Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
haben ein ganzes Netz über einen Stadtbezirk von Berlin geworfen – mit welcher Rechtfertigung?“
    „Na“, sagte Pauline etwas unsicher, „um Unheil von den Menschen abzuwenden.“
    „Eben“, sagte Wenzel.
    „Und was wäre daran falsch?“ fragte Pauline empört.
    „Nichts an dem, was wir getan haben. Aber daß wir uns davon die Richtung aufdrängen lassen, immer nur nach weiterem Unheil zu suchen.“
    „Das tun wir doch gar nicht“, sagte Pauline fast verzweifelt. „Ich versteh dich nicht – du hast doch selbst unser Programm entworfen für die nächste Zeit!“
    „Ja, wir knüpfen an Nebenerscheinungen der bisher erkannten Fälle an – vielleicht ist es aber umgekehrt, vielleicht sind die Fälle Nebenerscheinungen von etwas, auf was wir erst noch stoßen müssen! Und vielleicht ist es viel mehr Glück als Unglück?“
    „Ich weiß es nicht – sag, was du denkst!“
    „Ich habe den Schlichter gefragt, ob bei den paar hundert ähnlichen Fällen in der Altersgliederung ein Maximum auftritt, und auch da gibt es eins bei fünfzig Jahren. Und worum ging es im Prinzip bei dem Bildhauer? Um eine schöpferische Explosion. Wenn nun – warte mal, jetzt trägt es mich selbst weiter, als ich dachte, es kann absoluter Blödsinn sein, aber ich muß es aussprechen: Wenn nun die Menschheit vor einer schöpferischen Explosion steht? Wenn…, wenn in uns neue Kräfte wirken, die wir noch nicht beherrschen, dann muß es zwangsläufig in einigen extremen Fällen dazu kommen, daß diese Kräfte den Menschen beherrschen und daraus Unheil entsteht. Aber…, aber dann werden wir nichts wirklich Wichtiges finden, solange wir in Richtung Unglück suchen!“
    „Neue Kräfte! Was denn für neue Kräfte? Es ist doch alles erforscht, was wirken kann!“
    „Was hast du denn da für Ansichten? Wir stehen am Anfang des Wissens, nicht am Ende! Was für Kräfte, weiß ich auch nicht, aber auf jeden Fall seelische Kräfte, neue Möglichkeiten der Psyche, und das wäre gar nicht so sonderbar, will mir jetzt scheinen, denn schließlich durchlaufen wir jetzt nach der politischen und ökonomischen Befreiung der letzten Jahrhunderte das Zeitalter der seelischen Befreiung, in dem die künstlerische Erkenntnis wichtiger ist als die wissenschaftliche, jedenfalls für den überwiegenden Teil der Menschheit, und wenn dabei… neue Kräfte freigesetzt werden…“
    „Dann müßte man“, versuchte Pauline zu ergänzen, „das gesamte gesellschaftliche Leben, auch den Alltag, auch das uns Selbstverständliche, danach absuchen, was in unserer Epoche neu aufgetreten ist, meinst du das?“
    „Nicht alles“, sagte Wenzel, „aber du hast mich besser verstanden als ich selbst. Ja, alles absuchen – nach dem Schöpferischen!“

    Was tun? Die Besatzung wecken? Aber wie? Ruben wußte ja nicht einmal, wo sie ruhte. Und dunkel hatte er die Vorstellung, daß man die Leute in ihrem jetzigen Zustand nicht einfach an der Schulter rütteln und mit dem Ruf „Aufstehen!“ wecken dürfe.
    Ruben hatte gewiß schon kritische Situationen erlebt, doch noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Das Raumschiffinnere ist und bleibt immer ein Teil der Erde, auch wenn man sehr lange und sehr weit unterwegs ist. Aber die Leute auf anderen Planeten, wenn sie jahrzehntelang da lebten, wie auf der Venus, weitgehend abgeschlossen, waren das dann schon irgendwie Angehörige einer anderen Menschheit? Ach, das Grübeln führte auch zu nichts. Die Unruhe trieb Ruben umher, er verließ den Raum, ging zur Schleuse, da war es schon wärmer, ein Grad über Null, jetzt zeigte der Wärmegradient in umgekehrte Richtung, von außen nach innen. Ruben mußte also innen alle Türen öffnen, dann würde sich auch das Zentrum schneller erwärmen, wenigstens erzielte seine Aktivität eine positive Wirkung, und das gab ihm ein etwas sichereres Gefühl.
    Da bewegte sich etwas, der Schein seiner Helmlampe hatte etwas gestreift, da, nein, da war nichts, hinter der Glaswand, in der Zentrale – Ruben bekam einen Schreck, eine weiße Gestalt schien da zu schweben, ein Gespenst aus alten Sagen, natürlich nicht, denn das Gespenst sagte jetzt guten Tag und fügte hinzu: „Sie sind sicherlich Ruben Madeira? Ich bin Joan Takaroru, die Algen haben mich geweckt.“
    „Die Algen?“ fragte Ruben ungläubig.
    „Ja, der Todesschrei des Algenrings, ich erklär Ihnen das später. Sagen Sie bitte, was ist hier geschehen?“
    Ruben, von Herzen froh, daß er dem Grübeln enthoben war, berichtete von

Weitere Kostenlose Bücher