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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Raum setzte ihr zu, und das untätige Warten war eine weitere Qual. Sie fragte sich allmählich, warum niemand in Käptens Kajüte erschien, der sie erlöste. Der Schlüssel steckte noch in der Tür der Vorratskammer, da war Mamma Carlotta ganz sicher.
    Dann hörte sie draußen ein Kind rufen, und ihr kam ein schrecklicher Gedanke. »Hier ist zu! Ich fahre zu Feinkost Meyer!«
    »Zu?« Mamma Carlotta fuhr von dem Wischeimer hoch. »Der Schlüssel hat auf der Theke gelegen!«
    Wiebke sah ängstlich zu ihr auf. »Was soll das heißen?«
    Mamma Carlotta mochte es kaum aussprechen. »Derjenige, der uns hier eingeschlossen hat, hat den ganzen Laden verriegelt.«
    Wiebke schien zu schwach zu sein, um aufzustehen. »Warum?«, fragte sie.
    Darauf konnte Mamma Carlotta keine Antwort geben. Erst recht nicht auf ihre nächste Frage: »Wie kommen wir nun hier raus?«

E rik hatte die Nummer des Baubüros gewählt, aber dort meldete sich niemand. Er saß an seinem Schreibtisch und sah auf die Uhr, es war später Nachmittag. Die neue Bürokraft hatte womöglich schon Feierabend.
    Er suchte Corinnas Handynummer heraus, und sie nahm schon nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Erik! Wie schön!«
    Er bemühte sich um einen sachlichen Tonfall. »Wir haben Tove Griess vorläufig festgenommen«, berichtete er. »Er lügt das Blaue vom Himmel herunter. Ich denke, ich werde morgen einen Haftbefehl bekommen.«
    »Hat er Sila auf dem Gewissen?«
    »Sieht so aus. Wir haben einen Fußabdruck gefunden, er stammt von seinen Schuhen. Morgen werden wir sehen, ob seine DNA an dem Zahnstocher gefunden wurde. Ich gehe fest davon aus. Und dann ist er dran.«
    »Hat er Dennis auch umgebracht?«
    Erik zögerte. »Das wissen wir noch nicht.«
    »Nett, dass du mir Bescheid gesagt hast.«
    »Ich habe noch eine Frage«, ergänzte Erik hastig. »Tove Griess behauptet, er hätte dich vor einiger Zeit belauscht, als du Ludo einen Besuch abgestattet hast. Er sagt, es wäre die Rede davon gewesen, dass Matilda ein Verhältnis mit deinem Mann hatte.«
    Es blieb eine Weile still in der Leitung. Erik hörte Verkehrsrauschen und das Klappern von vorbeifahrenden Fahrrädern. Corinna war anscheinend zu Fuß unterwegs. »Das ist blanker Unsinn«, kam nun ihre Antwort.
    »Er sagt, du hättest Ludo am Tag vor Matildas Tod besucht. Während Ina Müller ihr Konzert am Flughafen gab.«
    Nun lachte Corinna erleichtert auf. »Das kann gar nicht sein. Ich war bei diesem Konzert. Matilda hatte keine Lust, sie wollte zu Hause bleiben.« Ihre Stimme wurde sehr ernst und traurig. »Wenn ich geahnt hätte, mit welchen schweren Gedanken sie sich herumschlug, wäre ich bei ihr geblieben.«
    Erik ging darauf nicht ein. »Ich dachte mir schon, dass er lügt. Das wäre der Beweis.« Zögernd fragte er: »Du bist sicherlich von jemandem gesehen worden?«
    Zum Glück blieben Vorwürfe aus. An die Frage, die Erik erwartet hatte – »Brauche ich etwa ein Alibi?« –, schien Corinna nicht einmal zu denken. Ihre Stimme wurde wieder hell und lebhaft. »Am Eingang habe ich Heino Hansen getroffen, unseren Hausmeister. Wir haben das Konzert zusammen angesehen.«
    Da Sören den Raum betrat, verabschiedete sich Erik von Corinna und legte auf.
    Sören begann sofort zu berichten: »Jacqueline sagt, sie hätten schon seit Wochen keine Saunagäste mehr. Für einen Spanner war da nichts zu holen!« Er sah Erik zufrieden an. »Ich habe sie auch gefragt, ob der Mörder gewusst haben kann, dass Sila saunieren wollte. Sie sagt, sie hätte in der Sportlerklause darüber gesprochen, dass sie endlich mal wieder die Sauna anstellen dürfe. Allerdings weiß sie nicht mehr, wer anwesend war.«
    »Tatsache ist also«, fasste Erik zusammen, »dass Corinna nicht die Einzige war, die von Silas Plan wusste, sich vor dem Schlafengehen noch in die Sauna zu setzen.«
    Damit sprach er zum ersten Mal aus, was seit Silas Tod in seinem Kopf herumgeisterte. War Sila Simoni zufällig in der Sauna überrascht worden? Oder hatte der Täter bewusst diesen Augenblick gewählt, in dem sie ihm hilflos ausgeliefert war? »Aber die Schlinge um Tove Griess’ Hals zieht sich zu«, sagte Erik. »Er wollte sich für den Unfall rächen, und so eine unverhältnismäßige Reaktion passt zu ihm. Dann müssen wir ihm nur noch den Mord an Dennis Happe nachweisen.«
    Sören wiegte den Kopf hin und her und sah zweifelnd aus dem Fenster. »Oder wir müssen einen zweiten Mörder finden.«
    Er stand auf und ging zum Fenster, Erik gesellte sich zu

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