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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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gewonnenen Erkenntnisse loswerden wollen. Aber der Doc hängt momentan ganz anderen Gedanken nach:
    »Warum haben wir kein › Mendocino ‹ gehört?«
    »Wir haben › Mendocino ‹ gehört, Doc«, kontert der Trainer. »Und zwar nach › 96 Tears ‹ und vor › Let‘s Twist Again ‹ . In der Originalversion. Sir Douglas Quintet.«
    »Dann bin ich ja beruhigt«, schmunzelt Trash und füllt die drei Gläser mit dem spärlichen Rest aus der Tequilaflasche, die sich Bettina unbedingt mit nach Hause nehmen und im Wohnzimmer als Blumenvase aufstellen will.
    »Abgesehen davon, daß der Herr Dieter Dietrich einen schweren Dachschaden hat ...«, beginnt die Honigblondine, und der Doc fällt ihr gleich lautstark ins Wort.
    »Kein Wunder. Der Mann ist gestraft fürs Leben mit diesem Namen!«
    »Abgesehen davon«, nimmt Bettina einen neuen Anlauf, »hat er spätestens seit dem Tod seiner Frau ernsthafte Probleme mit seinen Kindern. Es gibt da einen Brief, wo eigentlich ausschließlich von seinem ältesten Sohn Sascha die Rede ist, der unsere Rikki bei dieser unsäglichen Kinderjause angestarrt hat wie ein Wesen vom anderen Stern.«
    »Dieser Sascha«, fährt der Trainer fort, »war offenbar ein Wunderkind. Eine Klavierbegabung, kurz vor dem Durchbruch zum internationalen Konzertniveau. Und ein Mathematikgenie noch dazu. Aber nach dem Tod der Mutter hats bei ihm ausgesetzt - der emotionale Schock wahrscheinlich, darüber läßt sich der Dietrich nicht näher aus. Seither vernachlässigt er sein Talent, ist zwider und kontaktscheu, sozusagen auf die falsche Bahn geraten. Meint wenigstens der feine Herr Vater ...«
    »Der Bub ist jetzt 24 Jahre alt und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Alleinunterhalter Sascha Delrue«, referiert Bettina weiter. »Er tritt ein paarmal pro Woche in der Pianobar irgendeines Hotels auf. Und dort lebt er auch seine Beziehungsprobleme aus. Da er laut Dietrich senior unfähig ist, eine enge Bindung einzugehen, läßt er sich dauernd von Frauen aufreißen, die um einiges älter sind als er.«
    »One-night-stands mit agilen Reisebus-Rentnerinnen«, wirft der Trainer ein. »Meines Erachtens leidet der Typ unter einem schweren Mutterkomplex — und so wie er sich der Rikki gegenüber benommen hat, ist er automatisch verdächtig.«
    »Da hast du nicht unrecht«, lobt der Doc. »Man müßte sich einmal näher mit dem jungen Mann befassen. Aber wie an ihn herankommen ... ?«
    Dann erhellt ein gemeinsamer Geistesblitz ihre von Schnaps und Strapaz gezeichneten Gesichter. Sie betrachten die immer noch einsame Frau Uschi, für die sich heute wohl kein knackiger Knabe finden wird. Und dann schauen sie die liebreizende Bettina an, und ihre Blicke wandern hin und her, bis Bettina schließlich weiß, was in den Gehirnen ihrer zwei Begleiter gespielt wird.
    »Nie im Leben«, sagt sie. »Das kann doch nicht euer Ernst sein!«
    »Freilich ist es unser Ernst«, meint der Doc. »Kannst du dir etwa den Trainer als Dame im besten Alter vorstellen, die sich an diesen Sascha heranmacht? Den schaut doch so schon keiner an ...«
    Dann geht er kurz telefonieren. Als er zurückkommt, verkündet er, daß es sich bei besagtem Etablissement um das Hotel Kiwi am Gürtel handelt (interessanterweise fast genau gegenüber der Live Girl Revue) und daß Sascha Delrue morgen zur Happy Hour dort aufspielen wird.
    »Wie hat der des so schnell aussegfunden?« fragt die Rosi in fast ehrfürchtigem Flüsterton den Trainer.
    »Keine Ahnung«, erwidert der frustriert. »Sowas macht er dauernd.«
    Da öffnet sich die Tür des Single-Treffs, und der smarte Herr Schraake steht im Lokal. Als er Dr. Trash und den Trainer erblickt, zieht der Kredithai kurz ein Gesicht, als würde ihn ein Schas drücken, dann macht er sofort kehrt und verschwindet.
    »Der verdammte Piefke schon wieder«, zischt der Doc mit für ihn untypischer Gehässigkeit. »Ihm nach!«
    Doch als die drei ins mitternächtliche Liebhartstal hinausstürmen, wehen ihnen nur mehr die Auspuffgase von Schraakes flottem Kabrio ins Gesicht. Ein kurzer Blick auf die froschgrüne Rostlaube des Trainers genügt: Heute nacht ist garantiert keine Verfolgungsjagd angesagt.
    ***
    Bei einem letzten Gläschen in Bettinas heimeliger Küche werden die Pläne für die morgige Happy Hour in der Pianobar noch bis ins kleinste Detail durchgesprochen. Gegen zwei Uhr verabschiedet sich der Trainer, weil er schon wieder todmüde ist und außerdem noch in Graz anrufen muß, zwecks nächtlichem

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