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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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nicht.
    »Übermorgen hätten wir auch ohne diese Indiskretion gewusst, was mit Wiebke Reimers los ist«, sagte Sören, als keine Antwort kam.
    Erik wartete, bis der Wagen vor ihm zum Stehen gekommen war und der Ordner sich versichert hatte, dass sein eigener so dicht hinter dem Vordermann stand, dass kein Zentimeter der Verladefläche vergeudet wurde. Er zog die Handbremse an, legte den ersten Gang ein, stellte den Motor aus und schnallte sich ab. Erst dann fragt er: »Wieso?«
    »Weil Montag die Mattino rauskommt, in dem ihr Artikel erscheinen soll. Über den Selbstmord von Matilda Pütz, der Schwester der erfolgreichen Unternehmerin Corinna Matteuer! Und über den Mord an ihrem engsten Mitarbeiter. Vielleicht auch über Ludo Thöneßen, der in einem vollautomatischen Parksystem verreckt ist. Womöglich sogar über die Bürgerinitiative, den Protestmarsch und Ihre Schwiegermutter, die einer friesischen Demo ihren italienischen Schlachtruf aufgedrückt hat.«
    »Und wenn der Artikel nicht erscheint?«, fragte Erik und merkte im selben Augenblick, wie dumm seine Frage war.
    Sören tat ihm den Gefallen, trotzdem zu antworten: »Dann wird sie uns was erzählen von irgendeinem wichtigen Geschehen in Promikreisen und behaupten, der Artikel würde eine Woche später ins Blatt kommen.«
    »Aber wir werden ihr das nicht glauben«, sagte Erik und sah recht zufrieden aus. »Und müssen dann nur noch herausfinden, warum sie sich als Reporterin der Mattino ausgibt.«
    »Um uns auszuhorchen«, kam es prompt zurück.
    »Aber warum?«
    Sie starrten die Bahnhofsuhr an, sahen dem Zeiger so lange zu, bis er auf der Zwölf angekommen war. Schließlich meinte Sören: »Menno Koopmann würde es jedenfalls freuen, wenn er doch keine Konkurrenz befürchten müsste.«
    Erik stöhnte. Der Chefredakteur des Inselblattes war am Nachmittag zu ihm ins Kommissariat gekommen, um mehr über Dennis Happes Tod zu erfahren. Und als er ohne Neuigkeiten das Büro verlassen musste, hatte er wieder mal damit gedroht, gegen den Chef der Ermittlungen vorzugehen, wenn die Mattino Informationen veröffentlichen sollte, die dem Inselblatt vorenthalten wurden. Und sicherlich war es kein Zufall gewesen, dass kurz darauf die Staatsanwältin anrief, um die gleichen Fragen zu stellen wie Menno Koopmann. Dass der Chefredakteur mit Frau Dr. Speck befreundet war, machte den Umgang mit ihm nicht leichter.
    Unter diesen Umständen wusste Erik nicht, ob er sich wünschen sollte, dass der Artikel am Montag erschien und damit bewiesen wurde, dass Wiebke tatsächlich eine Reporterin der Mattino war. Wenn er nicht ins Blatt kam, würde es ein paar Probleme weniger geben. Denn dass Wiebke mehr herausgefunden hatte als Menno Koopmann, war so gut wie sicher.
    »Wenn sie keine Reporterin ist … wenn sie das nur vorgegeben hat, um an Informationen zu kommen … wenn sie sich an meine Schwiegermutter herangemacht hat …« Er brach ab und setzte hilflos hinzu: »Warum das alles?«
    »Weil sie irgendwas mit Corinna Matteuer, Matilda Pütz, Ludo Thöneßen und Dennis Happe zu tun hat. Vielleicht sogar mit Sila Simoni. Und zwar etwas, was sie verbergen muss. Also ist sie vielleicht in einen der Morde verstrickt.«
    Ein Windstoß rüttelte am Wagen. Der Sturm, der bis jetzt noch aus einzelnen, kecken Böen bestand, konnte zu einem dieser Herbststürme werden, von denen die Inselbewohner noch nach Jahren erzählten.
    Erik merkte plötzlich, warum ihm die Überlegungen allesamt nicht gefielen. »Sie muss für die Mattino arbeiten«, sagte er energisch. »Corinna hatte schon vor Matildas Tod mit ihr eine Verabredung. Wegen dieser Reportage über erfolgreiche Unternehmerinnen.«
    Aber Sören brauchte nur einen Augenblick, um Eriks Sicherheit wieder zu erschüttern. »Dann stimmt vermutlich nicht einmal ihr Name. Sie gibt sich als Wiebke Reimers aus, um sich unter diesem Namen bei Corinna einzuschleichen.«
    »Und die echte Wiebke Reimers?«
    »Die liegt womöglich tot im Watt!«
    »Sören!« Solche Vermutungen gingen Erik entschieden zu weit. Er war froh, als ein Ruck durch den Zug ging und er sich langsam in Bewegung setzte. Er schwieg eine Weile und wartete, bis der Zug Fahrt aufnahm. Die Fenster des Autos beschlugen bereits, da erst sagte Erik: »Übrigens habe ich noch etwas gefunden. Eine Telefonnummer. Sie bewahrt in ihrer Tasche die Telefonnummer von Klaus Matteuers Pflegeheim auf. Dabei ist der gar nicht mehr in der Lage zu telefonieren.«
    »Woher kennen Sie die Nummer von dem

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