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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ich sehe“, fuhr die Ratgeberin fort. „Da wird sich mein Mann freuen, kann er wieder kochen. Ich meine, für Gäste. Bleibt sie länger?“
    „Ein paar Tage“, sagte Wenzel. „Es ist eine bekannte Soziologin, Frau Professor Klara Mannschatz, ich stelle sie Ihnen mittags vor. Und das mit Pauline wird heute noch geklärt.“
    Pauline und Klara waren inzwischen vorgegangen zu Mohrs Haus. Als Wenzel eintrat, war bereits eine lebhafte Unterhaltung im Gange, vor allem Pauline erzählte, was sie als Erkenntnisse aus Berlin mitgebracht hatte. Sie tat das gut, fand. Wenzel, nur am Schluß ihres Berichts unterlief ihr eine Wertung, die aber mehr im Tonfall als in den Worten lag, als sie nämlich von der Hellseherei der Holographikerin berichtete.
    Klara Mannschatz wiegte den Kopf. „Es ist bis heute nicht so ganz und gar möglich, bei dem irrationalen Erbe der Vergangenheit herauszufinden, was völlig unsinnig ist und wo doch ein Körnchen Wahrheit stecken könnte. Telepathie wird jedenfalls wissenschaftlich untersucht. Nicht überall und auch nicht mit dem allergrößten Aufwand, aber sie wird untersucht.“
    „Was verstehen Sie unter irrationalem Erbe?“ wollte Sibylle wissen.
    „Auch das ist nicht genau abzugrenzen. Aberglauben, hinter dem oft Beobachtungen stecken; Wahrsagerei, Telekinese und manches andere, was mit Sicherheit Unsinn ist; die mannigfaltige Gruppe der Volksmedizinen; Funde, die angeblich vom Besuch fremder Kosmonauten in grauer Vorzeit sprechen; schließlich auch Gedankenübertragung und Hellseherei; freilich nicht die, die Wenzel auf der Bühne betreibt.“
    „Daß es das alles noch gibt!“ sagte Pauline.
    „Daß es das alles noch gibt, liegt in der Natur der Sache – und im Entwicklungsstand unserer Gesellschaft. Jedermann kann alles betreiben, solange er nicht andere damit schädigt. Keiner wird als Philosoph geboren. Nicht jeder wird im Laufe seines Lebens Philosoph. Ich meine, von der Grundhaltung her, über die normalen Schulkenntnisse hinaus. Doch jeder wird auf irgendeine Weise Künstler. Die Kunst hat eine andere Position zu Zufall und Notwendigkeit als die Wissenschaft, und daher…, aber das führt jetzt wohl zu weit.“
    „Bringen Sie wenigstens den Satz zu Ende“, sagte Sibylle.
    „Gut, aber ich warne Sie: Ohne langatmige Erläuterung klingt er sehr angreifbar und gefährlich, beinahe paradox. Also vorsichtshalber ganz abstrakt: Die Kunst, welche auch immer, beruht auf der Auswahl aus einem Kontinuum der Mittel, Methoden und des Materials. Die Auswahl ist von der Persönlichkeit des Künstlers geprägt – und von vielem anderem, aber das spielt hier keine Rolle. Ihre Wirkung ist außerdem von der Persönlichkeit dessen geprägt, der sie aufnimmt. Im Normalfall deckt sich das nicht völlig mit dem, was der Künstler von seiner Persönlichkeit hineingelegt hat. Es steht sozusagen rechts und links etwas über. Darin liegt zum Beispiel eine Quelle, aus der irrationale Erlebnisse gespeist werden. Eine andere Quelle ist die Sprache selbst mit ihren Wendungen, die aus der Tiefe der Geschichte stammen und etwas davon immer weiter in die Zukunft tragen. Aber nun ist es wirklich genug.“
    „Sie referiert gut, nicht?“ fragte Wenzel etwas scherzhaft. „Sie macht das auch gern.“
    „Paß auf, du!“ drohte Klara Mannschatz.
    „Ich werde jedenfalls darüber nachdenken“, sagte Sibylle mit einem Blick auf Wenzel, der ihr wider Willen etwas tadelnd geriet. „Nun will ich aber auch etwas loswerden, ich hab nämlich nicht geschlafen die ganze Zeit, ich hab gleich zwei Entdeckungen gemacht!“
    „Am Raumteiler?“ fragte Wenzel.
    „Das ist die eine, von der anderen später. Erst mal zum Raumteiler. Ich habe durch eine Reihe von getrennten Experimenten mit ziemlicher Sicherheit festgestellt, daß als Übertragungsmedium von Person zu Raumteiler nur die Luft in Frage kommt. Wenn ich sagen würde: akustische Übertragung, so würde das schon eingeengt sein, denn beispielsweise auch der Luftzug, den bestimmte Körperbewegungen hervorrufen, oder vielmehr sein Rhythmus übt einen Einfluß aus. Der Raumteiler wirkt als Resonanzboden, der bestimmte Elemente der körpereigenen Rhythmen durch Rückkopplung verstärkt, andere mindert oder löscht, und zwar in solcher Auswahl, daß das Wohlbefinden gesteigert wird. Es ist für mich ganz interessant, daß wir vorhin auf Irrationales zu sprechen kamen, denn ich habe auch daran gedacht und als erstes ausgeschlossen, daß irgendwelche unbekannten

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