Kurs Minosmond
Fundament der Station stark zusammenpressen – vielleicht zu stark? Aber auch wenn so ein Sturm nicht sehr oft auftrat, so hatte die Station doch schon mehrere unbeschadet überstanden, warum sollte gerade jetzt… Wenn er nur nicht so müde wäre, am besten, ein bißchen schlafen, nein, am Handgelenk glimmte ein rotes Licht auf, mal nachsehen, aha, die Luftzusammensetzung, der Kohlendioxidanteil wurde zu hoch, jetzt, da die Regeneration abgeschaltet war, Ruben hatte zuviel geatmet in den drei Tagen, mal eine Büchse Sauerstoff aufmachen, nein, sparsamer war wohl, alle zwei, drei Minuten eine kleine Dusche unter die Nase – ah, da war ihm doch gleich wohler!
Kalt war ihm trotzdem. Er leuchtete das Thermometer an – im Raum waren noch fünf Grad. Aber sein Raumanzug erhielt keinen Strom mehr aus der Stationsbatterie! Jetzt war es doch soweit. Gleich, wo die Ursachen lagen, er mußte etwas unternehmen!
Er zog das Helmvisier zu und stellte den Anzug auf Eigenversorgung um, das reichte für eine Stunde, die Reservebatterie nicht gerechnet, und er mußte ja nur ins Raumschiff kommen. Er verließ den Raum und achtete darauf, daß er die Tür schnell öffnete und schloß, denn im nächsten Raum und auf dem Gang zur Schleuse herrschten schon Minusgrade.
Die Schleuse reagierte nicht auf Tastendruck, er stutzte, zuerst etwas verwirrt, bis ihm einfiel, daß sie wohl auch von der Stromversorgung abgeschaltet war. Er bediente die Handregelung, drehte die Räder und klinkte die Verriegelung aus, und das klappte ohne Schwierigkeiten, dauerte dafür aber länger. Als er endlich draußen stand und die Tür wieder geschlossen hatte, war eine Viertelstunde vergangen.
Der Sturm zerrte an ihm, zwar schwach, aber Ruben fühlte sich dabei sonderbar, er war ja nur ein gutes Drittel so schwer wie auf der Erde, und da mußte er darauf achten, daß er das Gleichgewicht nicht verlor. Überhaupt merkte er jetzt, daß ihn die hiesige kleinere Schwerebeschleunigung im Vergleich zu Erde und Venus störte, während ihm die geringfügig kleinere auf der Venus im Vergleich zur Erde angenehm gewesen war. Hier betrug sie ein gutes Drittel der irdischen, auf dem Mond dagegen ein Sechstel, und das war seltsamerweise angenehmer. Aber sicherlich würde sich der Körper auch hier an die Verhältnisse gewöhnen.
Da war der Einstieg zum Raumschiff, die Schleuse reagierte auf den Befehl, nun war Ruben drinnen – und atmete auf. Gute Luft, die Aussicht auf ein anständiges Frühstück, das alles stimmte ihn fröhlich, zuerst aber mußte er seinen Plan umsetzen, und noch etwas störte ihn: das helle Licht, das er nicht mehr gewohnt war. In der Zentrale angekommen, schaltete er es ganz aus, denn er wollte sehen, was draußen passierte, wenn er das chemische Triebwerk zündete und ohne Antrieb laufen ließ. Da es nur für die Bewegung in der Atmosphäre bestimmt war, konnte er es zwei Tage leer laufen lassen, ohne daß der Rückstart gefährdet war, soviel Reserve hatte er bei der dünnen Atmosphäre des Mars.
Zwanzig Minuten, seit er die Station verlassen hatte. Er zündete, es gab ein paar Unregelmäßigkeiten im Lauf, weil das Heck gegen den Sturm gedreht war und der Sand weggepustet werden mußte, der da wohl eingedrungen war, aber dann lief das Triebwerk, drückte einen schwachen Feuerstrahl gegen den Sturm, und es schien, daß Rubens Rechnung aufging: Der Sturm drängte die heißen Gase zurück, am Schiff vorbei und zur Station, das Infrarotbild zeigte es. Dann erschien zuerst ein weißer Schimmer auf der Kuppel der Station, das Wasser in den Verbrennungsgasen schlug sich als Eis nieder, aber schon nach fünf Minuten verschwand das Weiße wieder: Jetzt begannen die Gase, die Station aufzuheizen.
Nun fühlte sich Ruben doch bedeutend wohler. Er bereitete sich ein Frühstück, wobei er nach und nach das Licht auf normale Werte hinaufregelte. Toast, Butter, Honig, ein Ei – wenn auch alles synthetisiert war, gab es doch unermeßliche Genüsse her nach der Tubennahrung der letzten Tage. Ein Bad vervollkommnete die Behaglichkeit.
Nachdem er alles genossen hatte, hätte er rundum zufrieden sein können. Er war es nicht. Sollte er nicht besser in die Station zurückkehren? Vorhin hatte er gedacht, das wäre nicht zu machen, ohne die Stabilität noch weiter zu gefährden. Jetzt fragte er sich, ob er dort nicht eventuell gebraucht würde. Wenn das Knacken nun doch weiterreichende Folgen haben sollte, dann wären die Schläfer in Gefahr, auch jetzt noch
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