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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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von mir will.«
    Es war die Stimme seiner Schwiegermutter, die an sein Ohr prallte. »Enrico! Hier ist was Schreckliches passiert!«
    Erik spürte, wie die Beine unter ihm nachgaben. Er musste sich an den Stehtisch lehnen, weil er Angst hatte umzusinken. »Ist was mit den Kindern?«, brachte er mühsam heraus. »Ist die Demo aus dem Ruder gelaufen?«
    »No, no!«, kam es zurück. »Die Kinder sind gesund! Und ich auch. Aber Dennis Happe! Er … ist tot. Kannst du sofort kommen, Enrico?«
    Erik sah Sören verwirrt an. Er brauchte eine Weile, um seine Erleichterung zu begreifen, erst dann konnte er fragen: »Was ist mit ihm passiert? Und woher weißt du das? Von welchem Telefon rufst du überhaupt an?«
    »Wiebke Reimers hat mir ihr Handy geliehen. Du weißt doch, die Reporterin der Mattino! Sie hat Dennis Happe gefunden! Er liegt unter seinem Schreibtisch im Baubüro.«
    »Wir kommen sofort!« Erik beendete das Gespräch. »Wiebke Reimers«, sagte er versonnen. »Schon wieder sie …«

» S ignora!« Dr. Hillmot vergaß für Augenblicke, warum er ins Büro von Matteuer-Immobilien gerufen worden war. »Wie schön, dass Sie mal wieder auf Sylt sind!«
    Beinahe hätte Mamma Carlotta jubelnd zugestimmt und den dicken Gerichtsmediziner gleich zum Essen eingeladen, weil eine Köchin wie sie nichts lieber hatte als einen Mann, der alles und viel mit Begeisterung zu sich nahm. Das war genau nach ihrem Geschmack!
    Aber zum Glück fiel ihr noch rechtzeitig ein, dass sie sich in der Nähe eines Toten befanden und sich um Pietät bemühen mussten. Dr. Hillmot kam gar nicht so schnell mit, als ihre Miene schlagartig auf Betroffenheit umstellte. Als er sich dem Toten zuwandte, lag in seinem Gesicht immer noch die Wiedersehensfreude.
    »So ein junger Mann«, jammerte Mamma Carlotta. »Das ganze Leben hatte er noch vor sich!«
    Beinahe hätte sie noch erwähnt, wie sympathisch Dennis Happe gewesen war, wie gut er ausgesehen hatte und dass er womöglich in naher Zukunft Urlaub in ihrem Dorf gemacht hätte … da fiel ihr ein, dass sie vorsichtig sein musste. Besser, sie stellte das laute Klagen und Jammern ein. Die Gefahr war zu groß, dass ihr etwas Unbedachtes rausrutschte und sie sich damit verriet. Wie sollte sie dann erklären, bei welcher Gelegenheit sie mit Dennis Happe ein so nettes Gespräch geführt hatte?
    Erik zog seine Schwiegermutter aus dem Baucontainer und führte sie vor das zerschlagene Fenster. »Also, noch einmal fürs Protokoll … Du bist hier hinters Haus gegangen. Warum eigentlich?«
    »Weil …« Durch Mamma Carlottas Kopf rasten die Gedanken, aber ihr fiel nichts ein, womit sie Tove und Fietje aus dieser schrecklichen Sache heraushalten konnte. Warum waren sie auch weggelaufen, statt auf Eriks Eintreffen zu warten?
    »Weil wir immer abhauen, wenn die Polente im Anmarsch ist«, hatte Tove rüde geantwortet. »Wir haben nix gesehen! Also können wir auch nix aussagen.«
    Fietje hatte nur wortlos genickt, und so waren die beiden in seltener Eintracht zu Toves Lieferwagen gelaufen, der in der Nähe geparkt war, und hatten die Flucht ergriffen.
    »Wegen der Gegendemonstranten«, antwortete sie nun. »Da waren zwei, die dafür demonstrierten, dass das Gesundheitshaus gebaut wird. Aber die wurden natürlich niedergeschrien. Und als sie sich nicht mehr zu wehren wussten, haben sie sich hinter dem Baubüro versteckt. Es sah nämlich ganz so aus, als sollten sie Prügel beziehen.« Sie zögerte, entschloss sich dann aber, nicht alles zu verraten. Wenn Erik erfuhr, dass sie Tove am Fenster gesehen hatte, bevor er die Flucht antrat, würde er womöglich glauben, ihr heimlicher Freund habe etwas mit dem Mord zu tun.
    »Wieso bist du ihnen nachgegangen?«, fragte Erik verständnislos.
    »Ich … habe mir Sorgen gemacht«, behauptete Mamma Carlotta. »Man weiß nie, was solche Leute machen, wenn sie allein sind.«
    »Kanntest du sie?«
    Am liebsten hätte Mamma Carlotta verneint, aber dann entschloss sie sich anders. Tove hatte es nicht verdient, dass sie für ihn log. »Dieser Wirt … der, vor dem du mich immer warnst. Und der Strandwärter, der am Strandübergang an der Seestraße arbeitet.«
    »Und wo sind die jetzt? Hast du ihnen nicht gesagt, dass sie warten müssen?«
    »Naturalmente! Ich bin die Schwiegermutter eines Commissario, ich weiß Bescheid. Aber … sie wollten nicht.«
    Eriks Blick fiel auf Wiebke, die ihn nicht beachtete. Sie ging mit schussbereiter Kamera vor den Fenstern auf und ab und warf in jedes

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