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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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seine Uhr. »Ich muß an Deck.« Kurze Zeit später, nachdem er die Ablösung des Rudergängers beaufsichtigt und den anliegenden Kurs überprüft hatte, kam er wieder und brachte einen Schwall kühler Nachtluft mit. Reglos saß er da, bis sie sich im sanften Lampenschein erwärmt hatte. Stephen machte eine neue Flasche auf.
    »Ich weiß, manchmal bin ich ungerecht.« James griff nach seinem Glas. »Und überempfindlich. Aber wenn man immer nur von Proleten umgeben ist und ständig ihr dümmliches, ungebildetes Gewäsch hören muß, geht es gelegentlich mit einem durch. Und da man sich in die eine Richtung nicht abreagieren kann, tut man's eben in die andere. Man steht ständig unter Spannung. Sie als Arzt sollten das doch am besten wissen.«
    Stephen musterte ihn aufmerksam, schwieg aber.
    »Ich bin Katholik, wußten Sie das?« fragte James.
    »Nein«, antwortete Stephen. »Natürlich weiß ich, daß einige Mitglieder Ihrer Familie katholisch sind. Aber was Sie betrifft ... Haben Sie nicht erfahren müssen, daß Ihr Glaube Sie in einen Gewissenskonflikt bringt? « fragte er vorsichtig. »Wegen Ihres Diensteides auf den englischen König — und der Todesstrafe ...«
    »Nein, nicht im geringsten«, versicherte James. »Was das betrifft, so ist mein Gewissen ganz unbeschwert.«
    Das glaubst du , mein armer Freund, dachte Stephen und goß Cognac nach, um von seinem Gesichtsausdruck abzulenken.
    Zunächst schien der Erste das Thema noch weiterbehandeln zu wollen, doch dann ließ er es sein. Der Rapport zwischen James und Stephen kühlte fast unmerklich ab, und die Unterhaltung wandte sich nun gemeinsamen Freunden und glücklicheren Zeiten zu, die beiden in ferner Vergangenheit zu liegen schienen. Wie viele Leute hatten sie doch gekannt! Wie wichtig, amüsant oder respektabel waren einige doch gewesen! Sie plauderten, bis auch die zweite Cognacflasche geleert war und James wieder an Deck mußte.
    Nach einer halben Stunde kehrte er zurück und nahm beim Eintritt den Faden des Gesprächs wieder auf, als sei es nie unterbrochen worden. »Und dann gibt es natürlich noch die leidige Frage der Beförderung. Ich gestehe Ihnen im Vertrauen — bitte behalten Sie's für sich —, daß ich damit gerechnet hatte, nach dieser Sache mit der Dart ein eigenes Kommando zu bekommen. So übergangen zu werden ist grausam; es frißt an einem.« Nach einer Pause fragte er: »Wer war das noch, von dem man behauptet, er hätte mit seinem Schwanz mehr erobert als mit seinem Schneid?«
    »Selden. Aber in seinem Fall irrt das Gerücht, da bin ich ganz sicher. Meines Wissens hatte er nur gute Beziehungen, mehr nicht. Wohlgemerkt, ich halte mich nicht für besonders prüde — ich sage lediglich, daß dieser Aspekt bei Jack Aubrey keine Rolle spielt.«
    »Sei es, wie es wolle. Ich strebe nach Beförderung, das gebe ich ganz offen zu. Wie jedem anderen Seemann ist sie mir sehr wichtig. Aber unter einem auf Prisen versessenen Kommandanten zu dienen ist nicht der schnellste Weg nach oben.«
    »Tja, von Marinedingen verstehe ich nichts. Aber ich frage mich, James, ich frage mich, ob ein reicher Mann sich nicht allzuleicht dazu verleiten läßt, das Pekuniäre zu verachten — und damit die wahren Motive zu verkennen —, bloßem Gerede zuviel Bedeutung beizumessen und ...«
    »Bei allen Heiligen, Sie bezeichnen mich doch nicht etwa als reichen Mann?«
    »Ich bin über Ihre Ländereien geritten.«
    »Drei Viertel davon sind Berge, und ein Viertel ist Moor. Selbst wenn alle Pächter ihren Zins zahlen würden, käme doch nicht mehr zusammen als ein paar hundert im Jahr. Höchstens tausend.«
    »Mein Herz blutet für Sie. Ich habe übrigens noch nie erlebt, daß jemand zugab, reich zu sein oder geschlafen zu haben. Vielleicht sind der arme Mann und der wache Mann moralisch im Vorteil. Aber wodurch? — Um auf unser Thema zurückzukommen: Aubrey ist doch gewiß als Kommandant so tapfer, wie Sie es sich nur wünschen können? Er wird Sie doch bestimmt in ruhmreiche und vielbeachtete Gefechte führen?«
    »Würden Sie für seinen Mut die Hand ins Feuer legen?«
    Endlich kommen wir zum wahren Beschwerdegrund, dachte Stephen und sagte: »Das würde ich nicht. Dazu kenne ich ihn nicht gut genug. Aber ich wäre erstaunt, sehr erstaunt, wenn er sich als ängstlich erweisen sollte. Was macht Sie glauben, er könnte es sein?«
    »Ich sage ja nicht, daß er s ist. Nichts liegt mir ferner, ohne handfeste Beweise den Mut eines Mannes in Zweifel zu ziehen. Aber wir

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