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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Träume und kriegen, abgesehen von Donna, nicht viel geboten: zwei grell geschminkte Heavy-Metal-Gören, die ihre bimenförmigen Figuren in schwarze Plastikmonturen gepfercht haben und sich aufgeregt kichernd in eine der Logen verziehen; eine reife Dame mit üppig dekorierten Brüsten, die aber nicht nach devoten Herren ihres Jahrganges Ausschau hält, sondern nach strapazierfähigen Jungfrauen; und moderne, aufgeschlossene Paare, die durch die Kombination von Lack, Lacoste und Latex eventuellen Gleichgesinnten signalisieren wollen, daß sie einer, den erotischen Horizont erweiternden Gruppenerfahrung nicht abgeneigt wären.
    „Genau so hab ich mir das vorgestellt“, raunt mir Donna zu, „der Ball der Unentschlossenen.“
    Sie hat soeben noch einen scheuen Gast in Trevira in Empfang genommen und an der Bar abgestellt.
    Jetzt zieht sie grinsend das fade Aug und stöckelt auf ihren turmhohen Absätzen zurück zum Entree, wo zwei vampiröse Gestalten undefinierbaren Geschlechts einen ersten leisen Hauch jener morbiden erotischen Spannung in die Party bringen, die Donna bis jetzt so vermißt hat.
    Elfi ist Donnas Werbeveranstaltung selbstverständlich fern geblieben. Gestern, als ich mich nach meinem schicksalhaften Schaumbad zu ihr in den TV-Sektor setzte, meinte sie nur, ihr sei das alles schon die längste Zeit zu viel und sie wolle das nächste halbe Jahr, wenn nicht länger, nichts anderes als schlafen, schlafen, schlafen. Oder zur Abwechslung einmal was Schönes erleben. Sowas wie die Pandabären in der Bergwelt Tibets, da hätte ich was versäumt, ganz reizend, richtig zauberhaft diese Dokumentation.
    Obwohl es mir alles andere als leicht fiel, meine schaumgeborene Lösung unseres Problems mit dem Schlächter von Sechshaus für mich zu behalten, beschloß ich, Elfi bei ihren Pandas zu lassen und am Morgen als erstes Brunner zu informieren. Elfi dankte es mir, indem sie mir nicht bloß einen behelfsmäßigen Schlafplatz in ihrem Kiva, sondern die Hälfte ihrer riesigen Liegewiese zur Verfügung stellte. Als sie aus dem Umkleidesektor kam, trug sie einen übergroßen Männerpyjama mit roten und grauen Streifen. Und ich kriegte zum Gästebettzeug ein T-Shirt von Motörhead mit der Aufschrift“Nö Sleep At AH“.
    Dann lagen wir noch eine halbe Stunde oder so wach, plauderten über die Dauerkrise zwischen Mann und Frau, natürlich ohne die Abgründe, die wir selbst an Herz und Seele erfahren haben, auch nur annähernd auszuloten, und mitten unter meinen zugegeben etwas ausufernden Ausführung war Elfi plötzlich eingeschlafen.
    „Elfi“, sagte ich. Ruhiges, regelmäßiges Atmen war die Antwort. Ich knipste das Licht aus und dachte an Marlene, die sich in ihrer Pariser Palace -Suite unter saphirblauen Seidenlaken räkelte, völlig ahnungslos, daß sie heute bereits kurzzeitig Mordkomplizin ihres zart besaiteten Gilbert war. Vielleicht träumte Elfi auch vom schönen Gily. Jedenfalls drehte sie sich im Schlaf hin und her, schnurrte wie ein Kätzchen, und der Silberschmuck unter der losen Pyjamajacke klingelte dazu wie viele ferne Glöckchen. Beruhigend. Über der Frage, ob sich der silberne Zierat auf der warmen Haut ihrer Brüste wohl metallisch kühl anfühlt, schlief ich ein.
    Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der merkwürdigen Verwandlung der Elfi Tomschik in Donna, die Strenge.
    Während Elfi nach dem Frühstück im Badezimmer die erste Phase ihrer Mutation durchlebte, telefonierte ich mit einem gestreßten Brunner. Er versprach, den Trainer zu informieren. Die von mir gewünschten Unterlagen würden mit Donnas und meinem Eintreffen gegen 17 Uhr im Belle de Jour bereitliegen.
    „Kein Wort zur Tomschik. Das erledige ich vor Ort“, sagte er noch. Dann widmete er sich weiter dem Fallenbau und dem Kollegen Skocik, der „ wieder einmal über die Stränge geschlagen hat. Und das noch dazu an der falschen Stelle.“ Als Elfi aus dem Bad kam, war ihre blonde Mähne zu einer gigantischen Turmfrisur angewachsen. Aber Elfi, die Nette, ging nicht nur unter falschen Haarteilen mehr und mehr verloren. Jetzt kamen die falschen Wimpern, die falschen Fingernägel, und tonnenweise Make-up, das den Augen eine falsche Härte und dem Teint die falsche Blässe gab.
    „Wenn du schon sonst für nix gut bist, dann hör wenigstens zu“, sagte Donna (denn Elfi würde sowas nie sagen) und trug mir im Bademantel und mit Spickzettel in der Hand vor, was sie abends der AAS -Gemeinde zu verkünden gedachte.
    „Naja“, sagte ich,

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