Kurswechsel im Beruf
aller Vorbereitung – irgendwann ist es so weit. Der Schritt in die Selbstständigkeit ist fällig. Und damit die Abnabelung vom alten Unternehmen.
2. Abnabelung vom alten Unternehmen: Vom Team-Mitglied zum Einzelkämpfer
Mit widersprüchlichen Gefühlen umgehen
Soziales Netzwerk pflegen
Praktische Schwierigkeiten bewältigen
Vertrauen Sie nicht auf alte Beziehungen
Sie sind kein Kollege mehr
Mehr als zwanzig Jahre haben wir uns eingeordnet. Wir haben zwar von der großen Freiheit geträumt, aber im selben Atemzug die Fürsorge unseres Arbeitgebers genossen. Wir hatten unsere begrenzte Aufgabe. Um den Rest – angefangen von der Akquisition von Kunden bis zur Kontrolle des Zahlungseingangs – mussten wir uns nicht kümmern. Unsere berufliche Entwicklung lag in den Händen unserer Vorgesetzten oder der Abteilung Personalentwicklung. Und selbst das leibliche Wohl kam dank Kantine und Fitnessangeboten nicht zu kurz. Die Auffassung von Harriet Rubin, das Unternehmen sei Elternersatz, ist vor diesem Hintergrund nicht übertrieben.
Die Kehrseite der Medaille: Wir haben ein Stück weit unsere eigene Identität und Verantwortung aufgegeben, die wir uns jetzt zurückerobern müssen. Schon im ersten Teil haben wir uns damit beschäftigt, dass die Sicherheit erkauft war durch viele Kompromisse, im Großen wie im Kleinen. Die Versorgung über die Nabelschnur erfolgte um den Preis, dass wir nicht wissen, ob wir aus eigener Kraft überlebensfähig sind.
Wenn wir die Nabelschnur jetzt kappen, kommen zwei Aufgaben gleichzeitig auf uns zu: Einmal müssen wir uns um uns selbst kümmern. Wie kommen wir zurecht, wenn wir auf eigenen Füßen stehen – psychologisch und praktisch? Gleichzeitig erfordert unser gerade entstehendes Unternehmen alle Aufmerksamkeit.
In dieser Situation sind widersprüchliche Gefühle zu bewältigen, ferner rein praktische Schwierigkeiten. Hinzu kommt noch, dass unsere früheren Beziehungen nicht halten, was sie zu versprechen schienen. Besser, Sie sind auf diese Themen vorbereitet.
Mit widersprüchlichen Gefühlen umgehen
Bernd S. erlebte ein ungeheures Glücksgefühl, als er dem goldenen Käfig entronnen war. Margitta B. hingegen stürzte in ein schwarzes Loch. Sie sah nur, was sie alles nicht konnte und verwünschte ihre Tollkühnheit, den Schutz des Großunternehmens zu verlassen. Beide Extreme können auftreten – und auch wieder vergehen.
Auch Trauer ist nicht selten. Ich halte sie sogar notwendig für einen gelungenen Ablöseprozess. Sie ist völlig unabhängig davon, von wessen Seite die Initiative ausging. Wenn wir mehr als zwanzig Jahre als Angestellte gearbeitet haben, möglicherweise sogar für ein einziges Unternehmen, geben wir schließlich eine Menge auf.
Existenzielle Ängste, Verelendungsfantasien – damit haben wir uns bereits in Kapitel 4 beschäftigt („Überwinden, was mich bremst“).
Das Wichtigste bei all diesen möglicherweise auftretenden Gefühlen ist, sie wahrzunehmen, aber nicht zu ernst. Sie sind nichts Unnormales, sondern wohlbekannte Begleiter bei Veränderungen dieser Art.
Soziales Netzwerk pflegen
Ein wichtiges Element in Ihrem Survival Kit ist Ihr soziales Netzwerk, und zwar sowohl in Gestalt der sogenannten „weak ties“, also eher lockerer Beziehungen, als auch der „strong ties“, enger Freunde und Verwandten. Lockere Bekanntschaften – dazu zählen auch Online- Netzwerke wie etwa XING – sind wichtig für den Informationsaustausch und sachliche Gespräche. Die anderen, Freunde und Familienangehörige, können eine Quelle emotionaler Unterstützung sein, aus der wir in diesen harten Zeiten immer wieder trinken können.
Auch betriebswirtschaftlich macht sich übrigens ein stützendes Netzwerk positiv bemerkbar. Beide Formen von Unterstützung, sowohl durch die weak als durch die strong ties, erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit des Betriebes signifikant.
Machen Sie sich frühzeitig bewusst, wer in diesen Zeiten für Sie wichtig ist, wie Sie den Kontakt zu diesen Menschen pflegen und was Sie auch geben können. Denn keine Beziehung, ob stark oder schwach, verträgt es auf Dauer, eine Einbahnstraße zu sein.
Praktische Schwierigkeiten bewältigen
Nicht minder anstrengend sind die praktischen Schwierigkeiten. Keine Sekretärin diskret im Hintergrund, die uns den Rücken freihält, niemand, der uns eben hilft, den Fehler am PC zu beheben. Eine Menge administrativer Arbeit kommt auf uns zu, die bisher unsichtbar erledigt wurde. Jetzt entdecken
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