie ein Mann und warteten weiter, gespannt und einsatzbereit, neben ihren dreifach geladenen Kanonen.
    »Volle Erhöhung. Und kein Schuß, ehe wir rammen!« brüllte Jack mit Stentorstimme.
    Auf der Fregatte wurden jetzt Geflügelkäfige, Kisten und Bauholz über Bord geworfen. Durch den Rauch sah er Enten aus einem Käfig davonschwimmen und eine Katze in Todesangst auf einer

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