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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Standort bitten, Kapitän?«
    »Da sind Sie an die richtige Adresse gekommen, Kapitän, wir haben nämlich den besten Navigator im ganzen Mittelmeer. Killick, ruf Mr. Marshall herein. Mr. Marshall, Kapitän Bu — dieser Herr hier — möchte unseren Standort wissen.«
    An Deck beäugten die Sophies und die Clomers einander durchaus wohlwollend über die Reling hinweg, denn es war, als blickten sie in einen Spiegel. Zwar hatten die Sophies Clomers große Ähnlichkeit zunächst als Frechheit empfunden, aber das änderte sich, als ihr eigener Signalgast und ihr eigener Bordkamerad Andersen ihre Landsleute über den Wasserstreifen hinweg auf dänisch anpreiten und eine lebhafte Unterhaltung begannen, so fließend, daß alle anderen nur verständnislos, aber bewundernd zuhören konnten.
    Jack brachte Kapitän Bugge ausnehmend höflich zur Seitenpforte und ließ noch eine Kiste Priorato ins dänische Beiboot abfieren. Dann beugte er sich übers Schanzkleid und rief ihm nach: »Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn wir uns das nächste Mal treffen.«
    Der dänische Kapitän hatte seine Brigg noch nicht wieder erreicht, da wurden Sophies Rahen schon scharf angebraßt, damit sie auf ihrem neuen Nordnordostkurs möglichst hoch am Wind laufen konnte.
    Jack blickte nach oben. »Mr. Watt, sowie wir einen Moment Zeit haben, müssen wir vorn und achtern Püttingstaljen aufriggen. Sie geht nicht so hoch ran, wie ich's mir wünschen würde.«
    Was hat er vor? fragte sich die Besatzung, nachdem alle Segel getrimmt und alle Leinen zu Mr. Dillons Zufriedenheit aufgeschossen waren. Und es dauerte nicht lange, bis die Neuigkeit vom Messesteward über den Zahlmeistersteward zum Küchenjungen und damit ins Mannschaftslogis gewandert war — die Neuigkeit, daß der Däne aus Solidarität mit seinem Schwesterschiff Sophie und aus Dankbarkeit für die zuvorkommende Behandlung dem Kommandanten berichtet hatte, daß er nicht weit hinter der Kimm einem Franzosen begegnet war, einer tief weggeladenen Slup mit geflicktem Großsegel, die offenbar nach Agde wollte.
    Eine Wende folgte der anderen, während die Sophie gegen den auffrischenden Wind ankreuzte. Auf ihrem fünften Schlag schob sich ein weißer Splitter in Nordnordost über die Kimm, zu weit entfernt und zu unbeweglich für eine Möwe. Das konnte nur die französische Slup sein. In der ersten halben Stunde wurden dank der Beschreibung, die der Däne von ihrem Rigg gegeben hatte, auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Aber sie benahm sich derart seltsam, daß Jack mißtrauisch blieb, auch als sie schon dümpelnd unter Sophies ausgefahrenen Kanonen lag und die Boote zwischen den beiden Schiffen hin und her eilten, um die mürrischen Gefangenen an Bord zu holen. Zunächst einmal hatte bei ihr offenbar niemand Ausguck gehalten, weshalb sie ihren Verfolger erst bemerkte, als er schon auf eine Meile herangekommen war. Und selbst dann reagierte der Skipper anscheinend unsicher, ließ sich durch die französische Flagge der Sophie zunächst beruhigen, durchschaute endlich die Täuschung und begann zu spät und zu langsam zu fliehen, nur um zehn Minuten später mit einem Wust von Signalen seine Kapitulation anzuzeigen. Sophies erstem Warnschuß folgte wildes Gestikulieren bei den Franzosen.
    James Dillon wurden die Gründe für dieses seltsame Benehmen sofort klar, als er das Deck betrat, um den Franzosen in Besitz zu nehmen. Die Citoyen Durand war mit Schießpulver beladen, so voll beladen, daß es aus den Laderäumen quoll und in geteerten Fässern an Deck stand. Außerdem hatte ihr junger Skipper seine Frau mit an Bord. Sie war hochschwanger mit ihrem ersten Kind, und der nächtliche Sturm, die Verfolgungsjagd und die Angst vor einer Explosion hatten bei ihr verfrühte Wehen ausgelöst. James war mindestens so beherzt wie jeder andere Seemann, aber das pausenlose Stöhnen gleich hinter der Kajütwand und die schrecklich heiseren, tierischen Schreie dazwischen entsetzten ihn, vor allem wegen ihrer Lautstärke. So kam es, daß er den bleichen, konfusen, verweinten Skipper genauso entgeistert anstarrte wie dieser ihn. Er übergab das Kommando an den kleinen Babbington und eilte auf die Sophie zurück, wo er die Lage schilderte. Als er das Wort »Pulver« hörte, erhellte sich Jacks Gesicht. Aber beim Wort »Baby« verdüsterte es sich wieder.
    »Ich fürchte, die arme Frau liegt im Sterben«, schloß James.
    »Tja, ich weiß nicht ...« Jack zögerte; jetzt, da er wußte, was es mit den fernen,

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