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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Geil.“
    „Man ist oft betriebsblind“, sage ich. „Is übrigens nicht von mir. Is vom Rudi.“
    „Tragisch, das mit dem Rudi“, sagt Donna und ist für zirka fünf Sekunden echt betroffen.
    Dann lotst sie mich in eine ihrer Wohnlandschaften, eine kreisrunde Sitzgruppe in Rohleinen mit einem Ding in der Mitte, das aussieht wie eine Feuerstelle, aber eher als Tisch dienen soll. Ganz sicher bin ich mir nicht, also halte ich das Bierglas vorläufig in der Hand.
    „Musik?“ erkundigt sich die perfekte Gastgeberin. „Also ich brauch den ganzen Tag Musik.“
    „Wunderbar“, sage ich.
    Ihr entgeht nicht meine besorgte Miene.
    „Keine Angst. No Sex-Metal.“
    Dann stöckelt sie in ihren Pantoffeln davon, und ich schau einer Maske ins Gesicht, die dreinschaut wie eine schlafende Eule, und einer zweiten, die einen Habicht darstellen könnte, im Sturzflug auf seine Beute, oder einen Puma auf dem Sprung.
    Und Elmore Tippett fällt mir wieder ein, der Schlächter von Tulsa, der als Natalie Wood sterben wollte. Und auch ohne die tausend psychologischen Abhandlungen und Gutachten, die der Doc in seinem Computer hat, weiß ich, daß Elmore nicht nur Natalie Wood sehr verehrt hat, sondern auch Anthony Perkins und Norman Bates. Was ich nicht weiß: ob und wie das mit dem Wickerl zusammenhängt, mit der grundsoliden Elfi Tomschik und mit Donna, dem Biest.
    Ein Gitarrenvirtuose, der spielt, als wäre er zu viert, musiziert meine Überlegungen an die Wand. Und klärt gleichzeitig eine Frage, die mich seit dem „Mom & Dead“-Konzert zwischendurch immer wieder beschäftigt hat: Was hier in Zimmerlautstärke zu hören ist, wollte uns gestern auch der Gschwinde erzählen. Leider ist der Gschwinde an der Gitarre halt bloß ein Einmannbetrieb und dreht nur an den Lautstärkereglern seiner Marshall -Türme, als wäre er zu viert.
    „Joe Satriani“, sagt Donna im Vorbeigehen. „Noch ein Bier, gelt?“
    Wenn der Abend in dem Tonfall weitergeht, kann ich dem Trainer und dem Doc morgen nur berichten, daß die Elfi Tomschik eine unverschämt große Wohnung hat, viele gute Platten und einen Eiskasten voll Bier.
    „Das ist mein Kiva“, sagt sie, als sie das nächste Bier vor mich hinstellt und auf ihrer Seite der Feuerstelle allerlei Rauchutensilien. „Da sitze ich am liebsten, wenn ich nachdenken will oder was schreiben.“
    Wie einem in einer indianischen Zeremonienstätte im Dachgeschoß eines revitalisierten Jugendstilhauses im achten Bezirk Heavy-Metal-Schlager wie“Bondage Queen“ oder“Holy Titclamps“ einschießen können, ist mir schleierhaft. Und Gottseidank das Problem einer Generation, die mit zwanzig im Fernsehen schon so viel gesehen hat von der Welt, daß sie mit vierzig eigentlich nur noch an Langeweile sterben kann.
    Was meine Operation allerdings massiv gefährdet, ist, daß Elfi, die Nette, nun gemächlich mit dem Anbau eines Joints beginnt und mir ein“Friedenspfeiferl“ anbietet.
    Ich winke ab.
    Jeder Mensch hat seine Droge. (Menschen wie Elfi bzw. Donna haben anscheinend zwei.) Und wenn ich ein, zwei Züge von dem Zeug riskiere, dann werde ich nur trübe und dumpf im Kopf und will jetzt und sofort tausend Jahre Schlaf. Das hat ein Dutzend Versuche in doppelt so vielen Jahren ganz klar bewiesen.
    „Was wollte der Brunner eigentlich von dir wissen?“, mache ich der aus allen Ecken kriechenden Gemütlichkeit ein Ende.
    Elfi baut. Und Donna denkt.
    „Welcher Brunner?“
    „Da waren zwei Bullen bei dir und haben dich über den Wickerl ausgefratschelt, über dich und den Wickerl. Und der ältere Kieberer heißt Brunner.“
    „Der war okay“, sagt Donna. „Aber der Miami-Vice-Verschnitt war ein Vollkoffer. Der hat mir die ganze Zeit unter den Rock geschaut. Bis es mir zu blöd geworden ist und ich zu ihm gesagt hab: Wenn das so wichtig ist für Ihre Ermittlungen, dann schreiben Sie bitte mit: Das Hoserl ist weiß, 100 % Baumwolle, Firma Palmers, 198 Schilling.“
    Sie wartet, bis ich mit dem Lachen fertig bin. Dann erzählt sie, was sie Brunner und Skocik erzählt hat.
    Daß sie den Wickerl schon von Kleinauf gekannt hat, weil die Familie Tomschik und die Familie Auer in Breitenfurt nebeneinander ihre Gärten gehabt haben. Die Elfi war die ältere und hatte den größeren Garten. Die Familie Auer war nicht so betucht und hatte daher nur eine Holzkeuschen. Den beiden Kindern war das wurscht, sie haben trotzdem miteinander gespielt. Jedes Wochenende.
    Bis dann eines Tages, da war die Elfi dreizehn und der

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