Kurs Sol-System
Dwingolangowars. Und – sie ist glücklich geschieden.
Gesegnet sei Subdirektor Jourdan von Fat Wyoming, der mir diesen Kreuzer für die Übersiedlung zur Verfügung stellte! Gesegnet sei Commodore Tartagnant, der diese Bordärztin einstellte! Gesegnet seien Auszeichnung, Umsiedlung, Gratulanten, Vorfreude und jede sonstige Art von Streß, die mich depressiv verstimmten und auf diese Weise in die Praxis und die Arme dieses Prachtweibes trieben!
Doch, es geht mir besser, wirklich. Aber ich zweifle, daß es nur an diesem Neuronenweichspüler liegt, an Mesacan.
Wenn ich die Aufzeichnungen der letzten zehn Tage lese, schäme ich mich. Was für ein kleinmütiges, verzagtes Pflänzchen ich doch sein kann! Wollte mich tatsächlich ohne Überlebenssystem aus einer Außenschleuse stürzen! Nicht zu fassen …!
Zufällig machte mein Eidmann und Leibwächter Alban gerade eine Flasche auf, an jenem schwarzen Tag, als ich mich durchs Foyer in Richtung Freitod davonschleichen wollte. Ein Waldbeerenschnaps von Gizeh, sechzehn Jahre alt! Alban hatte erst Gorges matt gesetzt und sechs Züge später seinen Bruder Urban zur Aufgabe gezwungen. Sein erster Sieg gegen beide in einer Partie. Das mußte erst noch gefeiert werden vor dem Sprung aus der Schleuse.
Es blieb nicht bei dieser einen Flasche, und nach der Schnapsprobe schlief ich einundzwanzig Stunden am Stück. Danach ging ich zum ersten Mal in die Sprechstunde von Donna Kyrilla. Und wer zwang mich förmlich dazu? Mein holdes Weib Lissa! Die Heiligen Göttinnen der Dwingolangowars von Fat Wyoming mögen sie davor bewahren, jemals davon zu erfahren. Und mich natürlich auch …
Die Flotte, die mich nach Terra Prima begleitet, ist mittlerweile auf dreihundertneunundachtzig Schiffe angewachsen. Ob ich die Vierhundert noch schaffe? Der eine oder andere fängt natürlich den einen oder anderen Funkspruch auf oder hat den einen oder anderen Verwandten oder Bekannten bei der Flotte. Und so machen neue Gerüchte in meiner umfangreichen Eskorte die Runde.
Zum Beispiel dieses: Lady Josefina sei gar keine Malerin gewesen. Und Sir Walker Paladei sei gar nicht ihr Vater. Beide seien nicht einmal verwandt. Vielmehr würde es sich bei Lady Josefina um eine hochrangige Offizierin des Geheimdienstes handeln. Name und Beruf seien nur ein Vorwand gewesen, um auf mein Schiff zu gelangen und dort den Subgeneral Bergen zu treffen und in die Falle zu locken. Die Falle war ihr Bett, nehme ich an. Ich kann ein gewisses Verständnis für den Subgeneral nicht verleugnen. Wer nicht festen Charakters ist und nach unerschütterlichen Prinzipien lebt, wird einer solchen Falle schwerlich ausweichen können.
Und dann – auch Sir Walker Paladei würde gar nicht Sir Walker Paladei heißen, sondern sei Mitglied einer finsteren Bruderschaft! Außerdem ein hochgradig geheimer Geheimdienstmann; einer der führenden Männer der GGS sogar! Zu keinem anderen Zweck unterwegs, als den angeblichen Verräter Bergen zu fangen! Nicht zu fassen!
Und wenn ich bedenke, daß all diese interessanten Menschen an Bord meines Schiffes weilten und mir persönlich gratuliert haben …
Donna Kyrilla hat mir übrigens Ruhe verordnet. Zur Durchsetzung dieser Verordnung hat sie bei Oberst Kühn die Entscheidung erwirkt, daß wir die Reise nach Terra Prima nun doch abkürzen. Ich bräuchte Schonung und dürfe nicht mehr so viele Gratulanten empfangen. Nun ist geplant, das Sol-System schon in der zweiten Märzwoche nach vier weiteren Para-Sprüngen zu erreichen. Mir soll es recht sein. Ich kann es kaum erwarten, Terra Prima endlich mit eigenen Augen zu sehen.
Unvorstellbar allerdings ist der Gedanke, daß ich mich dann von meiner Ärztin trennen muß. Nein, das geht nicht! Morgen werde ich Donna Kyrilla fragen, ob sie nicht meine Eidfrau werden will. Dann könnte ich sie mitnehmen …
In zwei Tagen wird der P.O.L. seine monatliche Ansprache halten. Ich bin gespannt, ob er auch diesmal wieder meinen Namen erwähnen wird …
Aus Dr. Gender DuBonheurs Reisetagebuch
4.
Aqualung, 54-02-26, 05.12.38 TPZ
Im Viquafeld ging die Sonne Tarkus auf. Wieder war eine der langen Aqualungnächte vorbei. Aber was spielte das schon für eine Rolle an Bord eines Omegaraumers der Republik Terra? Und was spielte das für eine Rolle in solch bitteren Zeiten? Tag oder Nacht, Terratag oder Aqualungnacht – eine Stunde war wie die andere: Kampf, Tod, Hunger, Warten.
Yakubar Tellim streckte die Beine auf der Konsole mit den
Weitere Kostenlose Bücher