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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Einwand zu überhören und die Ruhe zu bewahren. »Das Inselblatt weiß Bescheid, also darf auch die Mattino davon erfahren. Wobei ich bezweifle, dass es für eine überregionale Zeitschrift von Interesse ist, dass in einer Wohnung am Dorfteich eingebrochen wurde.«
    Sören, der sich unter der aufgeladenen Stimmung bisher nur geduckt hatte, schien endlich etwas sagen zu wollen: »Wieso hat Ihr Architekt nicht in einem Hotel gewohnt?«, fragte er Corinna. »Wäre das nicht bequemer für ihn gewesen?«
    Erik warf Sören einen strengen Blick zu, und Mamma Carlotta fuhr herum, als wollte sie ihn mit dem Holzlöffel angreifen. »Das war Dennis Happes Wohnung, in die eingebrochen wurde?«
    Sören erkannte, dass er etwas verraten hatte, was Erik noch nicht in die Öffentlichkeit entlassen wollte. Aber es war zu spät, wenn er auch verzweifelt versuchte, seine Bemerkung zurückzunehmen und bis zur Unkenntlichkeit zu verwandeln. Hastig behauptete er, auf Sylt würde sehr häufig in Ferienwohnungen eingebrochen, am Dorfteich sei es besonders schlimm, und überhaupt würden die Diebe immer dreister …
    Aber Erik fand schließlich einen besseren Weg, von dem Thema abzulenken, und machte den Vorschlag, erst mal einen Espresso zu kochen. Flehend sah er seine Schwiegermutter an. »Du kannst das Essen sicherlich ein paar Minuten warm halten?«
    »Für mich bitte einen Milchkaffee«, sagte Wiebke Reimers und lächelte Erik an, ohne zu bemerken, dass sie von Corinna mit Blicken niedergestreckt wurde.
    Mamma Carlotta klammerte sich an die Hoffnung, dass der Besuch in ein paar Minuten das Haus verlassen würde und nicht mehr die Rede davon war, ihnen Antipasti vorzusetzen. Währenddessen drückte Erik einen Knopf an der Espressomaschine, die Geräusche des Mahlwerks füllten für Augenblicke die ganze Küche aus und zermalmten jedes Gespräch gleich mit.
    Dass ihr Schwiegersohn mit der Linken seinen Schnauzer glatt strich und mit der Rechten an seinem Pullunder zupfte, während der Kaffee in die erste Tasse lief, fiel Mamma Carlotta sofort auf. Auch dass seine Haltung ungewöhnlich starr war, dass er das feine Rinnsal des Kaffees fixierte, als könnte er damit dessen Qualität beeinflussen, bemerkte sie. Er hatte etwas vor! Der Gedanke schoss durch ihren Kopf und verdrängte sogar die skandalöse Neuigkeit, dass es sich um Dennis Happes Ferienwohnung gehandelt hatte, aus deren Badezimmerfenster sie gesprungen war. Nun nahm er die Tasse, warf einen unsicheren Blick voraus, als wäre er in Sorge, die Stelle auf dem Tisch zu verpassen, wo er sie vor Wiebke Reimers abstellen wollte, und im nächsten Augenblick begriff Mamma Carlotta, was er vorhatte. Wenn sie auch den Grund für sein merkwürdiges Verhalten nicht durchschaute …

S ören war beleidigt. Als sie in die Trift einbogen, schwieg er, als sie die Einfahrt zur Verladung auf den Autozug nahmen, redete er noch immer kein Wort, und als sie sich der Autoschlange anschlossen, presste er die Lippen derart demonstrativ aufeinander, dass Erik Angst bekam, er würde bis Glücksburg so weitermachen. Ihm wurde klar, dass er Sören reinen Wein einschenken musste, so unangenehm es ihm auch war. Nachdem er sogar seine Schwiegermutter notgedrungen ins Vertrauen hatte ziehen müssen, war Sörens Anspruch noch größer geworden.
    Erik blickte in den grauen Himmel, betrachtete lange die Wolken, die über sie hinwegjagten, sah den Möwen nach, die sich schreiend davontragen ließen und schreiend zurückkehrten. »Es wird Sturm geben.«
    Aber Sören sprach noch immer nicht mit ihm. Nicht einmal über etwas so Banales wie das Wetter.
    »Okay, ich habe einen Fehler gemacht«, sagte Erik nun. »Ich hätte Ihnen gleich sagen sollen, was ich getan habe.«
    Immerhin veränderte sich nun Sörens Haltung. Er wollte nicht mehr demonstrieren, dass ihm sein Chef und sein Job völlig egal waren, sondern hören, was Erik zu sagen hatte. Sosehr er sich auch bemühte, sich sein Interesse nicht anmerken zu lassen! Aber Erik sah seine Hände, die nicht mehr schlaff auf den Oberschenkeln lagen, sondern sich bewegten, als wollten sie nach dem, was er zu hören bekommen würde, greifen. Und er sah, wie sich Sörens Oberschenkelmuskulatur anspannte.
    »Es ging mir nicht darum, Ihnen etwas zu verschweigen. Es war mir nur peinlich, Ihnen einzugestehen, was ich getan habe. Hätten Sie so was gemacht, hätte ich Ihnen die Leviten gelesen.«
    Sören hatte am Tag zuvor sofort gemerkt, dass der Milchkaffee nicht versehentlich

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