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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Liebesgeflüster. Da er in seinem Zustand dem antiquierten Aufzug nicht traut, wackelt er zu Fuß die Stiegen hinunter. Eine Minute später läutet es Sturm.
    Draußen steht der schreckensbleiche Trainer und hält sich den empfindlichen Magen. »Doc, du mußt sofort mit mir runterkommen, es is was Furchtbares passiert!« keucht er.
    Die Herren eilen ein Stockwerk tiefer, gefolgt von Bettina, die sich schön langsam fragt, wann wieder Ruhe in ihr Leben einkehren wird. Es dauert ein paar Sekunden, bis sie im trüben Licht der Gangfunzel erkennt, was den Trainer so erschreckt hat - aber dann trifft sie fast der Schlag, obwohl sie derartige Anblicke eigentlich gewöhnt sein müßte.
    Irgendwer hat eine Katze an Trashs Wohnungstür befestigt. Mit mindestens einem Zwölfernagel. Und den Schädel hat man dem Tier - hoffentlich vor der Kreuzigung - auch noch eingeschlagen.
    »Tut mir leid um dein Katzerl, Doc!« kondoliert der Trainer, als er endlich wieder sprechen kann.
    »Ich fürchte, der Schock hat deine Sinne verwirrt«, weist ihn Trash zurecht. »Seit wann hab ich ein Haustier?! Hier handelt es sich um den Kater der Nachbarin, der seit Jahren frei im Haus herumstreunt und sämtliche Ecken markiert. Ist sowieso nicht schade um das Viech ... Aber anscheinend will mir jemand eine Warnung zukommen lassen.«
    »Habt ihr vielleicht schon bemerkt, daß die Tür nur angelehnt ist?« unterbricht Bettina die Diskussion. Im selben Augenblick ertönt ein lautes Krachen, das seinen Ursprung in Trashs Datenzentrale haben muß.
    Der Trainer wendet sich zur Flucht, wird aber von der Hand des Doc am Kragen gepackt und über die Schwelle der aufgebrochenen Wohnung gezogen. Auf Zehenspitzen schleichen die Ermittler durchs Vorzimmer und stellen mit Schrecken fest, daß rund um sie Chaos und Verwüstung herrschen. Der Eindringling hat sich anscheinend bemüht, jeden Wertgegenstand mit brutaler Gewalt in seine Einzelteile zu zerlegen. Der seltsame Benzindunst, der über dem Trümmerfeld schwebt, ist auch nicht gerade dazu angetan, den Trainer zu beruhigen.
    »Na servas!« haucht er entsetzt, als er das Zimmer betritt, in dem Trashs soeben erst restaurierte Computeranlage schon wieder in den letzten Zügen liegt. Plötzlich tritt ein etwa zwei Meter fünf großes, breitschultriges Individuum im dunklen Kunststoffanzug hinter einem Regal hervor. In der Hand hält der pockennarbige Riese einen blutverschmierten X-Large-Hammer, mit dem er offenbar die Katze erledigt und dann auch noch die Einrichtung demontiert hat.
    »Halt dich da raus«, grollt der Unhold mit schwerem Ostakzent den Doc an, bevor er schnellen Schrittes die Stätte des Grauens verläßt. Kaum ist er weg, steht auch schon Bettina in der Tür. In der Hand hält sie die obere Hälfte einer zerbrochenen Medizinflasche und nickt wissend, als hätte sie so was schon längst geahnt.
    »Wer steckt da wieder dahinter?« fragt der Trainer seinen verzweifelt dreinschauenden Kompagnon.
    »Jeder ist verdächtig«, antwortet der Doc, dem die Lust am Detektivspielen soeben gänzlich vergangen ist.

Kapitel 9:
    »Gator Bait«
    »Gibts doch gar nicht«, sagt der Trainer erstaunt. »Auf des Zeug bist du süchtig?!«
    Er hält ein zerbrochenes braunes Medizinfläschchen der Apotheke zur Schmerzensmutter in der Hand und starrt zum wiederholten Mal das Etikett an: »Ether, 100 ml. Leichtentzündlich.«
    Der Doc wirft seinem Ermittlerkollegen einen gequälten Blick zu und klammert sich an eine Bierdose, als wäre sie das letzte, das ihn am Boden der Realität hält. Obwohl - die Realität ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Schlimm genug, daß seine Wohn- und Arbeitsräumlichkeiten gerade wieder dem Erdboden gleichgemacht wurden; aber daß Bettina in dem Chaos auch noch sein geheimes Laster aufspüren mußte, hat ihm den Rest gegeben. Sie hat nur einen enttäuschten Blick aufgesetzt und dann dem Trainer das Beweisstück und ein Buch in die Hand gedrückt. Dann ist sie mit den Worten »Ich glaub, ich laß euch zwei jetzt lieber alleine« in ihre Wohnung verschwunden. Trash seufzt hoffnungslos und sieht sich um.
    Die Grill-Bar, wie sich der Würstelstand in der Mariahilferstraße seit dem Umbau nennt, verkörpert für ihn alles, was mit den neunziger Jahren nicht stimmt. Fliesen, Chrom, saubere Oberflächen, elektronische Spielautomaten und oben im Eck ein Fernseher, der dauernd MTV spielt, wenn nicht gerade ein Match auf dem Programm steht. Die Schmuddelatmosphäre von anno dazumal, mit

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