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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Verhandlung vor dem Schlichter wegen der zertrümmerten Statue. Ein Institut, das auf dem Gebiet der Telepathie forscht. Und immer Schreibtischarbeit. Aber das Büro, das du eingerichtet hast, behalten wir erst mal als Zentrum.“

    Ruben hatte, solange er zurückdenken konnte, nie Langeweile gehabt. Selbst während der langen Reise zur Esther und zurück hatte er ein festes Programm wissenschaftlicher, handwerklicher und künstlerischer Aufgaben erfüllt, manche mit intensiver Arbeit, manche als angenehme Beschäftigung. Hier war nichts von dem möglich.
    Gegen Abend, als der Sturm losbrach, war es noch angenehm warm. Innerhalb von vier Stunden sank die Innentemperatur auf fünf Grad, Ruben mußte im Raumanzug dasitzen und sich möglichst wenig bewegen, um nicht zuviel Sauerstoff zu verbrauchen. Anfangs versuchte er sich vorzustellen, was da draußen passierte, aber es war ja kein heulender, pfeifender Sturm wie auf der Erde, nichts war zu hören, ein leises Sirren vielleicht, doch nur, wenn man lange hinhorchte, und dann war man auch nicht sicher, ob es nicht auf Einbildung beruhte. Zudem war es dunkel, nur ein paar Ecken und Kanten im Raum, die mit Leuchtfarbe gestrichen waren, schimmerten schwach – man sparte hier wohl immer nachts mit Licht. Verrückte Geschichte, so eine Station zu bauen ohne eigene Energiequelle!
    Vielleicht doch nicht so verrückt. Immerhin war die Energiequelle das Aufwendigste an solch einer Station, wenn die planetaren Ressourcen noch nicht genutzt werden konnten. Auf dem Mond hatte man inzwischen einen Satellitenring geschaffen, der die Stationen auch während der Nacht mit Sonnenenergie versorgte, aber auch das war einigermaßen aufwendig. Und wenn sie damit hinkamen – hier dauerte die Nacht normalerweise ja nicht einmal zwölf Stunden, auf dem Mond dagegen vierzehn Tage… Jaja, die Anpassung der Bedingungen an den Menschen mußten wohl doch immer ergänzt werden durch die Anpassung des Menschen an die Bedingungen.
    Es war dies aber ein Gedanke, der ihm schon bei seinem Venusbesuch gekommen war, und der hatte etwas Beunruhigendes an sich: eine Ahnung, als sei das ganze Problem der Besiedlung fremder Planeten etwas komplizierter, als Ruben sich das vorgestellt hatte. Natürlich war ihm klar gewesen, daß Begeisterung allein nicht ausreichen würde, daß völlig neue Technologien im weitesten Sinn würden entwickelt werden müssen; aber mußten nicht vielleicht die Menschen selbst ebenfalls neue Eigenschaften entwickeln, Methoden der körperlichen und seelischen Anpassung wie die hier? Und auch auf der Venus mußte es irgend so was geben, er hatte es gespürt, es hatte irgendwie in der Luft gelegen, aber er hatte nicht fragen wollen, eine sonderbare Scheu hatte ihn zurückgehalten.
    Doch das Beunruhigende an diesen Gedanken war zugleich belebend. Es war schließlich keine Schande, wenn er als gerade Dreißigjähriger das Problem nicht von Anfang an in all dessen Entwicklungsmöglichkeiten und -tendenzen durchschaute; das konnte ein einzelner wohl überhaupt nicht. Im Gegenteil – wenn ihm jetzt nach und nach Wenn und Aber zu Bewußtsein kamen, dann hieß das doch, daß sein Geist an der Sache weiterarbeitete!
    Vielleicht war es gut, daß er hier unbeschäftigt herumsaß. Möglicherweise kam er so auf Gedanken, die sonst von den vielerlei Dingen des Tagesablaufs unterdrückt wurden. Aber ob er das drei Tage lang aushalten würde? Er hatte ja noch einige Themen, über die zu grübeln sich lohnte, zum Beispiel seine Ahnung nach jenem vorläufig letzten Experiment mit der Blastron-Anlage…
    Ruben schlief gut in dieser ersten Nacht, er wurde wach, als gelbes Dämmerlicht den Raum füllte. Die sanitären Unbequemlichkeiten des Raumanzugs, das Tubenfrühstück und der bevorstehende lange Tag ließen ihn überlegen, ob er nicht doch besser im Raumschiff geblieben wäre, aber dann sagte er sich, daß es wichtiger sei, das Leben auf der Marsstation kennenzulernen, und zwar von der sicherlich unangenehmsten Seite.
    Er versuchte, sich eins der Probleme vorzunehmen, über die er nachdenken wollte, aber es gelang ihm nicht, ohne alle Geräte, ohne Notizen, Licht und Bewegung geistig zu arbeiten. Er wurde nach ein bis anderthalb Stunden so müde, daß er eine Viertelstunde schlief, das geschah ihm mehrmals, und nun fürchtete er, nachts nicht schlafen zu können, aber diese Befürchtung erwies sich als grundlos. Am zweiten Tag vermochte er sich schon besser zu konzentrieren, und am dritten

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