Kurt Ostbahn - Peep- Show
Kenntnisnahme bitte weiterleiten an: TRAINER
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Seawas Trainer!
Wie is die Lage? Was macht die Liebe? Und vor allem: Konnte der Rikki ihr Gwirks zumindest halbwegs gepegelt werden? Sollte die Lage unverändert ernst sein, oder sich gar dramatisch zugespitzt haben (bei solchen Typen weiß man das ja nie!), dann bestell ihr von mir bitte folgendes: Sie kann während meiner Abwesenheit jederzeit in meiner Bleibe in der Reindorfgasse wohnen. Reserveschlüssel liegt bei der Rosi im Espresso. Du müßtest übrigens auch noch irgendwo einen Zweit- oder Drittschlüssel haben.
Ich verbringe diese Nacht in New Orleans, wo der Begriff Luftfeuchtigkeit für den Ortsunkundigen eine völlig neue, echt teuflische Bedeutung bekommt, und flüchte morgen gleich in der Früh in die Swamps. Melde mich (telefonisch) vom erstbesten Motel, das seine grindigen Zimmer auch an sporadische Raucher vermietet.
Gruß auch an die Burschen von der Kombo und den Doc,
OSTBAHN.«
***
Die Live Girl Revue hat heute geschlossen. »Wegen dringender Renovierungsarbeiten«, lügt das handgeschriebene Schild an der Pforte des Lusttempels. Drinnen, vermutet der Trainer, der seine froschgrüne Rostlaube auf der Fahrt zu Rikkis Exehemann kurz im Parkverbot am Gürtel abgestellt hat, sind nach wie vor Skociks kriminaltechnische Schergen erfolglos am Werk. Bleibt ihm also nichts anderes übrig, als den Polifka für telefonisch zu kontak-deren, um mehr über den Ex der Ermordeten herauszufinden.
»Der Erwin? Sans jo vorsichtig mit dem«, gibt ihm der Polifka gleich einleitend zu bedenken. »Wann der den Namen Rikki hört, dann hauts dem Narrn ewentunnel alle Sicherungen auße!«
»Verstehe«, sagt der Trainer, und sein nervöses Magengrimmen setzt wieder ein. »Wissen Sie eigentlich, wo er wohnt und wie er mit Familiennamen heißt?«
Mit Erwins Adresse hat der ehemalige Kinobilleteur kein Problem: »Sowieso. Rauchfangkehrergassen, gleich vorn beim Sparkassenplatz. Aber die Hausnummer dürfens mi jetzt ned fragn. Es is jedenfalls des Haus, wo seinerzeit die Lottokollektur drinnen war, und später dann die Nordsee. Ned zum Verfehlen.«
»Also eine Fischhandlung.«
»No na, des gleichnamige Meer! Logisch die Fischhandlung. Aber des war ja lang vor Ihrer Zeit, Herr Trainer«, meint der Polifka und gerät sogleich ins Schwärmen, denn schließlich hat dort seine langjährige Flamme, das »Fräun Erna«, gearbeitet.
»Wunderbare Person. Eine wirklich resche Frau. Wie seinerzeit die Anna Magnani in › La Dolce Vita ‹ , wenns wissen, was i man.«
Das Fräulein Erna hatte nur ein Manko, das über kurz oder lang aber alle Verehrer in die Flucht geschlagen hat: »Die Erna hat immer eiskalte Händ ghabt. Sogar im Hochsommer. Und bei ihr daheim — a wirklich adrette Wohnung oben in der Dadlergassen - hats Jahr und Tag a Griacherl ghabt wie hinter der Nordsee-Budel. Auf die Dauer halt sowas ned amoi a Fischfreund aus. Im 63er Jahr wirds gwesen sein, aber i kann mi a irrn, da hab i beim Nino, im Eissalon, zu ihr gsagt: Erna, hab i gsagt ...«
Aber so genau will der Trainer das alles gar nicht wissen. »Und der Familienname?!« unterbricht er.
»Von der Erna?«
»Aber nein, vom Erwin.«
»Was für Erwin? A so, waaß scho wieder. Wartens ... Hammer. Irgendwas mit Hammer. Wie der Mike Hammer. Aber länger. Schwinghammer vielleicht. Oder Lillehammer. So in der Art. Fragens mi ned. Man kann schließlich ned ollas wissen. Aber sans vorsichtig, Herr Trainer, der Erwin is ka Guata!«
Der Trainer preßt die Hand auf die Magengegend, verzieht das Gesicht und besteigt wieder seine Rostlaube. Dann staut er sich den äußeren Gürtel und die Linke Wienzeile entlang in Richtung Rauchfangkehrergasse.
***
Die Rollbalken der ehemaligen Nordsee-Filiale rosten seit mindestens zwei Jahrzehnten vor sich hin. Auch sonst macht die graue Zinskaserne einen dringend renovierungsbedürftigen Eindruck.
Der Trainer hält im dunklen Stiegenhaus Ausschau nach einem Mieterverzeichnis und wünscht sich klammheimlich, auf diesem keinen Bewohner mit »Hammer« im Namen zu finden.
Aber leider: ein ziemlich verblaßtes, aber noch deutlich lesbares Schildchen weist auf Stelzhammer, Erwin, 1. Stock, Tür 7 hin.
»Scheiße«, murmelt der Trainer. Als er die schmale Treppe hinaufsteigt, überlegt er kürz, wieder kehrtzumachen und sein Nervenkostüm beim nächsten Wirten mit zwei bis drei Krügeln zu glätten. Aber dann obsiegt sein Pflichtbewußtsein. Da mußt du durch, betet er sich vor,
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