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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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einen Blick. Es machte ihn nervös, dass sie nicht still stehen konnte, und er zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie gegen etwas stieß, über etwas stolperte oder leise klagte und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf hielt, weil sie nicht daran gedacht hatte, dass die Fenster sich nach außen öffnen. Er wartete auf einen heimlichen Blick, auf die Frage in ihren Augen, die er mit einem Kopfschütteln beantworten wollte, um sicher sein zu können, dass der Kuss ihr Geheimnis blieb. Jedenfalls vorerst.
    Erik wandte sich wieder seiner Schwiegermutter zu. »Was hast du dann beobachtet?«
    Auch Mamma Carlotta sah nun Wiebke an. »Ich hörte, dass jemand im Büro war, und habe nachgeschaut. Da habe ich Frau Reimers gesehen. Sie hatte gerade die Leiche entdeckt.«
    Erik winkte Wiebke heran, die nur zögernd näher kam. Er sah sie eindringlich an und stellte seine Frage besonders laut und nachdrücklich, damit sie bemerkte, wie er sie anredete. »Was hatten Sie hinter dem Baubüro zu suchen, Frau Reimers?«
    Wiebke verstand sofort, nahm ihren Blick aus seinen Augen und schaute zur Seite, als suchte sie etwas, mit dessen Hilfe sie ihre Enttäuschung überwinden konnte.
    »Ich schreibe keine Reportage über die Demo oder über die Bürgerinitiative.« Sie warf Mamma Carlotta einen entschuldigenden Blick zu und ergänzte schnell: »Jedenfalls nicht nur. Mir geht es mehr um Corinna Matteuer. Sie wissen ja, eigentlich wollte ich eine Reportage über sie als erfolgreiche Unternehmerin schreiben. Als daraus nichts wurde, habe ich Fakten für eine Story über die private Corinna Matteuer gesammelt. Den Selbstmord ihrer Schwester und so …«
    Erik atmete heimlich auf. »Hat Frau Matteuer dazu ihr Einverständnis gegeben?«
    Wiebke zog die Schultern hoch und stand für Augenblicke da wie ein kleines Schulmädchen, das gescholten wurde. »Sie ist eine öffentliche Person. Sie muss sich damit abfinden, dass die Bevölkerung sich für ihr Leben interessiert.«
    Erik war zwar ganz anderer Meinung, aber er beließ es dabei. »Sie haben also in die Fenster geschaut, um ein gutes Foto von Corinna Matteuer und ihren Mitarbeitern während der Demo zu schießen?«
    Wiebke nickte. »Und dabei sind mir das eingeschlagene Fenster und der Tote aufgefallen.«
    Vetterich sah aus einem der Fenster und gab Erik einen Wink, dass er ins Haus kommen sollte.
    Als er außer Hörweite war, flüsterte Wiebke Mamma Carlotta zu: »Danke, dass Sie nichts verraten haben. Am Ende hätte er meine Kamera konfisziert, und dann hätte ich ohne Fotos dagestanden.«
    Mamma Carlotta fühlte sich nicht wohl. Schon wieder eine Kumpanei, die sie eigentlich gar nicht wollte! »Sie haben mir auch geholfen«, sagte sie in steifer Würde. »Sie haben nicht verraten, dass ich hier im Baubüro war und mich nach einem Ladenlokal für meinen Neffen erkundigt habe. Und Sie haben auch niemandem gesagt, dass ich in Käptens Kajüte an der Theke gesessen habe. Come si dice? Eine Hand wäscht die andere.«
    Nun lachte Wiebke so fröhlich, dass Mamma Carlotta für Augenblicke die Frage vergaß, was mit den Fotos geschehen sollte, die die Reporterin gemacht hatte. Aber noch rechtzeitig fiel sie ihr wieder ein, und sie zeigte auf Wiebkes Kamera. »Sollen die etwa in die Zeitung?«
    »Wenn sie meinem Chef gefallen! Man sieht ja nur die Beine des Toten und ein bisschen Blut.« Wiebke sah sich zu dem Fenster um, hinter dem Eriks Stimme zu hören war. »Erst der Selbstmord der Schwester, dann die Ermordung eines Mitarbeiters – dass mit dieser Corinna Matteuer was nicht stimmt, ist so gut wie sicher.«
    Noch bevor Mamma Carlotta der jungen Reporterin Vorhaltungen machen konnte, weil sie diesen entsetzlichen Mordfall behandelte wie jede beliebige Zeitungsmeldung, bog Corinna Matteuers auffälliger dunkler Range Rover aufs Gelände ein.
    Sofort griff Wiebke nach ihrer Kamera. »Jetzt muss ich alles richtig machen. Die Matteuer darf nicht merken, dass ich sie fotografiere, sonst kommt sie noch auf die Idee, es mir zu verbieten.«
    Sie zerrte an Mamma Carlottas Arm. »Kommen Sie! Ich mache unauffällig ein paar Fotos, und dann stellen wir uns neben die Kaffeemaschine und halten einen Plausch. So fallen zwei Frauen am wenigsten auf. Vielleicht schnappen wir was auf!«
    Wiebke lief voran. Erst als Corinna Matteuers Wagen direkt auf sie zusteuerte, ging sie zur Seite, sah aber am Auto vorbei, als interessiere sie nicht, wer am Steuer saß.
    Als Corinna aus dem Wagen stieg, hätte Wiebke sie

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