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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Danach würde es Tove Griess an den Kragen gehen. Dass der Zahnstocher, der vor der Saunakabine gefunden worden war, schon mal in seinem Mund gesteckt hatte, überführte ihn. Er würde bald begreifen, dass weiteres Leugnen sinnlos war.
    Erik hatte plötzlich das Gefühl, dass dieser Tag nicht nur eine Sturmflut, sondern auch die Lösung seiner Mordfälle bringen würde. Aber er fürchtete, dass dieser Tag auch eine große Niederlage für ihn bereithielt.
    Zwei Stunden später standen Erik und Sören am Strandübergang zwischen dem alten Gosch und dem Kliffkieker. Auf dem obersten Punkt waren sie stehen geblieben. »Was tun wir hier?«, fragte Sören. »Nicht gerade das beste Wetter für einen Strandspaziergang.« Kurz darauf gab Sören sich die Antwort selbst: »Ach so! Wiebke Reimers wohnt in der Windrose! Und wir stehen hier, weil Sie nach einem Grund suchen, sie zu besuchen?«
    Erik antwortete nicht. Stattdessen sagte er: »Wir haben Windstärke 9, und der Wasserstand steigt immer noch. Wenn das so weitergeht, steht das Wasser bald an den Böschungen der Deiche.« Er hatte sich ins Dozieren geflüchtet und fuhr fort: »Wenn das gezeitenbedingte Hochwasser und das sturmbedingte Windstaumaximum gleichzeitig auftreten, kommt es immer zu Überflutungen. Hoffentlich geht alles gut.«
    Sören schwieg. Sie hielten sich am Geländer des Strandübergangs fest, schützten sich vor dem Sturm, indem sie sich so klein wie möglich machten, und starrten in die aufschäumenden Wellen, die sich immer bedrohlicher näherten und gelegentlich schon nach dem Strandhafer griffen.
    Plötzlich richtete Erik sich auf und drehte sich um. »Sie haben recht, ich möchte mit Wiebke Reimers reden. Vielleicht treffen wir sie beim Frühstück an.«
    Sören folgte ihm, ihre Jacken knatterten, die Schals schlugen ihnen ins Gesicht, die Hosen beulten sich. Als sie sich dem Hotel näherten, fragte Sören: »Wollen Sie die Reimers etwa damit konfrontieren, dass wir ihre Fingerabdrücke auf dem Stein und in Happes Wohnung gefunden haben?«
    Erik zögerte. »Am liebsten, aber … ob das klug ist?«
    Sören verneinte entschieden. »Dann können Sie ihr auch gleich verraten, dass Sie in ihrer Tasche rumgeschnüffelt haben!«
    Erik nickte. »Sie wird sagen, dass sie die Scheibe eingeschlagen hat, um an ein spektakuläres Foto mit der Leiche zu kommen. Wie sollen wir ihr das Gegenteil beweisen?«
    Sören nickte mutlos. »Und wenn sie für die Fingerabdrücke an Happes Badezimmerfenster auch eine Erklärung findet, stehen wir dumm da.«
    »Ich dachte, die gestohlene Handtasche ist ein guter Grund, noch mal mit ihr zu reden. Vielleicht verrät sie sich irgendwie.«
    Sie waren vor dem Hotel Windrose angekommen, aber Sören blieb stehen, als Erik auf den Eingang zugehen wollte. Er zeigte zu dem Parkplatz neben dem neuen Gosch, wo sie den Wagen abgestellt hatten. »Ich setze mich ins Auto und versuche, die Happes zu erreichen. Und den Manager von Sila Simoni. Wenn Sie danach noch nicht fertig sind, schaue ich mir mal den Neubau an.«
    Er wandte sich ab, ehe Erik etwas erwidern konnte, und schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Erik sah ihm eine Weile nach, dann betrat er entschlossen das Hotel. Der Portier wies ihm den Weg zum Frühstücksraum, konnte ihm jedoch nicht sagen, ob Wiebke Reimers dort anzutreffen war.
    Er entdeckte sie sofort, denn die Tische waren nur spärlich besetzt. Anscheinend waren viele Syltgäste, als im Wetterbericht von der nahenden Sturmflut die Rede gewesen war, von der Insel geflohen.
    Wiebke Reimers trug diesmal einen himmelblauen Rollkragenpullover, dazu enge Jeans und wieder ihre Cowboystiefel. Sie stand am Büfett und legte sich eine Scheibe Brot auf den Teller. Dann trat sie den Rückweg zu ihrem Tisch an. Sehr langsam, sehr vorsichtig! Und tatsächlich erreichte sie ihn, ohne dass ein Unglück geschehen war, ohne dass die Brotscheibe vom Teller rutschte oder ihr der Aufschnitt auf die Füße fiel. Als sie auf ihrem Stuhl saß, merkte Erik, dass er die Luft angehalten hatte.
    Sie sah überrascht auf, als er vor ihrem Tisch erschien, begrüßte ihn aber freundlich und bot ihm einen Stuhl an. Den Kaffee, für den sie sorgen wollte, lehnte er jedoch ab.
    »Erik«, sagte sie mit weicher Stimme. »Bist du privat hier oder dienstlich?«
    Sie duzte ihn! Sie lächelte ihn vertraut an! Sie schien keine Ahnung zu haben, dass er ihr auf der Spur war!
    »Ich habe gehört, dass Ihre … deine Tasche gestohlen wurde. Ich bin hier, um dir zu

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