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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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vorgestellt“, sagt Axel leise und schaut dem pensionierten Kriminalbeamten nach.
    „Enttäuscht?“ sage ich.
    „Naja“, sagt Axel. „Im wirklichen Leben gehen wahrscheinlich alle Heroes ein wie ein Wollpullover bei 90 Grad.“
    „Plausch ned, Axel!“ mischt sich Ronnie ein. „Du brennst die nächste Runde!“
    Er hat den Achter versenkt und hält nun demonstrativ die Hand auf.

15
    Der Herr Josef wollte eigentlich gerade zumachen, weil heute nicht einmal der alte Kaiblinger vorbeigekommen ist, aber als er Brunner und mich vor der milchgläsernen Eingangstür des Rallye frieren sieht, ist keine Rede mehr von Sperrstunde.
    Es hat in den Abendstunden stark abgekühlt, und der Regen mischt sich mit großen nassen Schneeflocken, die auf den Dächern der geparkten Autos liegenbleiben.
    „Als hätten wir heuer nicht schon genug Winter gehabt“, beklagt sich der Herr Josef und bittet uns herein. „Fürs Geschäft is das die reinste Katastrophe. Jeder Mensch, der halbwegs ein Zuhause hat, setzt bei dem Sauwetter keinen Fuß vor die Tür.“ Er denkt kurz nach, ob er vielleicht was Falsches gesagt hat, und beeilt sich dann hinzuzufügen: „Außer natürlich man muß. Wegen einem Ernstfall oder so.“
    Dann zieht er sich diskret zurück und macht für Brunner und mich zwei Tee mit Rum.
    Brunner hat vom Münzfernsprecher im Savoy ausführlich mit seinem alten Spezl und langjährigen Kollegen von der Spurensicherung geredet, mit dem Richie, Kriminalrat Richard Grohberger, und will jetzt in aller Ruhe mit mir reden. Also haben wir Marco Fettuccini mit seinem Handy allein gelassen, und Axel und Ronnie an ihrem Pooltisch (allerdings mit der dringenden Bitte, sich den morgigen Tag freizuhalten, falls der Hasenöhrl Probleme macht und niemand vorbeischickt, der endlich die Fliesen von der Wand schlägt), und sind mit dem Taxi ins Rallye gefahren.
    Während der Fahrt hat Brunner keine drei Sätze geredet. Er hat nachdenklich oder besorgt oder besorgt und nachdenklich aus dem Wagenfenster geschaut, und ich hab zirka alle dreißig Sekunden gegähnt. Dieses Phänomen konnte ich bei mir schon öfters feststellen, und zwar nicht nur, wenn ich rechtschaffen müde oder ehrlich gelangweilt war, sondern auch unmittelbar vor und nach einem seelischen Kraftakt mit massiver Adrenalinausschüttung. Und die Operation Savoy ist zweifelsohne ein solcher gewesen. Aber eine Lappalie, ein Lecherlschas geradezu, im Vergleich zu den heraufdräuenden Katastrophen, die sich unschwer von Brunners Worten ableiten lassen. Er wartet garnicht erst ab, bis der Herr Josef mit dem heißen Tee kommt.
    „Folgendes“, sagt er. „Was ich Ihnen jetzt erzähl, Herr Doktor, das wissen mein Freund, der Richie und seine zwei Kollegen, auf die hundert Prozent Verlaß is, das weiß ich und das wissen Sie. Sonst weiß das niemand. Und so wird das die nächsten Tage auch bleiben. Falsch: ihr Computer-Doktor, der wird es auch noch erfahren. Morgen. Sobald ich alles beisammen hab.“
    „Verstehe“, sage ich und verstehe kein Wort von dem, was mir Brunner eigentlich sagen will.
    „Fragen Sie mich lieber nicht, ob das, was wir da machen, korrekt is und einer internen Untersuchung standhalten würde“, redet Brunner weiter in Rätseln, „aber mit Korrektheit, geschweige denn mit Fairness, hat auch das nix zu tun gehabt, was die blaubraunen Lemuren in der Personalvertretung mit mir gemacht haben. Wegen nix, im Grunde. Wegen einem einzigen kleinen Lapsus. Ich sage nur: Kollege Skocik und Konsorten. Also wie gesagt: alles was Sie jetzt von mir erfahren, bleibt unter uns.“
    „Alles klar“, sage ich, obwohl ich kein Freund dunkler Verschwörungen bin. Aber Brunner wurde anscheinend im Zusammenhang mit seiner Pensionierung ein schweres Unrecht angetan, und irgendwas in Frido Knapps einstigem Foto- und Partykeller gibt ihm jetzt die Gelegenheit, sich zu revanchieren oder rehabilitieren oder was auch immer. Es geht auf jeden Fall um eine gute Sache. Und jede Sache, bei der Skocik, Brunners affiger Ex-Juniorpartner, auf der anderen Seite steht, kann nur eine gute Sache sein.
    Und dann läßt Brunner sozusagen seinen alten Freund Richie sprechen, in kriminaltechnischen Termini und Kürzeln, die, von mir für Sie – geneigter Leser, anmutige Leserin – in ein halbwegs verständliches Deutsch übertragen, folgendes Bild des Schreckens entwerfen:
    Es gibt keine Leiche/Mumie in der frisch zugemauerten Nische des unterirdischen Turnsaals, der Frido Knapp als Atelier

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