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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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auf Jessup, Küchenjunge, der die Hafentreppe runtergefallen ist und sich ein Bein gebrochen hat, und bis auf Sennet, Richards und Chambers vom Fockmast, die mit ein paar Soldaten nach George Town abgehauen sind.«
    »Sergeant Quinn?«
    Doch von Sergeant Quinn war diesmal keine vernünftige Antwort zu bekommen. Zwar hielt er sich noch gerade, kerzengerade sogar, aber seine einzige Reaktion war ein »Yessir« und ein übertrieben zackiges Salutieren, egal, wer ihn ansprach.
    »Alle Seesoldaten bis auf drei sind an Bord, Sir«, raunte James dem Kommandanten zu.
    »Danke, Mr. Dillon.« Jack warf noch einen Blick zur Stadt hinüber, wo vor dem dunklen Kliff ein paar Lichter näher zu kommen schienen. »Dann sollten wir Segel setzen, denke ich.«
    »Ohne auf das restliche Trinkwasser zu warten, Sir? «
    »Wieviel fehlt uns denn noch — zwei Tonnen? Die bunkern wir hier das nächste Mal, wenn wir unsere Streuner abholen. Und jetzt, Mr. Watt, lassen Sie vorn loswerfen. Aber leise, wenn ich bitten darf.«
    Leise — weil ihn einerseits sein rasender Kopfschmerz nichts so sehr fürchten ließ wie das Gebrüll und Getrampel der übereifrigen Ankergasten und weil er andererseits mit der Sophie so still und heimlich verschwinden wollte wie möglich. Zum Glück lag sie nur an einer Muringtonne, deshalb blieben ihm das laute Ankerhieven, das Stampfen ums Gangspill und das giftige Kreischen der Shantyfiedel erspart. Auch waren die noch einsatzfähigen Deckshände viel zu marode, als daß man ihnen mehr abverlangen konnte als ein lautloses, hastiges Loswerfen der Trosse — diesmal ganz ohne Shanties, Britons never, never oder Hearts of Oak. Zum Glück hatte er Reparaturen und Verproviantierung (bis auf diesen vermaledeiten Rest Wasser) zuerst erledigen lassen, ehe er selbst oder sonstwer den Fuß an Land gesetzt hatte. Reumütig wie nie zuvor sang Jack innerlich das Hohelied der Tugend, als sich Sophies Vorsegel endlich füllten, ihr Bug abfiel und ihr Bugspriet nach Osten, auf die freie See, zu zeigen begann: ein voll ausgerüstetes, voll proviantiertes, seetüchtiges Schiff auf dem Rückweg in die Unabhängigkeit.
    Eine Stunde später standen sie in der Meerenge. Die Stadt mit ihren tückischen Ausdünstungen war im Seenebel achteraus versunken, und vor ihnen dehnte sich die weite, funkelnde See. Sophies Bugspriet zeigte fast genau auf das gelbe Glühen am Horizont, das den Sonnenaufgang ankündigte, und der auffrischende Wind drehte auf Nord. Einige Opfer der letzten Nacht entwickelten erste Lebenszeichen. In Kürze würde die kalte Dusche aus dem Schlauch sie hochscheuchen, wenn das Deck gewaschen wurde und der Alltag an Bord aufs neue begann.
    Eine Atmosphäre säuerlicher Tugendhaftigkeit herrschte an Bord, während die Sophie durch Flauten, launische Brisen und Gegenwind mühsam Südwestkurs auf ihre Jagdgründe einschlug. Der Wind benahm sich so pervers, daß die kleine Insel Ayre vor der Ostspitze Menorcas stur am nördlichen Horizont klebenblieb — mal größer, mal kleiner, aber lange nicht abzuschütteln.
    Am Donnerstag wurden alle Mann als Zeugen einer Bestrafung an Deck gerufen. Steuerbord- und Backbordwache standen jeweils auf ihrer Seite des Batteriedecks, während Kutter und Barkasse ausgesetzt und nachgeschleppt wurden, damit der Platz reichte. Die Seesoldaten waren mit ihrer gewohnten Präzision achtern von Kanone drei angetreten. Und auf dem kleinen Achterdeck drängten sich die Offiziere.
    »Mr. Ricketts, wo ist Ihr Seitendolch?« fragte James Dillon scharf.
    »Halten zu Gnaden, Sir, den hab ich vergessen«, stammelte der Fähnrich.
    »Legen Sie ihn sofort an, und erscheinen Sie nie mehr nachlässig gekleidet an Deck.«
    Davoneilend warf der Junge einen schuldbewußten Seitenblick auf den Kommandanten, las aber aus dessen Stirnrunzeln nur die Bestätigung von Dillons Befehl. Jack ging in dieser Hinsicht völlig mit seinem Ersten konform: Die elenden Sünder, die jetzt ausgepeitscht werden sollten, hatten ein Recht darauf, daß die Zeremonie mit geziemendem Pomp ablief: vor der komplett angetretenen Besatzung, vor ihren Offizieren in goldbetreßter Uniform und mit Degen, begleitet von dumpfem Trommelwirbel.
    Der Profoß Henry Andrews führte die Delinquenten nacheinander an Deck: John Harden, Joseph Bussell, Thomas Cross, Timothy Bryant, Isaac Isaacs, Peter Edwards und John Surel, alle schuldig der Trunkenheit im Dienst. Niemand hatte etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen, nicht einmal sie selbst.
    »Ein

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