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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dem Leuchten und dem Knacken und seiner Triebwerkunterstützung.
    „Das Leuchten bedeutet, daß der Sturm gegen Morgen zu Ende geht“, sagte die Frau. „Das Knacken ist Kältepressung. Vielleicht ist dabei ein Leitungsschaden entstanden, über den jetzt Strom abfließt, so was haben wir noch nicht gehabt, aber das wäre die einzige Erklärung, denn sonst könnten die Akkus nicht leer sein. Trauen Sie sich zu, die Stelle zu finden?“
    „Wenn ich die entsprechenden Geräte aus dem Raumschiff hole, ja!“
    „Das ist gut, ich bin jetzt auf Ihre Hilfe angewiesen“, sagte Joan Takaroru. „Holen Sie bitte die Geräte, ich muß noch ein paar Minuten ruhen. Das sind die kleinen Unannehmlichkeiten auf dem Mars.“
    Ruben hatte allerhand mitgebracht, als er eine Viertelstunde später zurückkam, es war ja bei der geringen Schwerkraft nicht schwierig, einen großen Berg Gegenstände zu tragen, die Menge war eigentlich weniger durch das Gewicht als vielmehr durch den Sturm begrenzt worden, der um so mehr zerrte, je mehr Angriffsfläche man ihm bot. Es war aber immerhin so viel, daß Ruben zweimal durch die Schleuse mußte. Sicherlich gab es noch eine größere Materialschleuse, doch von der wußte er nicht, wo sie war und ob sie sich von Hand bedienen ließ.
    „Ich hab Ihnen einen heißen Tee mitgebracht und ein anständiges Frühstück“, sagte Ruben, als er in der Zentrale angekommen war und eine Batterielampe aufgestellt hatte. Zuerst aber hängte er etwas an die Zimmerdecke, was sich sofort entfaltete und dadurch entfernte Ähnlichkeit mit einem umgedrehten Weihnachtsbaum bekam. „Absorber für Kohlendioxid“, sagte er, „bis die Algen wieder arbeiten. Ich nehme an, Sie haben noch Reserven, sonst müssen wir aus der Kultur des Raumschiffs etwas abzweigen.“
    „Wir haben noch mancherlei Reserven“, sagte die Frau, „und vielen Dank auch für das Frühstück, aber dazu ist es noch zu früh, in fünf bis sechs Stunden. Doch den Tee nehm ich gern!“
    „Tee mit Sauerstoff“, sagte Ruben lächelnd, goß ihr ein und drehte den Hahn einer Sauerstoffflasche etwas auf.
    Sie mußten den Raum durchqueren, in dem die Mannschaft schlief, um in den Batterieraum zu kommen. Hier war es noch über null Grad, und Ruben hatte, indem er die einzelnen Anschlüsse überprüfte, bald heraus, wo der Strom abfloß. Die Batterie war vollständig entladen.
    „Schließen wir sie ans Raumschiff an, oder warten wir, bis die Sonne sie wieder aufgeladen hat?“ fragte er. „Gibt es draußen eine Anschlußmöglichkeit?“
    „Wir haben“, sagte Joan, „eine Turbine mit chemischem Antrieb, die die Batterie aufladen kann, als letzte Reserve, aber die lassen wir lieber unangetastet, wir haben sowieso Zeit, eine Woche dauert es, bis die Algen regeneriert sind, dann erst kann ich die andern wecken. Wollen Sie mir so lange helfen?“
    „Ja freilich“, sagte Ruben. „Haben Sie irgendwo einen Schaltplan? Wir müssen sehen, daß wir die lecke Stelle reparieren. Ich weiß ja nicht, wo die Leitung verläuft.“
    „Die brauchen wir vorläufig nicht, lassen Sie sie erst mal abgeklemmt. Sie geht nach draußen, durch den Marsboden, zu verschiedenen Meßinstrumenten, die nachts beheizt werden müssen. Wie weit ist der Bruch entfernt?“
    „Sieben Meter.“
    „Dann ist er draußen. Künftig müssen wir also diese Leitungen abklemmen. Wieder was dazugelernt. Jedesmal lernt man etwas dazu, nicht wahr. Kommen Sie, ich muß noch ruhen.
    Sie dürfen aber fragen, was Sie interessiert, und dann machen wir unsern Arbeitsplan.“
    In der Zentrale war es jetzt beinahe gemütlich – die Lampe leuchtete, der Absorber hatte der Atemluft fast alles Kohlendioxid entzogen, und die Flasche hatte den verbrauchten Sauerstoff ersetzt, und außerdem war die Temperatur wieder auf zehn Grad gestiegen. Es war gegen vier, in ein paar Stunden würde der Tag anbrechen, dann hoffentlich ohne Sturm.
    „Der Sturm ist schon schwächer geworden“, sagte Joan, als hätte sie Rubens Gedanken erraten. „Ich höre es.“
    „Haben Sie besondere Sinnesorgane, die wir anderen nicht haben?“ fragte Ruben, halb scherzend, halb ernst.
    „Nein, nur besonders geschärfte und geübte, zumindest in ein paar Richtungen. Den Sturm abzuhorchen ist selbstverständlich eine reine Übungssache. Schwieriger ist es mit den Algen, da ist nämlich nicht ganz klar, wie das funktioniert. Sie wissen ja sicherlich, daß es Menschen gibt, unter deren Händen gedeihen alle Pflanzen, und wieder

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