Kurt Ostbahn - Blutrausch
Hauses. Lästig. Und du bringst ihn nicht an.
Dann hat auf dem Tape diese Fernsehtussi, die Kelly Nichols, ihren großen Auftritt. Und der Wickerl schaut wie ein Autobus. Kann’s nicht fassen, daß diese zickige High-Society-Schnitte so mit dem Arsch wackeln kann. Wenn du wie sie einen stinkreichen Lover hast, der aber leider nur einen hochkriegt, wenn du vor Publikum die Gummi-Nummer abziehst, dann lernst du ganz, ganz schnell, wie man richtig mit dem Arsch wackelt. Das wird quasi zur Überlebensfrage. Was wollt ich eigentlich sagen?“
Interessant: Bei Donna haben der Schnee von gestern und der Hanf von heute die gleiche Wirkung. Elfi, die Nette, hat nix mehr zu sagen, und Donna, die Schrille, redet, als gab’s für jedes auch noch so überflüssige Wort einen Zehner ins Sparschwein.
„Daß dir der Wickerl die Cassetten gefladert hat“, sage ich.
„Noch nicht“, korrigiert sie mich, „zuerst wollte er einen Wickel mit dem Gily anfangen. Aber das ist daran gescheitert, daß der Gily kaum Deutsch kann und der Wickerl weder Englisch noch Französisch. Kann. Konnte. Gekonnt hat. Dann sind der Gily und ich ins Bad, und haben demonstrativ dort dem Wickerl sein Gras geraucht und so, während er draußen auf dem Trockenen gesessen ist. Und wie wir wieder zurückkommen, ist der Wickerl weg.“
„Mit den Cassetten“, will ich die Geschichte endlich auf den Punkt bringen.
„Mit den ersten sechs Cassetten. Die restlichen Tapes hatte der Gily in seiner Reisetasche und noch gar nicht ausgepackt.“
„Interessant“, sage ich und denke dabei in erster Linie an den Trainer und den Doc. „Die Party geht noch weiter?“„Was hast du gedacht? Nach unserer Performance ging erst richtig die Post ab. Bis fünf, sechs in der Früh. Du kannst beim nächsten Mal gern reinschauen, nur momentan spinnt mein Recorder.“
„Super“, sage ich.
„Ich hab ja so meine Theorie“, sagt Donna. „Ich kenn meinen Wickerl. Der hat die kesse Kelly gesehen und hatte seine nächste Erleuchtung: Kelly Nichols feiert Schwarze Messe! Amerikanischer Serienstar als Satansbraut entlarvt! Teenager-Idol von Teufel besessen! Wenn ich die Bänder an die richtige Zeitung verkauf, hat er sich gedacht, dann steh ich nimmer im Regen, dann regnet’s nur noch Gold. War aber leider nicht. Der Wickerl war wieder einmal zu langsam.“
„Oder sein Mörder zu schnell“.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, daß jemand von der AAS den Wickerl umgebracht hat, Kurtl?“ sagt Donna. „Der Verein will Geld machen, mit Sachen, die geil machen. Der bringt doch keine Leute um.“
„Das würde ich als Mitarbeiterin des Unternehmens auch sagen.“
„Was bei der AAS passiert, ist völlig harmlos“, hebt Donna zur großen Selbstverteidigung an. „Ich bin doch nicht so blöd und laß mich mit irgendwelchen kranken Sektenbrüdern ein oder mit echten Teufelsanbetern. Die würden mir nicht solche Gagen zahlen. Im Gegenteil. Da wäre die Wohnung schon längst beim Teufel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die AAS ist ganz einfach Fun. Verstehst? Fun und Cash. Mehr Cash übrigens, als ich bis heute mit ‘Mom & Dead’ gemacht hab.“
„Und wie kommt die Elfi aus Wien zu einem solchen Traumjob?“ frage ich.
„Willst doch umsatteln?“
„In unserm schnellebigen Zeiten kann ein zweites Standbein nie schaden. Braucht man da Protektion? Oder genügt ein einfaches Bewerbungsschreiben an den Bladen im Ledenschurz?“
„Don, der Elefantenarsch“, lacht Donna. „Schreiben nützt bei dem wenig. Den mußt du schon ficken. Der Don is der typische Ami. Ur-freundlich, ur-verklemmt und ur-clever. Er hat sich irgendwann von den Höllenfürsten persönlich die Erlaubnis eingeholt, daß er alles, was ihm Spaß machen tät, aber einem biederen Highschool-Lehrer leider verboten is, in Teufels Namen tun darf. Und weil der Überschmäh mit dem Übersinnlichen bei den Amis einegeht wie nix, kann er sich jetzt zu Ehren von Astaroth und Behemoth durchbumsen lassen. Tag und Nacht. Von Mann und Frau.“
„Ahja“, sage ich, „aber soviel ich weiß, fehlt der Frau im allgemeinen das dazu notwendige Dings, wie sagt man, Organ?“
Donna präsentiert mir ihre geballte Faust.
„Verstehe“, sage ich. Nähere Einzelheiten über den Verlauf eines typischen Vorstellungsgesprächs bei Don Spears kann ich leider nicht in Erfahrung bringen. Trainer und Doc werden mir das nie verzeihen, das weiß ich jetzt schon. Und sie werden mich einen Sex-Banausen heißen, dessen puritanische und
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