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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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mag. Ich steige hinauf in den dritten Stock, wo mein Bautrupp massiv den Wochenendfrieden der Mitbewohner stört, will im Stiegenhaus keinem der Bagasch begegnen, um mir erklären zu lassen, was an einem Samstag Nachmittag geht, grad noch geht und unter gar keinen Umständen geht, sondern will nur noch meinen Frieden inklusive ein bißchen internationalen Fußball auf Eurosport.
    Die Burschen haben es endlich geschafft und schaufeln Schutt und Fliesentrümmer in riesige Plastiksäcke. Die alte Kaltenbeck-Küche ist bereit für Hasenöhrls großen Auftritt, Montag pünktlich um acht.
    „Super“, sage ich und nicke anerkennend, „aber geht das vielleicht ein bißl leiser.“
    Ronnie wischt sich den Schweiß von der Stirn und schickt mich mit einem leisen Fluch dorthin zurück, wo ich hergekommen bin. Und Axel erklärt mir, daß sie jetzt nur noch die Säcke in den Instrumentenbus schaffen, und dann sei Feierabend. Endgültig.
    „Weil das is eine Scheißhacken!“
    „Verstehe“, sage ich.
    „Apropos: Von einer scharfen Naturblonden war gestern übrigens keine Spur“, beschwert sich Ronnie, gerade so als wäre Gitti Kaltenbeck für sein hormonelles Gleichgewicht zuständig.
    „Pech“, sage ich. „Und was steht heut noch auf dem Programm? Savoy ?“
    „Shelter“, sagt Ronnie. Dann wechseln er und Axel wieder einmal bedeutungsvolle Blicke.
    „Das is nix für deinen Jahrgang“, sagt Axel. „Sehr laut. Und ziemlich die besten Hasen.“
    „Ahja“, sage ich.
    Die Burschen schaufeln weiter, und ich zieh mich in meine Privatgemächer zurück. Im Geräte- und Möbellager meines Wohnzimmers strecke ich mich auf der Bettbank aus, und mit geschlossenen Augen und in der Winterkluft ist sogar ein halbwegs entspanntes Ruhen möglich. Aber mit Lebensqualität hat das beileibe nix zu tun. Die stell ich mir anders vor.
    Zum Beispiel heute morgen. Da hat uns Iris mit den Hühnern geweckt, sowas von frisch und voller Tatendrang, als hätte sie dem Trebernen letzte Nacht die kalte Schulter gezeigt, und als Brunner und ich dann über die Hühnerleiter in die warme Stube heruntergestiegen waren, stand dort ein Frühstück auf dem Tisch, wie es in meinem Leben nur im Fernsehen vorkommt. Es gab Spiegeleier und Speck (vom Bauern), Marillenmarmelade (vom Bauern) und Honig (vom Imker), Milch und Butter (vom Bauern), dazu Bauernbrot, und nur der Kaffee war von weiter weg, nämlich aus Kolumbien.
    Und all das bei strahlend blauem Morgenhimmel. Brunner und ich haben uns gestärkt und verwöhnt, und dann stand auch schon Iris’ geländegängiger Toyota bereit, um uns rechtzeitig zum Bahnhof zu bringen. Unsere Gastgeberin hat es sich nicht nehmen lassen, uns über Eis und Schnee bis nach Gmünd zu chauffieren, wodurch wir uns die Busfahrt von Litschau zum Anschlußzug erspart haben, und auch bei hellem Sonnenschein und aus der Position des Beifahrers betrachtet, ist Iris Fabian eine Frau, die jedem einigermaßen vernunftbegabten Mann bis ins hohe Alter eine faszinierende Gefährtin sein könnte.
    Das hab ich ihr beim Abschied auch gesagt, natürlich durch die Blume, und sie hat gelacht und uns gefragt, ob wir letzte Nacht auch noch andere, für unsere Arbeit entscheidende Erkenntnisse gewonnen hätten. Sie selbst hätte ja den Eindruck gehabt, nicht viel zu unseren Ermittlungen beigetragen zu haben, weil sie die ganze Zeit doch nur über sich geredet habe, was zwar ihrem Ego gutgetan haben mag, aber thematisch am Grund unseres Besuchs vorbeigegangen sei.
    „Machen Sie sich um uns keine Sorgen, Frau Fabian“, sagte Brunner und verabschiedete sich mit einem angedeuteten Handkuß, „unser gestriges Gespräch war äußerst aufschlußreich.“
    Um nur ja keine Zeit zu verlieren, hat Brunner noch vom Bahnhof in Gmünd den Doc angerufen: er möge sich in seinem Computer nach einem Jakoby, Hermann, umschauen, und nach Frido Knapps ehemaligen Assistenten. Kein Wort über Iris. Auch zu mir nicht, während unserer Zugfahrt zurück nach Wien.
    „Wir sind dahin, Kurtl“, ruft Axel aus der Küche herein und will quasi im Gehen wissen, was mich seit Tagen rund um die Uhr beschäftigt: „Eh alles okay mit unserer Mumie?“
    „Selbstredend“, sage ich.
    Axel ist mit meiner Auskunft offenbar zufrieden, denn gleich darauf fliegt die Tür ins Schloß, und dann poltern die Burschen die Treppe hinunter, einer lauten und heißen Nacht im Shelter entgegen.
    Zirka sieben Minuten Stille, in denen ich mir überlege, ob ein Besuch bei Gitti Kaltenbeck

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