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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Pflegeheim?«
    »Kenne ich natürlich nicht. Unter der Nummer war nur der Name ›Klaus‹ notiert. Ich habe da angerufen …«
    Sören machte eine abwehrende Geste. Ohne ein Wort holte er sein Handy hervor und wählte. »Die Auskunft? Ich hätte gerne die Nummer der Mattino. Ja, die Redaktion.« Kurz darauf bedankte er sich und sah Erik herausfordernd, beinahe trotzig an. »Ich rufe da jetzt an und frage nach Wiebke Reimers.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Mal sehen.« Sören stellte den Lautsprecher seines Handys an, sodass Erik mithören konnte. Währenddessen ließ der Zug den Bahnhof Westerland hinter sich. Auf der rechten Seite der Schienen reihten sich Einfamilienhäuser aneinander, auf der anderen Seite dehnten sich Wiesen, die immer größer wurden, je mehr sich die Bebauung zersiedelte und je näher das Meer kam.
    »Redaktion Mattino! Guten Tag?«
    Sören verzichtete darauf, seinen Namen zu nennen. »Verbinden Sie mich bitte mit Wiebke Reimers.«
    Es entstand eine kurze Stille in der Telefonleitung. »Wiebke Reimers? Wer soll das sein?«
    »Eine Redakteurin.«
    »Tut mir leid, in unserer Redaktion arbeitet niemand mit dem Namen Wiebke Reimers.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich bin zwar noch neu hier, aber die Liste mit allen Namen liegt vor mir. Eine Wiebke Reimers ist nicht dabei.«

M amma Carlotta hätte gerne den Tag mit einem Cappuccino in Käptens Kajüte begonnen, hätte dafür sogar Toves unfreundliche Behandlung bei ihrem letzten Besuch vergessen, aber da am Vortag keine einzige Unterschrift auf ihre Liste gekommen war, musste sie sich nun anstrengen. Am späten Vormittag sollte wieder eine Versammlung der Bürgerinitiative in der Sportlerklause stattfinden, da musste sie etwas vorzuweisen haben.
    »Peccato«, murmelte sie vor sich hin. »Wirklich schade!«
    Sie hätte gerne mit Tove ein paar Worte über das Bistro im Gesundheitshaus gesprochen und ihm nochmals dringend geraten, mit dem Verkauf von Käptens Kajüte noch zu warten. Außerdem wollte sie ihm sagen, was sie von seinem rüpelhaften Benehmen Sila Simoni gegenüber hielt, das er nach der Karambolage mit ihr an den Tag gelegt hatte. Aber es half nichts, sie musste sich beeilen. Je früher der Morgen, desto größer die Chance, die Touristen in ihren Unterkünften anzutreffen. Später würden sie zu Strandspaziergängen, Inselrundfahrten, zur Sylter Welle oder zu einer Wanderung durch die Braderuper Heide aufgebrochen sein. Und noch etwas nahm sie sich vor: Sie würde sich kurz fassen und dafür sorgen müssen, dass es zu keinen zeitraubenden Plaudereien kam. Das war höchst bedauerlich, aber die Ereignisse am Dorfteich hatten sie schon zu viel Zeit gekostet.
    Ihr Versuch, sich mit ihrem angeschwollenen Fußknöchel zu entschuldigen, war leider fehlgeschlagen. Felix und Carolin hatten ihn von allen Seiten betrachtet und betastet und waren dann zu der Ansicht gekommen, dass sie auf dem Wege der Besserung sei. »Wenn du das Fahrrad nimmst, wird der Knöchel geschont«, behauptete Carolin und versah ihn noch mit einem stützenden Stretchverband. »Du schaffst das schon.«
    Mamma Carlotta studierte die Liste der Straßen, in denen noch keine Unterschriften gesammelt worden waren, sehr genau und suchte sich diejenigen aus, die parallel zum Strand verliefen und damit Schutz vor dem eiskalten Wind boten, der vom Meer kam und sich über Nacht zu einem Sturm erhoben hatte. Sie band die Kapuze unter dem Kinn zusammen, wickelte den Schal, den Carolin ihr geliehen hatte, um den Hals und zog sogar die Handschuhe an, die Felix ihr überlassen hatte. Nichts dergleichen brauchte sie in Umbrien, selbst im tiefsten Winter nicht. Sie hatte sich im letzten Jahr sogar von Felix fotografieren lassen, damit man ihr in ihrem Dorf glaubte, wie dick man auf Sylt manchmal angezogen sein musste.
    Sie begann am Strandübergang Seestraße, um bei dieser Gelegenheit Fietje einen guten Morgen zu wünschen. Der befand sich allerdings nicht in seinem Strandwärterhäuschen, und auch am Strand war er nicht zu sehen. Vermutlich war er noch nicht über sein Frühstücks-Jever in Käptens Kajüte hinausgekommen. Im Dünenhof zum Kronprinzen, der direkt neben dem Strandübergang lag, wurden ihr zum Glück viele Türen geöffnet, und so konnte sie sich schon eine halbe Stunde später an zwölf Unterschriften erfreuen. Schade war nur, dass sie einige Gespräche, die vielversprechend begonnen hatten, abbrechen musste, um ihrem Vorsatz treu zu bleiben, so viele Unterschriften wie

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