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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Wand aus montiert wurde. Dort befinden sich die Räumlichkeiten eines ehemaligen Gasthausbetriebs, der vor vier Jahren wegen hygienischer Mängel geschlossen wurde. ‹ Hab ich mirs doch gleich gedacht ...«
    »Verstehe«, sagt der Trainer, obwohl er wieder einmal gar nichts versteht. »Übrigens - die Rosi hat seit vorgestern mindestens zwölfmal auf mein Bandl geredet. Sie hat die Sterbeurkunde abgeholt und den Banksafe von der Rikki geräumt. Wir sollen so schnell wie möglich zu ihr ins Espresso kommen, am besten noch heut, weil Montag is Ruhetag. Und dann wär da noch a Sache, über die man am Telefon ned redt, sagt sie.«
    ***
    Eine erdrückende Schwüle liegt über der Stadt. Weit und breit keine Gewitterfront in Sicht, die endlich Abkühlung bringen könnte. Und um neun, also in einer knappen Viertelstunde, beginnt die Direktübertragung irgendeines entscheidenden Fußballspiels. Der Trainer, Dr. Trash und Bettina, ihr ärztlicher Beistand am Steuer, kennen sich beim Sport nicht so aus. Aber sie begrüßen, daß die brütende Hitze und König Fußball die Straßen, die ins liebliche Liebhartstal hinausführen, leergefegt haben.
    An einem solchen Sonntagabend, vermutet der Trainer, herrscht in Etablissements wie dem Espresso Rosi wahrscheinlich absolute Flaute. Er rechnet mit höchstens zwei, drei Stammgästen, männlich und über fünfzig, denen das Ländermatch egal ist, entweder aus Frust über die unfähige Nationalmannschaft oder weil ihnen zu Hause vor lauter Alleinsein der Plafond auf den Kopf fällt.
    Aber der Trainer irrt. Als sie das Rosi betreten, herrscht unter dem gemächlich rotierenden Deckenventilator Hochbetrieb. In den plüschigen Nischen halten swingende Partien Ausschau nach Gleichgesinnten, und an dem halben Dutzend Tischen rund um die kleine Tanzfläche warten einsame Herzen mittleren Alters auf die Aufforderung zum Tanz ins späte Glück.
    Sade haucht dazu »Smooth Operator«.
    »Eine von deinen Spezial-Cassetten?« erkundigt sich er Doc, als sie die drei freien Hocker an der Bar anpeilen. Der Trainer nickt nicht ohne Stolz und fragt sich dann halblaut: »Eine wunderschöne Frau mit einer wunderschönen Stimme. Was aus der wohl geworden ist?«
    »Alleinerziehende Mutter«, weiß der Doc.
    Wie auf Stichwort steht plötzlich die Rosi vor ihnen und stellt hustend ein Tablett mit Gläsern ab. »Also ohne der Rikki ihr Hilf is so a Sonntag nimmer zum Derpackn. Ned in meinem Alter«, klagt sie. Der Schweiß hat bereits jetzt, zu so früher Stunde, tiefe Furchen in ihr Make-up gegraben. Die Rosi schupft den Laden heute ganz allein. Sie schenkt aus. Sie schenkt ein. Sie serviert und kassiert. »Weil auf eine Aushilfe kannst dich heutzutag ned verlassen. Entweder sie hängt faul umadum wie a stinkerts Gsöchts und rührt sich nur zum Handaufhalten. Oder sie is fix und bscheißt dich dafür bei der Abrechnung nach Strich und Faden. Und außerdem: Find einmal eine, die was gleichschaut, halbwegs ein Niveau und einen Schmäh hat, und noch dazu flexibel ist, wanns später wird und einer von den Gästen vielleicht einen Sonderwunsch hat.«
    »Schwer«, sagt der Trainer und nickt voller Anteilnahme. »Sehr schwer.«
    Bettina hat sich die Personalprobleme der trauernden Wirtin mit staunendem Interesse angehört und zugesehen, wie die Rosi während ihres Monologs die schmutzigen Gläser in den Geschirrspüler gestapelt und dann begonnen hat, mit flinker Hand die nächsten Bestellungen zu mixen. Gin Fizz. Einen Literkrug Sangria. Diverse Sommerspritzer.
    »Apropos«, sagt der Doc.
    »Jessasna«, liest die Rosi in seinen Gedanken. »Was wollts denn trinken? Geht selbstverständlich auf Haus.«
    Der Doc freut sich über den Happysound von Herb Alpert und seiner Tijuana Brass und ordert prompt Tequila. Bettina und der Trainer bescheiden sich mit beinahe alkoholfreien Erfrischungen, die auf so unmögliche Namen wie »Radler« oder »Spezi« hören.
    Dann holt die Rosi unter der Budel einen Packen Briefe hervor. »Des war in der Rikki ihrem Schließfach. Und ein bißl ein Schmuck. Eine Brosch, ein paar Ringe, goldene Ohrclips mit Brillanten, die ned einmal so tun, als wärns echt. Also, verwöhnt is ned worden, die Rikki, von ihre Verehrer. Vielleicht könnts ihr was anfangen mit der Korrespondenz.« Sie tippt auf den obersten Brief des Stapels. »Der gschleckte Piefke mit seinem Kreditvertrag war übrigens gestern bei mir. Ich soll die Schulden meiner Tochter übernehmen. Andernfalls würden seine

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