Kurswechsel im Beruf
wir, dass sie Zeit kostet.
Zusätzlich müssen wir uns um vieles kümmern, das bisher anderen Abteilungen oblag. Als Selbstständige sind wir für alle Funktionen unseres Unternehmens zuständig. Vieles machen wir zum ersten Mal, ob es die erforderlichen Anmeldungen bei Behörden sind, die erste Umsatzsteuererklärung oder das erste Mailing. Da können sich schon Gefühle von Überforderung einstellen. Und bei alldem soll auch noch Zeit für die Kunden bleiben.
Zum Trost: Sie werden sich von Tag zu Tag souveräner auf dem ungewohnten Terrain bewegen. In den Literaturhinweisen und im Anhang finden Sie Bücher und Adressen, wo Sie Hilfe erhalten. Und manches wird besser an einen Experten delegiert, statt Ihre Zeit damit zu verschwenden, auch wenn das gerade in der Anfangszeit, wenn die Einnahmen noch spärlich fließen, nicht leicht fällt.
Wenn Sie erwartet haben, dass der Einstieg Ihnen aufgrund Ihrer guten Kontakte leicht gemacht wird, werden Sie höchstwahrscheinlich enttäuscht. Jedenfalls wissen viele Gründer von dieser Erfahrung zu berichten.
Vertrauen Sie nicht auf alte Beziehungen
Peter M. kannte aus seiner Zeit als Vertriebsdirektor eine Menge Leute. Das schien ihm eine gute Basis für seine neue Karriere als Personalberater. Als er auf Akquisitionstour ging, stellte er bald fest, dass die alten Kontakte sich deutlich abgekühlt hatten. In sechs Monaten erhielt er nur einen Auftrag. Irgendwann dämmerte ihm, dass die alten Geschäftsbeziehungen wenig mit ihm als Person zu tun hatten, mehr mit seiner früheren Funktion. Bei der Abwicklung des Auftrages merkte er ferner, dass es nicht reicht, einige Bekannte anzurufen und heiße Tipps für wechselwillige Kandidaten zu bekommen. Rechtzeitig genug erkannte er seine Fehleinschätzungen. Er fand eine Kooperation mit einem etablierten Personalberatungsunternehmen. Dort lernte er sein neues Handwerk von der Pike auf und hat sich mittlerweile einen stabilen Kundenstamm aufgebaut.
Vielen Ex-Angestellten geht es ähnlich wie Peter M. Wir verlassen uns zu sehr auf unsere bisherigen Beziehungen und unterschätzen den Akquisitionsaufwand. Einige haben auch falsche Vorstellungen von ihrem künftigen Beruf. Deshalb: Nutzen Sie schon Ihre Zeit als Angestellter, um sich gründlich zu informieren. Bauen Sie frühzeitig eine ausreichende finanzielle Reserve auf. Wenn der Sprung in ein eigenes Unternehmen zu groß ist, kann ein weiterer Zwischenschritt angebracht sein, zum Beispiel die Kooperation mit einem Unternehmen oder Netzwerk. Gerade für Freiberufler gibt es zahlreiche Möglichkeiten in dieser Hinsicht.
Wenn Sie fest damit gerechnet hatten, auf frühere Kontakte bauen zu können, kann die plötzliche Abkühlung des Verhältnisses eine herbe Enttäuschung sein. Trösten Sie sich damit, dass schon viele andere diese Erfahrung gemacht haben. Sie hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun.
Sie sind kein Kollege mehr
Haben Sie nach einer schönen Urlaubsreise auch schon Adressen mit Ihren Mitreisenden ausgetauscht und sich versprochen, in Kontakt zu bleiben? Im Zweifelsfall werden diese Zusagen nie eingelöst. Ähnlich ist es beim Abschied von ehemaligen Kollegen.
Zum einen hängt das damit zusammen, dass Sie bisher den Alltag miteinander geteilt haben und jetzt nicht mehr. Wenn Sie als Besucher kommen, haben Sie Abstand zu den Problemen der anderen und Ihre Erfahrungen können Angestellte nicht nachvollziehen, weil sie noch nie in der Situation waren. Sie stellen fest, dass Sie sich nicht mehr so viel zu sagen haben. Das ist immer so, wenn jemand ausscheidet. Nehmen Sie es deshalb nicht persönlich.
In Ihrem Fall kommt aber noch etwas hinzu. Sie haben einen Schritt gewagt, von dem viele nur träumen, ohne ihn jemals zu realisieren. Wenn Sie einen ehemaligen Kollegen treffen, bei dem das der Fall ist, rühren Sie an eine geheime Wunde. Laut Harriet Rubin ist jeder Kontakt mit Ihnen eine seelische Bedrohung für die anderen, schlimmer zu verkraften als eine geschäftliche Bedrohung.
Das muss nicht bei allen so sein. Einige werden sich aufrichtig freuen, wenn sie von Ihnen hören, und interessiert sein an Ihren Erfahrungen. Doch rechnen Sie vorsichtshalber damit, dass das die Minderheit sein wird.
Die beste Empfehlung ist auch hier wieder, sich rechtzeitig um ein persönliches Netzwerk zu kümmern, in dem Sie Rückhalt finden.
Je mehr Abstand Sie zu Ihrer früheren Angestelltenzeit gewinnen, desto einfacher wird es, mit den emotionalen und praktischen Schwierigkeiten
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