Kurschatten: Ein Sylt-Krimi
woanders. Okay, wir müssen die Angaben der Matteuer noch überprüfen, aber ich gehe davon aus, dass der Hausmeister ihre Angaben bestätigen wird. Sie war beim Ina-Müller-Konzert und nicht bei Ludo! Tove Griess lügt also!«
Eriks Stimme klang ärgerlich. »Verdammt! Ich muss Vetterich Beine machen. Spätestens morgen früh will ich wissen, ob an dem Zahnstocher die DNA von Tove Griess zu finden ist.«
Eine kurze Pause trat ein, ehe Sören entschlossen sagte: »Okay, ich rufe den Manager der Simoni noch einmal an. Er hat nichts davon gesagt, dass sie ein Adoptivkind war, nur, dass sie keine nahen Verwandten hatte.«
»Reden Sie noch mal mit ihm. Wenn er es weiß, dann hat er es vielleicht vergessen zu erwähnen. Oder er fand es nicht wichtig.«
Mamma Carlotta hörte, wie Erik eine Flasche aus dem Weinregal zog.
»Und was ist mit dem Inhalt ihrer Tasche?«, fragte Sören nun. »Die beiden Anstecknadeln! Die Telefonnummer von Klaus Matteuer! Wie passt das in Ihre Theorie?«
Einen Moment war es still. Erik dachte vermutlich über Sörens Einwurf nach und fand keine Antwort darauf.
Auch durch Mamma Carlottas Kopf rasten die Gedanken, aber ehe sie eine Idee hervorgebracht hatten, hörte sie Erik sagen: »Wenn die Adoption das Motiv ist, dann muss Klaus Matteuer da auch mit drinhängen.«
»Und Matilda Pütz und Corinna Matteuer ebenfalls?«
Eriks Stimme war sehr langsam und bedächtig. Mamma Carlotta war sicher, dass er sich gründlich den Schnauzer glattstrich, ehe er antwortete: »Ja, irgendwie. Nur … wie?«
Vor dem Haus wurde eine Autotür zugeschlagen, und Mamma Carlotta hörte schwere Schritte, die sich der Haustür näherten. Vorsichtig und beinahe geräuschlos drückte sie die Kellertür ins Schloss.
Keine Minute zu früh! Schon klingelte es an der Tür. Der dicke Gerichtsmediziner stand davor, strahlte Mamma Carlotta an und kramte ein paar seiner dürftigen Italienischkenntnisse hervor. »Signora! Grazie für die Einladung!«
Kurz darauf saßen die drei Männer am Tisch, Erik entkorkte den Wein, Dr. Hillmot probierte bereits die ersten marinierten Zucchini und brach die getoasteten Brotscheiben auseinander.
Mamma Carlotta röstete die gekochten Bandnudeln im Olivenöl, die später zu dem Gemüse und den Kabeljaustückchen gegeben werden sollten. Da klingelte Eriks Handy.
Er sah aufs Display und bedachte Sören mit einem bedeutungsvollen Blick. »Dienstlich«, murmelte er. Dann nahm er ab und begrüßte Rudi Engdahl, den Polizeiobermeister des Reviers Westerland. Als er das Gespräch beendet hatte, sah er ratlos aus.
»Merkwürdig«, murmelte er. »Rudi Engdahl sagt, Wiebke Reimers wäre gerade im Kommissariat gewesen. Er weiß, dass Vetterich ihre Fingerabdrücke an dem Stein gefunden hat, mit dem das Fenster des Baubüros eingeschlagen wurde. Und er weiß natürlich auch, dass wir Tove Griess verhaftet haben. Deshalb meinte er, wir sollten wissen, dass Wiebke Reimers den Diebstahl ihrer Tasche gemeldet hat. Sie wurde ihr ausgerechnet in Käptens Kajüte geklaut.«
Mamma Carlotta gab die Nudeln in die Gemüse-Fisch-Pfanne und hoffte, dass niemand ihre zitternden Hände bemerkte. Wiebke Reimers! Erik wusste, dass sie ein Adoptivkind war! Und sie wusste nun, dass Wiebke Reimers den Stein ins Fenster des Baubüros geschleudert hatte! Wenn Erik nun noch wüsste, dass Wiebke am Dorfteich gewesen war … Aber das konnte sie ihm unmöglich verraten, ohne selbst einzugestehen, dass sie sich in Dennis Happes Wohnung geschlichen hatte. Nein, das durfte Erik niemals erfahren! Wenn nur endlich Toves Unschuld bewiesen war! Mamma Carlotta hatte mittlerweile begriffen, dass die Schuhabdrücke vor dem Fenster kein Beweis, sondern nur ein Indiz waren. Erik musste endlich erfahren, dass Tove gar nicht selbst am Squashcenter gewesen war, sondern dass ihm Fietje von seiner Beobachtung erzählt hatte! Dann würde Erik den Verdacht gegen den Wirt endlich fallen lassen und sich um den wirklichen Mörder kümmern!
Der Gerichtsmediziner brachte »Grazie!« und »Delizioso!« hervor, als Mamma Carlotta die Fisch-Nudel-Pfanne auf den Tisch stellte. »Padella di pesce e pasta! Prego! Buon appetito!«
Dr. Hillmot versuchte es mit: »Meraviglioso!« und »Fantastico!«, dann begann er zu essen und ließ Erik und Sören darüber beraten, ob es wirklich ein Zufall sein konnte, dass Wiebke Reimers’ Tasche ausgerechnet in Käptens Kajüte gestohlen worden war. »Fietje Tiensch stand hinter der Theke«, sagte Erik, »und
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