Kurs Sol-System
RHEINGOLD gekommen?«
*
Nur bis auf einen Spalt von zehn Zentimetern Länge hatte Yaku die Bugluke geöffnet. Trotzdem bliesen sie ihre kleinen Giftpfeile bis ins Innere des Beibootes. Sogar mit ihren Lanzen trafen sie durch den Spalt. Auf den vorderen Sitzen steckten oder lagen schon sieben Wurflanzen.
Natürlich schoß er auf sie herab, aber an gezielte Kaskaden war nicht zu denken. Trotzdem traf er hin und wieder einen von ihnen, denn er hatte seine Waffe auf Streustrahlung eingestellt. Doch sobald sich der Lauf seines LK-Strahlers im Lukenspalt zeigte, setzten sie ihre Blasrohre an und spuckten ihre giftigen Pfeile zu ihm hinauf. Unter diesem primitiven, aber wirksamen Feuerschutz kletterten ihre Waffenbrüder an den Seilen in den Hangar hinein. Jede Minute etwa fünfundzwanzig – sie waren unglaublich flink. Und Angst schienen sie nicht zu kennen.
Irgendwann entdeckte Yaku einen Reflex im VQ-Feld des Ortungsmoduls. Ein Sparklancer. Unter dem Lukenspalt hindurch kroch er zur Instrumentenkonsole und aktivierte das Funkmodul. Er setzte eine Nachricht an die Adresse Bergens ab. Prompt kam die Antwort: »Ich habe Sie angepeilt, Tellim! Was ist los an Bord des Omegaraumers?«
Auf einmal ging ein Ruck durch den Rumpf des Schiffes. Im Hauptsichtfeld beobachtete Yaku, wie die Kalosaren dort unten strauchelten und stürzten. Er robbte zur Luke, streckte den Waffenlauf hinaus und verschoß weitgestreute Energiefächer. Kein Giftpfeil zischte mehr von unten zu ihm herauf. Er spähte zum Sichtfeld: Im Spalt zwischen den beiden Schottklappen tauchten keine neuen Kalosarenkrieger mehr auf. Diejenigen, die sich schon im Hangar aufgehalten hatten, rannten Richtung Innenschleuse.
Yaku kroch zurück zum Pilotensitz. Er räumte die Lanzen zur Seite, pflückte ein paar Blasrohrpfeile aus den Polstern und ließ sich in den Schalensessel fallen. Sein Schädel schmerzte, und er hatte Durst. »Hören Sie, Bergen, ich erkläre Ihnen später alles! Nur soviel: Einige hundert Aqualungbewohner sind in die RHEINGOLD eingedrungen. Wir haben jetzt also einen Haufen Killer an Bord. Schätze, es gibt zur Stunde eine Menge Krawall auf dem Schiff. Meine beiden Gefährten halten sich irgendwo an Bord auf; hoffentlich in der Zentrale. Ich selbst befinde mich in einem Hangar an Bord eines Beibootes. Sehen Sie das halbgeschlossene Schott?«
»Sehen wir«, kam es zurück.
»Das ist meine Position. Bleiben Sie in der Nähe der RHEINGOLD. Ich werde versuchen, das Schott für Sie öffnen, bevor das Schiff die Atmosphäre verläßt, damit sie an Bord kommen können. Verstanden?«
»Verstanden.«
Yaku Tellim unterbrach die Verbindung. Er machte sich nichts vor: Aufklärer und Kommunikator des Landungsschiffes hatten den Funkkontakt mitgehört und vielleicht schon entschlüsselt. Viel Zeit blieb nicht mehr.
Er blickte ins Sichtfeld – nirgends mehr ein Eingeborener zu sehen. Er spähte aus dem Frontfenster – nichts. Vorsichtig öffnete er die Luke und äugte nach unten. Sieben, acht Leichen von Kalosarenkriegern lagen am Rand des Trichters oder hingen an seinem Grund im Spalt zwischen den Schottklappen. Darunter erkannte er Flammen und Qualm. Im Hangar hielt sich kein einziger Eingeborener mehr auf.
Er holte die Rucksäcke der Tigern-Geschwister und seinen Koffer aus der letzten Sitzreihe des Beibootes. Zweimal mußte er nach unten klettern, bis er alles in der Innenschleuse verstaut hatte. Anschließend zerschoß er die Holzstiele der Waffen, die die Katzenartigen als Keile zwischen die Außenschottklappen geklemmt hatten. Die Widerhaken an den Seilenden riß er aus den Teleskopscharnieren. Der Weißhaarige arbeitete konzentriert und schnell. Schweiß rann ihm über das Gesicht und floß in den Halsteil des Überlebenssystems.
Nach sechs Minuten etwa kletterte er zurück in den Sparklancer. Über dessen Bordhirn öffnete er die äußeren Schottklappen ganz. Leichen, Seile und Klingen stürzten nach draußen. Zweihundert oder dreihundert Meter unterhalb des offenen Schotts sah Yaku turmhohe Flammen aus dem Wald schlagen. Er befahl dem Bordhirn des Beibootes, in vier Minuten zu starten. Merkwürdigerweise arbeitete es ohne Widerspruch mit ihm zusammen. Plutejo hatte in dieser Hinsicht Schwierigkeiten gehabt. Yaku vermutete, daß der Kooperationswille des Kunsthirns etwas mit seinem synthetischen linken Auge zu tun hatte. Immerhin enthielt die Prothese hochdifferenzierte Elektronik. In einem gewissen Sinne war sein linkes Auge eine Art
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