Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
Vom Netzwerk:
was, das uns beide angeht“, sage ich.
    „Ahja? Is mir noch nicht aufgfallen. Aber bitte. Ich laß mich gern überraschen. Nur heut is es wirklich ungünstig. Wie schaut’s bei dir morgen aus?“
    Schön langsam finde ich Gefallen an dem Spiel. Alleinstehende Männer, die kein Mädchen wie Donna in ihrem Bekanntenkreis haben, müssen für fernmündliche Vergnügungen dieser Art tief ins Börsel greifen.
    „Morgen ist es vielleicht schon zu spät“, sage ich.
    Donna seufzt.
    „Darf das wahr sein? Was kann bei uns zwei nicht bis morgen warten? Hab ich gestern irgendwas zu dir gsagt? Ich red viel, wann der Tag lang is, aber es is nicht alles so wörtlich gemeint. Verstehst?“
    „Die Sache is die“, sage ich, „du kriegst was von mir.“
    Pause. Dann ein erleichtertes Auflachen.
    „Vergiß es, Kurtl. Bitte nimm die Mappe und heiz sie ein, oder hau sie in den Mist oder bau dir aus den Zetteln Papierflieger und schieß sie aus dem Fenster. Ich brauch die Gedichte von dem Quäler wirklich nicht. Die marschieren bei mir sofort und ungschaut zum Altpapier.“
    „Okay. Die Mappe vom Dichterfürsten zum Altpapier“, sage ich, „aber was soll ich mit den Cassetten machen?“
    „Mit welchen Cassetten?“
    „Fürst Astaroth. Thanksgiving-Party. Santa Monica. California. USA.“
    Lange Pause.
    „Du?“
    Kurze Pause.
    „Dieser Arsch!“
    „Welcher Arsch?“
    „Wann ich Arsch sag, dann mein ich fast immer nur den Wickerl“, sagt Donna. „Und wieso tragt dieser Arsch die Cassetten ausgerechnet zu dir?“
    „Das is eine längere Gschicht“, sage ich. „Wie gesagt: wenn es sich bei dir terminmäßig einrichten läßt, ich hab heut nix mehr Großartiges vor und hätt die Sache ganz gern aus der Welt.“
    „Klar. Komm einfach vorbei“, sagt Donna, und nachdem sie mir bereitwilligst ihre Adresse verraten hat:
    „So ein Arsch.“

25
    Das blühende Leben sieht anders aus.
    Aber Donna hat sich alle Mühe gegeben, die Spuren der letzten Nacht mit einigen Lagen Make-up zu verspachteln. Auch ihr Blond dürfte gelitten haben, denn ihre Haarpracht ist unter einem schwarzen Turban versteckt. Die prächtige Oberweite hingegen kommt in dem körperbetonten Hausanzug mit dem extra tiefen V-Ausschnitt vortrefflich zur Geltung.
    „Sapperlot“, sage ich, weil ich mit einer in den Schwermetallfarben ihrer Musik gehaltenen Garconniere gerechnet habe, sich dem staunenden Auge aber ein Wohnparadies von mindestens 200 Quadratmetern darbietet: Das Dachgeschoß eines Jugendstilhauses in der Florianigasse, generalsaniert und mit Bambus, Schilfrohr und wucherndem Grünzeug in verschieden große Wohnsektoren unterteilt. Hell, freundlich und nicht zu bezahlen. Wäre mir diese Untugend nicht völlig fremd, mich würde glatt der Neid fressen.
    „Der Herr Vater wollte sich wieder einmal in Erinnerung bringen und hat die Finanzierung übernommen“, sagt Donna.
    Der Zierrat und die unzähligen Masken an den Wänden und Dachbalken stammen aus aller Herren Länder, alles handverlesene Stücke oder zumindest sündteure Kopien. Das Völkerkundemuseum kann da nicht wirklich mithalten.
    „Wie heißt der Herr Vater? Indiana Jones?“ frage ich und schaue einer präkolumbianischen Göttermaske ins Froschgesicht.
    Donna lacht hinter einem Perlschnurvorhang. Dann kommt sie mit zwei Gläsern Bier aus dem Küchensektor und drückt mir eine Biertulpe in die Hand.
    „Auf den ehrlichen Finder!“
    Sie prostet mir mit einem strahlenden Lächeln zu und läßt dabei den Billa -Sack mit den sechs Cassetten nicht aus den Augen, den mir der Doc vor seinem Haus ins Taxi gereicht hat.
    „Lagebesprechung mit dem Trainer morgen pünktlich um 10 Uhr bei mir“, gab er mir noch mißgelaunt mit auf den Weg. Und aus Paris, meinte er, gäbe es noch keine Antwort, weil es noch keine Anfrage gibt, denn schließlich hätte er zuzüglich zu meinen Sorgen auch noch seine eigenen, das Harakiri von Mayerling gar nicht miteingerechnet.
    „Prostmahlzeit!“ Donna und ich bringen die Tulpen zum Klingen.
    „Daß da ein finanzstarker Herr Vater beteiligt ist, beruhigt mich. Weil wenn die moderne Musik so ein Eigenheim abwirft, hätte ich mir ernsthaft überlegen müssen, auf meine alten Tage und mit meinen spitzen Knien noch rasch auf Sex-Metal umzusatteln.“
    „Sex-Metal?“ gluckst Donna. „Ich mache Sex-Metal?“„Also wenn du mich fragst. Als Laien.“
    „Sex-Metal. Super. Das muß ich morgen gleich dem Stevie erzählen. Sex-Metal. Drauf wär ich nie gekommen.

Weitere Kostenlose Bücher