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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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hoch, packte eine speckige, aber gut erhaltene Lederjacke oben drauf und wollte mit seiner Last eben hinaus in den Bus, als ihn ein weiterer ungebetener Gast bei der Arbeit störte.
    Jetzt hatte der Profi die Situation nicht mehr ganz so souverän im Griff. Der Ederl registrierte den Schweiß auf seiner Stirn und ein unschlüssiges Zögern, das einer echten Spitzenkraft - und der Ederl hatte in seiner langen Karriere schon des öfteren die Ehre gehabt, für echte Spitzenkräfte den Buckel zu machen - ganz einfach nicht passieren darf.
    Nach dieser Verzögerung von ein paar Sekunden ließ er das Messer in der Tasche, packte den stummen Gast von hinten an der Gurgel und faßte sich ein angeschimmeltes Sesselbein. Er zog es dem Alten über den Schädel und stieß ihn dann gegen einen Stapel Bierkisten.
    Als der Stapel umstürzte und den Mann unter sich begrub, war der Ederl schon in der Tür.
    Der Mordswirbel hinter ihm, das Scheppern und Klirren der zerbrechenden Flaschen, bestärkte ihn in seinem Verdacht, daß sein Chef von diesem Auftrag leicht überfordert war. Und er beeilte sich, die Kisten in den VW-Bus zu schaffen, ehe im Haus die ersten Fenster aufflogen und das Ende der unglückseligen Aktion vor vollen Rängen stattfand. Der Abgang blieb unbemerkt. Der Ederl lud die Kisten in den Bus, während der Profi den Wagen startete. Und dann ging die Fahrt zurück zum neuen Parkhaus hinter dem Westbahnhof. Der Ederl machte wieder den Lotsen, beklagte zuerst den Verlauf der Operation und klopfte dann bescheiden wegen einer Gagenerhöhung an (das mit der Fixanstellung hatte er sich mittlerweile anders überlegt), denn schließlich seien das Verladen einer Leiche in eine Tiefkühltruhe und der damit verbundene Streß nicht Gegenstand der Vereinbarung gewesen.
    Aber in Geldangelegenheiten war der Profi wirklich professionell. „Halt’s Maul“, sagte er nur.
    Bei einem anderen Geschäftspartner hätte der Ederl jetzt die Welt nicht mehr verstanden und aus dem Zahlungsunwilligen diverse Zulagen herausgeprügelt. Aber mit dem Profi wollte er sich doch lieber auf keine Diskussionen einlassen. Also kassierte er am Parkplatz hinter dem Westbahnhof sein Honorar und nahm als kleine Entschädigung die Lederjacke des Wickerl Auer mit.
    Dann leistete er sich ein Taxi zu seinem Wirten und einen anständigen Rausch.
    Auch Leute wie Ederl der Große wollen manchmal nur vergessen.

22
    Brunner zieht ein zweites Bild aus der Tasche.
    „Sie wissen, was jetzt kommt, Herr Weinhofer“, sagt er. „Und auch Sie sind herzlich eingeladen, Herr Doktor.“
    Die Oberschwester, die pünktlich nach zehn Minuten ins Besucherzimmer kam, um den Herrn Josef zurück ins Bett zu holen, und nun schon die ganze Zeit in Vernachlässigung ihrer Pflicht Brunners Tatsachenbericht lauscht, drängt mich resolut zur Seite, um ja als erste einen Blick auf das Phantombild eines sächselnden Profi-Killers werfen zu können.
    „Das traut man dem garned zu. Wie der Schein oft trügt“, kommt sie ins Philosophieren.
    Aber der Herr Josef hat die für Brunner wesentlichere Erkenntnis:
    „Der war am Freitag da. Ja. Am Nachmittag. Der und der Doldinger. Hat einen kleinen Mokka bestellt und wollt telefonieren. Weil die zwei Telefonzellen in der Gegend schon wieder außer Betrieb sind. Jetzt kommen s’ alle zu mir. Fünf Leut mindestens am Tag. Und er auch. Is nach hinten, ein paar Minuten, dann hat er seinen Mokka ausgetrunken und is wieder gegangen. Und hat ein paar Minuten später den Rudi umgebracht.“
    Der Herr Josef schüttelt den Kopf.
    Brunner schiebt mir das Phantombild über den Tisch.
    Ein junger Götz George, verbissen, mit starker Gastritis.
    Ich weiß nicht, ob ich den Typ schon einmal gesehen habe. Vielleicht am Donnerstag, als im Rallye die Hölle los war und gegen Mitternacht eine Sensation in einem rubinroten Kostüm das Lokal betrat, weil sie telefonieren wollte; eine Sensation, mit der ich jetzt auf dem Weg nach Schwechat wäre, in ihrem Mietwagen, in dem es nach Zimt, Mandeln und tausend orientalischen Geheimnissen duftet.
    „Na, Herr Doktor, vielleicht am Donnerstag sagt Brunner.
    „Möglich“, sage ich. „Ich schau mir die Leut nicht so genau an.“
    „Die Leut nicht, aber die Damen“, sagt Brunner und lacht. „Er war da. Donnerstag auf d’ Nacht. Wie wir uns zufällig getroffen haben. Er war hinten beim Flipperautomaten und dann ist er kurz neben dem Skocik an der Bar gestanden. Hat beim Rudi einen Kaffee bestellt, und der Rudi hat

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