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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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nachdem die Sophie wieder eingelaufen war, mit ihrer dritten Prise im Kielwasser, einer ansehnlichen spanischen Tartane. Neben dem Glas mit der Viper lagen zwei weitere Früchte von Sophies Jagdeifer: eine Taschenuhr und ein Teleskop. Die Uhr zeigte noch zwanzig Minuten bis zur vollen Stunde, deshalb griff er zum Fernrohr und richtete es auf die Brigg. Jawohl, Jack war noch an Bord; unübersehbar in seiner besten Ausgehuniform, diskutierte er mittschiffs mit Dillon und dem Bootsmann über irgendein Detail in der oberen Takelage; alle drei deuteten nach oben und schwankten synchron hin und her wie Tänzer.
    Stephen beugte sich über das Balkongitter vor seinem Fenster und suchte mit dem linsenverstärkten Auge den Kai bis zum Scheitelpunkt des Hafens ab. Fast sofort entdeckte er das vertraute rote Gesicht des Matrosen George Pearce, das in ekstatischer Belustigung himmelwärts gerichtet war. Er stand mit einigen Bordgenossen vor der Reihe einstöckiger Spirituosenläden, die bis zu den Gerbereien reichte, und ließ Hüpfsteine über das glatte Wasser springen. Diese Männer gehörten zu den beiden Prisenbesatzungen und hatten an Land bleiben dürfen, während die anderen Sophies noch an Bord waren. Beide Gruppen hatten jedoch bereits Vorschüsse auf ihr Prisengeld erhalten. Und als Stephen jetzt die glitzernden Hüpfsteine genauer betrachtete und die fieberhaft danach tauchenden, nackten Knaben bemerkte, wurde ihm klar, daß diese Matrosen ihren neuen Reichtum auf die schnellste aller denkbaren Arten verschleuderten.
    Ein Boot stieß von der Sophie ab, neben Jack saß darin der Bootsführer und hielt Jacks Geigenkasten gewissenhaft und mit steifer Würde auf dem Schoß. Stephen lehnte sich zurück, nahm einen Fuß aus dem jetzt lauwarmen Wasser und betrachtete ihn eine Weile aufmerksam, während er über den anatomisch verwandten Aufbau der unteren Gliedmaßen bei den höheren Säugetieren sinnierte — bei Pferden, Schimpansen, bei jenem nomadisierenden afrikanischen Menschenaffen oder bei Monsieur de Buffons Jocko: sportlich und gesellig in der Jugend, dumpf, übellaunig und zurückgezogen im Alter. Was war eigentlich der wahre Zustand des menschlichen Affen? Wer bin ich, dachte er, zu behaupten, daß der muntere junge Orang nicht bloß die Larve des grimmigen alten Einzelgängers ist? Daß das zweite Stadium nicht die natürliche, zwangsläufige Kulmination des ersten darstellt — den artgemäßen Zustand des Menschenaffen, o Jammer?
    »Ich denke gerade über den Orang-Utan nach«, sagte er, als die Tür aufflog und Jack, eine Rolle Notenblätter in der Hand, mit der Miene froher Erwartung ins Zimmer trat.
    »Oh, gewiß, gewiß«, rief Jack aus. »Das Nachdenken darüber gereicht Ihnen bestimmt zur Ehre. Aber jetzt tun Sie mir den Gefallen und nehmen Sie auch den anderen Fuß aus dem Wasser — was in aller Welt wollten Sie bloß in dieser Schüssel? Und ziehen Sie bitte schnell Ihre Strümpfe an, wir haben keine Minute zu verlieren. Nein, nicht blaue Strümpfe: Wir sind zum Essen eingeladen, und danach gehen wir zu Mrs. Hartes Abendgesellschaft.«
    »Muß ich dazu etwa seidene Strümpfe anziehen?«
    »Aber sicher. Und bitte beeilen Sie sich, mein Bester. Wir kommen noch zu spät, wenn Sie nicht bald mehr Tuch setzen.«
    »Immer sind Sie in Eile.« Pikiert wühlte Stephen in seinem Kleiderschrank. Mit einem trockenen Rascheln glitt eine Montpellierschlange darunter hervor und durchquerte das Zimmer hocherhobenen Kopfes in einer Serie ungewöhnlich eleganter Kurven.
    »Oh, oh, oh«, rief Jack und sprang auf einen Stuhl, »eine Schlange!«
    »Tun es diese?« fragte Stephen, ein Paar Strümpfe hochhaltend. »Sie haben nur ein kleines Loch.«
    »Ist sie giftig?«
    »Extrem giftig. Und sie wird gleich auf Sie losgehen, fürchte ich. Sie sind schon so gut wie gebissen. Falls ich die seidenen über meine baumwollenen Strümpfe ziehe, sollte das Loch fast nicht zu sehen sein. Aber dann bekomme ich bei dieser Hitze Schweißfüße. Finden Sie es nicht auch ungewöhnlich heiß heute?«
    »Oh, das Biest ist mindestens zwei Faden lang. Und wirklich giftig, sagen Sie? Schwören Sie mir das?«
    »Wenn Sie ihr die Hand in den Hals stecken, tief hinein bis zu den hintersten Zähnen, können Sie vielleicht ein bißchen Gift finden. Sonst nicht. Malpolon monspessulanus ist völlig harmlos. Ich wollte schon ein Dutzend davon an Bord bringen, wegen der Ratten — ach, wenn ich doch mehr Zeit hätte! Und wenn Reptilien nicht mit diesem

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