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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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versichert hatte — Stephen kannte doch Sir John? —, aber um ganz offen zu sprechen (ein Senken der Stimme und ein mißtrauischer Rundumblick), es bestanden auch gewisse Schwierigkeiten bei der Ejakulation ... Die Stimme redete weiter, leise und drängend, und Stephen stand mit geneigtem Kopf da, die Hände auf dem Rücken verschränkt, das ernste Gesicht scheinbar aufmerksam lauschend. Er lauschte auch tatsächlich, aber es war Jacks Stimme, die er rufen hörte: »O ja, ja! Natürlich darf auch der Rest meiner Crew an Land — sie stehen bereits Schlange an der Pforte, in ihrer besten Kledage, die Taschen voller Geld, die Augen aus dem Kopf quellend und die Pimmel schon meterlang.« Beim besten Willen hätte Stephen Jacks Worte nicht überhören können, denn dessen volltönende Stimme trug auch nüchtern meilenweit, und zufällig war seine Bemerkung in eine dieser Gesprächspausen geplatzt, die selbst in der animiertesten Gesellschaft Vorkommen.
    Stephen bedauerte diese Bemerkung; er bedauerte ihre Wirkung auf die Damen rechts vom Orangenbaum, die sich jetzt erhoben und mit indignierten Blicken in Jacks Richtung langsam davondrifteten. Aber am meisten bedauerte er Jacks blaurotes Gesicht, den halbirren Ausdruck seiner blitzenden Augen und sein triumphierendes: »Sie brauchen sich nicht zu beeilen, Ladys — die Kerle werden nicht vor Sonnenuntergang von Bord gelassen.«
    Ein absichtsvolles Anschwellen der allgemeinen Unterhaltung unterband jeden weiteren Fauxpas dieser Art. Kapitän Nevin holte gerade Atem für eine Fortsetzung seines Sermons, als Stephen eine leichte Hand auf seinem Arm spürte. Vor ihm stand Mrs. Harte und lächelte Nevin so giftig an, daß er zurückwich und sich zwischen den Punschbowlen verlor.
    »Dr. Maturin, bitte begleiten Sie Ihren Freund hinaus«, beschwor ihn Mrs. Harte leise. »Sagen Sie ihm, sein Schiff brennt — oder sonstwas. Aber bringen Sie ihn weg, sonst wird er sich noch ernsthaft schaden.«
    Stephen nickte. Mit gesenktem Kopf drängte er sich mitten unter die Gruppe, ergriff Jack beim Ellbogen, verbeugte sich entschuldigend vor jenen, deren Unterhaltung er unterbrach, und sagte leise, aber in einem Befehlston, der keinen Widerspruch duldete: »Los, los, wir haben keine Minute zu verlieren.«
    »Je eher wir auf See sind, desto besser«, murmelte Jack Aubrey und starrte sorgenvoll ins morgendliche Zwielicht über dem Kai und Mahón. War das Boot dort drüben seine eigene Barkasse mit dem Rest der Landgänger, oder brachte es eine Nachricht vom wütenden, selbstgerechten Hafenkommandanten, etwa einen Befehl, der Sophies unabhängigen Beutezug beenden würde? Er war noch immer leicht benommen nach den Exzessen des vergangenen Abends, aber ein klarer Rest seines Verstandes sagte ihm, daß er sich unmöglich gemacht hatte, daß Disziplinarstrafen gegen ihn verhängt werden konnten, die keiner für ungerecht oder schikanös halten würde, und daß jetzt nichts so verhängnisvoll für ihn wäre wie ein baldiges Zusammentreffen mit Kapitän Harte.
    Was sich an schwacher Luftbewegung feststellen ließ, das kam aus Westen, einer hier ungewöhnlichen Richtung, und brachte den feuchten Gestank der Gerbereien mit. Aber es mochte ausreichen, die Sophie durch den weitläufigen Hafen und hinaus auf See zu schieben. Auf See, wo ihm sein loses Mundwerk nicht mehr schaden konnte; wo Stephen sich nicht mit den Autoritäten Überwerfen konnte; wo dieses teuflische Kind Babbington nicht vor den alten Weibern der Stadt gerettet werden mußte; und vor allem, wo James Dillon sich nicht duellieren konnte. Jack hatte nur gerüchteweise davon gehört, aber es war wohl eines dieser gefährlichen Garnisonsscharmützel nach Tisch gewesen, das ihn leicht seinen Ersten Offizier hätte kosten können. Den besten Offizier, mit dem er je gesegelt war, trotz seiner steifleinernen Unberechenbarkeit.
    Das Boot kam hinter dem Heck der Aurore hervor: Es war die Barkasse, und sie brachte die Landgänger. Zwei oder drei davon grölten immer noch selig, aber sonst unterschieden sich diese Sophies himmelweit von jenen, die abends an Land gegangen waren. Erstens hatten sie keinen Penny mehr in der Tasche, und zweitens starrten sie mit grauen Gesichtern trübsinnig und schlaff unter sich — jedenfalls jene, die noch gehen konnten. Die anderen wurden in einer Reihe neben die anderen Schnapsleichen gelegt.
    Jack fragte: »Haben Sie durchgezählt, Mr. Ricketts?«
    »Alle an Bord, Sir«, meldete der Fähnrich müde, »bis

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