Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
Ihre Gäste denken?«
    »Wer Hunger hat, denkt nicht.«
    »Wem l’estetica und l’igiene wichtig sind, der betritt keine Kneipe, vor der stinkende Turnschuhe auslüften«, erwiderte Mamma Carlotta trotzig, ließ sich auf einem Barhocker nieder und legte ihren verletzten Fuß auf den nächsten.
    Nun mischte sich sogar der sonst so wortkarge Fietje ein. »Wem Ästhetik wichtig ist, der kommt gar nicht auf die Idee, Käptens Kajüte zu betreten.«
    »Dösbaddel!«, fuhr Tove ihn an. »Als wenn du eine Ahnung von Ästhetik hättest!«
    Da schwang die Eingangstür auf, und ein junger Mann betrat naserümpfend Käptens Kajüte. »Moin! Da vorn hat einer seine alten Treter entsorgt. Will Sie jemand ärgern, dass er seine stinkenden Schlappen ausgerechnet vor Ihrer Tür fallen lässt?«
    Wütend knallte Tove die Tasse mit dem Cappuccino vor Mamma Carlotta auf die Theke, dann lief er zur Tür, riss sie auf und verschwand. Kurze Zeit später kam er von hinten durch die Küche in die Imbissstube zurück. »Dann stinken sie jetzt eben hinter dem Haus weiter«, brummte er. Als Vergeltung für die Unverschämtheit, Toves ausgetretene Turnschuhe vor der Tür zur Kenntnis zu nehmen, bekam der Gast nun die älteste Bratwurst und die trockenste Scheibe Toastbrot serviert.
    Als der Kunde abgefertigt war, wagte Mamma Carlotta den Einwurf, dass er sich im neuen Gesundheitshaus von Braderup solche Schlampereien nicht würde erlauben können. »Stinkende Turnschuhe vor der Eingangstür auslüften? Dann könnten Sie gleich wieder dichtmachen.« Und listig fügte sie hinzu: »Wenn Sie das Bistro überhaupt bekommen!«
    Tove grinste, was bei ihm stets so aussah, als fletschte er die Zähne. »Das Bistro ist mir so gut wie sicher.«
    »So gut wie? Einen Vertrag haben Sie also noch nicht?«
    »Frau Matteuer hat gestern Nachmittag einen Kaffee bei mir genommen. Über meine alten Turnschuhe ist die weggestiegen, ohne ein Wort zu sagen.«
    Mamma Carlotta starrte ihn ungläubig an. »Signora Matteuer ist bei Ihnen eingekehrt?«
    Tove nickte stolz. »Um mir zu sagen, dass die Sache mit dem Bistro klargeht.« Tove genoss den seltenen Umstand, dass es seinem italienischen Gast die Sprache verschlug, und ergänzte: »Ihr Schwiegersohn war übrigens auch da.«
    Diese Auskunft belebte Mamma Carlotta prompt. »Mit der Matteuer zusammen?«
    »Quatsch! Der wollte keinen Kaffee, der wollte mich befragen. Weil nämlich meine Fingerabdrücke an dem Fensterrahmen des Baubüros gefunden worden sind.«
    »Sie meinen das eingeschlagene Fenster?«, fragte Mamma Carlotta aufgeregt.
    »Exakt! Ich glaube, Ihr Schwiegersohn wollte mir da einen Strick draus drehen. Aber nicht mit mir! Ich habe natürlich zugegeben, dass ich den Fensterrahmen angefasst habe. Ist ja klar! Wenn man sieht, dass eine Scheibe eingeschlagen wurde, geht man hin und guckt.«
    »Hat mein Schwiegersohn das geglaubt?«
    »Muss er wohl. Er kann mir nichts anderes beweisen.«
    »Sie waren es also nicht, der die Scheibe eingeschlagen hat?«
    »Wo denken Sie hin, Signora!« Tove zog die Mundwinkel noch weiter auseinander. »So was würde ich nie tun!«

E ndlich hatten sie die B 199 erreicht, die von Niebüll nach Flensburg führte. Erik drückte aufs Gas, sein alter Ford pustete eine schwarze Wolke aus dem Auspuff. Aber bei gut hundert nahm Erik bereits wieder den Fuß vom Gas. Auch auf dem Festland war der Sturm beachtlich. Als der Wagen von einer Bö erfasst wurde, erschrak er und fuhr von da an so langsam, dass Sören ungeduldig wurde. »Vielleicht sollte ich besser ans Steuer?«
    Erik überhörte dieses Angebot, das reine Provokation war. »Wahrscheinlich ist es überflüssig, nach Glückstadt zu fahren«, meinte er stattdessen.
    »Sag ich doch!«, ereiferte sich Sören. »Eine Wohnung zu durchsuchen, ohne zu wissen, was man finden will – das ist Zeitverschwendung. In dem Westerländer Apartment der beiden Schwestern haben wir auch nichts gefunden.«
    »Die Staatsanwältin meint aber, dass wir das Motiv für den Mord an Dennis Happe in Matildas Umgebung finden.«
    Sören griff sich an den Kopf. »Nur, weil er unter Matildas Schreibtisch gefunden wurde! Das kann Zufall gewesen sein.«
    »Wissen Sie was Besseres?«
    Sörens Laune hatte sich seit der Abfahrt nur unwesentlich gebessert. Dass sein Chef ihm zunächst verschwiegen hatte, in Wiebke Reimers Tasche gegriffen zu haben, kränkte ihn nach wie vor. »Jetzt haben wir ja neue Belastungsmomente. Wir sollten uns auf Wiebke Reimers

Weitere Kostenlose Bücher