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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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ihn gefragt, was für einen Kaffee er haben will, weil Kaffees gibt’s viele und jeder ist anders. Da war es offensichtlich, daß er nicht vom Grund ist. Aber mir ist schon vorher aufgefallen, daß der Mann neu im Lokal ist und sich für alles interessiert, nur nicht für einen persönlichen Anschluß.“
    „Und woran merken Sie sowas, Herr Oberinspektor?“ fragt die Oberschwester, deren ganzes Interesse zuerst von der Bettruhe des Herrn Josef zu Brunners detaillierter Schilderung abgedriftet ist, und das jetzt nur noch dem Mann hinter der rauhen Schale des Kriminalisten gilt.
    „Training“, sagt Brunner. „Fünfundzwanzig Jahre hartes Training. Wann haben Sie heute eigentlich Dienstschluß, Schwester...?“
    „Ursula“, sagt die Hantige, ein leises Beben in der Stimme. „Warum wollen S’ denn das wissen?“
    „Man ist viel im Dienst, aber man ist auch ein bißl Mensch“, sagt Brunner und produziert den vielsagendsten Dackelblick, den ich seit Lino Venturas Glanzzeit gesehen habe.
    „Um acht“, sagt sie und errötet sanft.
    Der Herr Josef, der die letzte Zeit ganz in sich versunken dagesessen ist, stört durch lautes und anhaltendes Husten.
    Also befindet Schwester Ursula schweren Herzens, daß es höchste Zeit ist für den Herrn Weinhofer, ins Bett zu gehen. Als ich mich von ihm verabschiede, schaut der Herr Josef sehr alt und wirklich krank aus.
    „Hat mich ehrlich gfreut, daß Sie da waren, Herr Kurt“, sagt er. „Im Rallye werden wir uns ja so schnell nicht wieder sehen. Aber wenn Sie Ihre Platten aus dem Wurlitzer brauchen, dann rufen S’ meine Schwester an. Sie ist jeden Tag ab sieben am Abend daheim.“
    Die Oberschwester begleitet den Herrn Josef hinaus.
    Ich will gehen. Auf ein kleines Bier. Für den Anfang.
    „Auf ein Wort noch, Herr Doktor“, hält mich Brunner zurück.
    Er will mir nur bestätigen, was ich mir ohnehin schon gedacht habe: nämlich daß der sächselnde Profi zwar den Rudi umgebracht hat, nicht aber den Wickerl, obwohl sich der Täter derselben Schlächtermethoden bedient hat.
    Ein Täuschungsmanöver, das nicht ganz gelungen ist. Denn die Experten in der Gerichtsmedizin haben in vergleichenden Studien herausarbeiten können, daß die beiden Morde mit verschiedenen Tatwaffen begangen wurden.
    „Und dann gibt es noch einen kleinen Unterschied“, sagt Brunner. „Ein Detail am Rande, das wir nicht an die Presse gegeben haben, der deutsche Wertarbeiter also nicht wissen konnte, als er seine Tat so aussehen lassen wollte, als ob unser Schlächter von Sechshaus auch den Rudi abgeschlachtet hätte. Als die Leiche vom Wickerl gefunden wurde, fehlte ihr ein nicht unwichtiges Organ. Das Herz. Das hat ihr der Mörder fachmännisch aus der Brust geschnitten und mitgenommen. Als Andenken quasi.“
    Ich erhöhe auf ein kleines Bier und einen großen Weinbrand. Für den Anfang.
    Aber Brunner läßt mich noch nicht ziehen. Er will, daß ich noch einmal ganz scharf nachdenke. Über alles, was ich vom Wickerl weiß, seinen Umgang, Freund und Feind, „Mom & Dead“.
    „Sie sind in der Szene zu Haus, Herr Doktor“, sagt Brunner. „Und unser Mörder auch. Ich kann’s noch nicht beweisen. Aber ich spür das.“
    „Im Urin?“
    „Gewissermaßen.“
    Vielleicht sollte ich den Kontakt zwischen Brunner und dem Trainer intensivieren. Die beiden hätten sich allerhand zu erzählen.
    „Leute wie Sie, die sich in diesen Kreisen bewegen, schnappen Sachen auf, hören da was und hören dort was. Und alles, die kleinste Kleinigkeit, kann der entscheidende Hinweis sein, Herr Doktor.“
    „Ich werd drüber nachdenken“, verspreche ich.
    „Und rufen Sie mich an“, sagt Brunner zum Abschied. „Aber heut nimmer. Das hat bis morgen Zeit.“

23
    Der Chevy hupt.
    Der Doc ist dran.
    „Wie geht’s Nippon? Wie geht’s dem Kronprinz Rudolf und der Mary?“ frage ich.
    „Gutgut. Hervorragend. Folgendes ... „, sagt der Doc. Er hat es eilig.
    „Und was war wirklich los in Mayerling?“
    „Harakiri“, sagt der Doc.
    „Beide?“
    „Beide. Zuerst die Vetsera, dann der Kronprinz. Mit ihren elfenbeinernen Zahnstochern. Sonst noch Fragen? Nein? Gut. Dann hör mir endlich zu.“
    Der Anruf des Doc kommt mir zwar nicht direkt ungelegen, aber ich habe mich eben mit drei Bieren und dem letzten Rest Mezcal von meinem Krankenhausaufenthalt erholt, und will jetzt eigentlich nur untätig auf der Bettbank liegen und in Ruhe auf positive Gedanken warten.
    Es ist Sonntagabend, das Wochenende war - sieht man

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