Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
Vom Netzwerk:
Auftraggeber Interesse an meinem Lokal anmelden. Ich hab ihm einen kleinen Braunen serviert und einen großen Scharlachberg und zu ihm gesagt, wie die Leut im Fernsehen, daß ich dazu gar nix sag ohne meinen Rechtsanwalt.«
    »Unser Freund Schraake«, sagt der Doc.
    »Und Sie sind doch Anwalt, oder?« wendet sich die Wirtin an Doktor Trash.
    »Nicht direkt«, antwortet der. »Aber dieser Schraake ist gefährlich. Schaut gar nicht gut aus.«
    ***
    Bettina und der Trainer haben sich mit Rikkis Nachlaß in eine der diskreten Plüschnischen zurückgezogen. Die angehende Pathologin und der ausnahmsweise ausgeschlafene Privatermittler studieren, was der für das Inspektorat des Marktamts tätige Dieter Dietrich seinem Schwarm in mindestens dreißig handgeschriebenen Briefen mitzuteilen hatte. Der Doc ist zwar grundsätzlich interessiert, muß aber dringend nachdenken. Deshalb hält er die Stellung an der Bar, in Gesellschaft einer Flasche Olmeca, die ihm die Rosi hingestellt hat.
    »Dieser Dietrich«, sagt er sich immer wieder vor, und es klingt bald wie die Beschwörungsformel eines brasilianischen Voodookults.
    »Ja, und?« erkundigt sich die Rosi, als sie wieder einmal den Geschirrspüler mit dreckigen Gläsern füllt.
    »Dieter Dietrich«, sagt der Doc, und sein Blick schweift, wie so oft in den letzten Tagen, in unendliche Weiten. »Seine Eltern müssen das unwahrscheinlich lustig gefunden haben. Haben ihn garantiert Didi gerufen und ihm ein Didi-Stecktuch für den Erstkommunionsanzug geschenkt, und später dann weiße Didi-Baumwolltaschentücher, Didi-Unterhosen und Bettzeug mit Didi-Monogramm. Hat ihnen sicher Spaß gemacht, den alten Dietrichs. Aber wie wir Kriminalisten wissen, kann so ein Name einen Menschen sein ganzes Leben lang traumatisieren.«
    Anstatt auf die wunderlichen Ausführungen des Doc näher einzugehen, hüstelt die Rosi nur leise, heizt sich eine leichte Marlboro an und widmet sich danach wieder schweigend ihrer Arbeit. Als das nächste Tablett mit Erfrischungen beladen ist, muß sie aber doch was loswerden, das sie bereits den ganzen Abend beschäftigt:
    »Also, der Trainer und das Fräulein Bettina schaun aus wie füreinander gmacht. Gfallt ma. Und freut mich. Speziell für den Trainer. Weil was der schon für Grammeln angschleppt hat in den vielen Jahren, die ich ihn jetzt kenn! Wie lang geht denn das schon mit die zwei?«
    »Keine Ahnung«, meldet sich der Doc aus einer andereren Dimension und setzt dann langsam zur Landung an. »Wissen Sie, ich kann nicht über mysteriöse Machinationen nachdenken, wenn es rund um mich so menschelt.«
    »Eh klar«, sagt die Rosi. Und ihr Blick sagt, daß sie sich bei diesem Doktor mit ihrem Kreditproblem nicht gut aufgehoben fühlt.
    ***
    In Dieter Dietrichs schwülstigen Briefen ist immer wieder von Rikkis »Anmut« und »Reinheit«, ihrer »unschuldigen Grazie« und den drohenden »Dämonen des Lasters und der Sünde« die Rede. Der Verehrer versteigt sich in alttestamentarischen Betrachtungen über die »Spiritualität der Liebe« und warnt seine Angebetete vor den »Abgründen der Fleischeslust«: Und Menschen, die wie Tiere sind, willenlose Opfer ihrer dumpfen Triebhaftigkeit, sollen von uns erlöst werden durch den Gnadenschuß!
    »Na prack, der hat vielleicht an Hieb!« wundert sich der Trainer.
    Bettina verlangt es angesichts dieser Zeilen dringend nach etwas Hochprozentigem, auch auf die Gefahr hin, daß die froschgrüne Rostlaube des Trainers heute nacht im Liebhartstal wird parken müssen. Als die Rosi wieder an ihrem Tisch vorbekommt und einen Blick auf die Dietrich-Briefe wirft, weiß sie sofort Bescheid: »Also mir is des Gschreibsl von dem komischen Dietrich afoch zu hoch und zu gschwolln. Typisch Beamter, wia der Grillparzer. Und Inspektor beim Marktamt is er a no dazua. Die Typen hab i scho gfressn. Eines von denen Arschlöchern hat mir seinerzeit die Karriere ruiniert. Wann i gwußt hätt, daß sich die Rikki mit so einem gschissenen Paragraphenritter was anfangt, i hätts gfragt, obs deppert is in da Birn. Und i hätt ihr gsagt, daß sie dafür ghaut ghört mit nasse Fetzen!«
    Die Rosi hustet.
    »Tschuldigen schon«, sagt sie dann zu Bettina. »Aber weils wahr is.«
    »So ein Inspektor vom Marktamt, hat der eigentlich auch Einblick in die Baupläne von einem Lokal?« fragt der Trainer.
    »Der hat Einblick in alles, was er will!« ereifert sich die Rosi. »Was glaubst, warums mir seinerzeit, im 77er Jahr, die Bude in Simmering Zuadraht

Weitere Kostenlose Bücher