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Kurt Ostbahn - Schneeblind

Kurt Ostbahn - Schneeblind

Titel: Kurt Ostbahn - Schneeblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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für erotische Bekleidung in Lack, Latex und Leder, sowie Accessoires und Gerätschaften für jene Art von Vergnügungen, die Nora in ihrem virtuellen Schmerzensreich anbietet. Und im Geschäftslokal nebenan: ein Dessous-Shop mit einem großen Angebot an Korsetten, Spitzenhöschen und Strumpfbandgürteln.
    Vor diesen Schaufenstern wird der Kreuzschinder immer einen längeren Zwischenstop einlegen, auf seinem Weg zum »Mondo«. Aber »Mode-Boutiquen« in dem Sinn sind die beiden Läden nicht.
    Ich gehe also die Schönbrunner Straße weiter stadteinwärts. Die Mietshäuser sind jetzt höher, nobler und sanierter, die Preise steigen, die Geschäfte führen Designermöbel, Designer-HiFi, antiquarische Comics und exklusive Damenmode.
    Ich entscheide mich für eine Boutique, die ein fünfstockiges Gegenüber hat, kaum was, das aber aus dem Hause »Dolce & Gabbana« im Fenster, und noch dazu eine gelangweilte Verkäuferin, die ganz so aussieht, als würde sie ihr Gehalt und mindestens die Hälfte ihres Hirnschmalzes darauf verwenden, ihrer Kundschaft die besten Stücke vor der Nase wegzukaufen.
    Also eine Fifi.
    Und Dank ihrer italienischen Nobelschneider höchst sexy anzusehen.
    »D’Ehre«, sage ich, als ich den kleinen, aber feinen Laden betrete.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« erkundigt sich die junge Dame, grad so, als wäre ich alt, krank und gebrechlich und bräuchte dringend ein Glas Wasser.
    »Ich hoffe«, sage ich. »Schenken Sie mir ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit, um mir ein paar Fragen zu beantworten, die für Ihr Weiterleben eventuell ...«
    »Tut mir leid, aber wir kaufen nichts! Kein Interesse!« schasselt sie mich ab.
    Es dauert einige Zeit, bis dem D&G-Girl klarzumachen ist, daß bei ihr der Hut brennt.
    Und diesbezüglich fällt ihr sogar was ein.
    »Oh ja, da glotzt immer einer so komisch, wenn ich ein neues Schaufenster mache. Der wohnt sicherlich irgendwo da in der Gegend, weil er rennt in seinen Hauspatschen herum, auch bei Schnee und Regen, und immer mit einer »Mondo«-Einkaufstasche.Voll fertiger Typ. Junkie oder Mongo, oder was weiß ich. Brrr. Grauslich. Gottseidank wohn ich nicht gleich da irgendwo. So einen Wahnsinnigen brauch ich nicht in meiner Nachbarschaft. Wirklich nicht.«
    »Egal, wo Sie wohnen junge Frau, der Kreuzschinder hat Sie hier, an Ihrem Arbeitsplatz, im Visier«, erkläre ich der Modepuppe. »Also sollten Sie in den nächsten Tagen ...«
    »Kreuzschinder?« fällt sie mir ins Wort, und ein Blitz der Erkenntnis erhellt die ebenmäßigen Züge ihres Barbie-Gesichts.
    »Kreuzschinder. Das is quasi sein Pseudonym. Wieso?«
    »Der komische Namen steht seit drei Wochen zirka draußen am Gangklo an der Wand. Kreuzschinder und so ein komisches schiefes Kruzifix. Ich hab‘s sicher nicht hingemalt. Ich hab gedacht, das ist schon wieder ein Graffitti der Bauarbeiter, die momentan den Innenhof des ganzen Häuserblocks renovieren und das Klo hinten im Stiegenhaus mitbenützen dürfen. Die Blödmänner schmieren mir immer irgendwelche Sauereien an die Wand. Oder was Politisches. Ich verstehs gottseidank eh nicht, weil‘s in Polnisch oder Serbisch oder Türkisch ist. Aber den Namen Kreuzschinder hab ich sofort lesen können und mich noch gewundert. Na, arg ...!«
    »Dürfte ich mir die Signatur schnell einmal ansehen?« frage ich.
    »Logo«, sagt das D&G-Girl und drückt mir den Kloschlüssel, Modell »Dahmol«-Männchen, in die Hand. »Durchs Büro durch auf den Gang, und vor der Treppe gleich die erste Tür links. Oder soll ich mitkommen?«
    »Lassen Sie sich nur nicht stören«, sage ich.
    An den Wänden des wenig exklusiven Gangklos kann man in Polnisch bzw. Serbokroatisch nachlesen, daß der Papst kein heiliger Mann, sondern ein Mitglied der Mafia ist, daß der Papst sehr wohl ein heiliger Mann, aber die Mafia Eigentümerin des Vatikans ist, und der Miro gern Kontakt zu einer reschen Blonden mit echten Titten aufnehmen will, die ihm täglich in der Mittagspause einen bläst.
    Und auf der Klotür, gleich unter dem Spiegel, hat sich Patient Kreuzschinder verewigt. Mit einem schwungvollen Autogramm und seinem patentierten Kreuzzeichen.
    Beunruhigend zu wissen.
    »Und? Was war?« erkundigt sich die Verkäuferin, als ich ihr dankend den Kloschlüssel retourniere.
    »Nix war«, sage ich. »Außer, daß der Kreuzschinder auf dem Häusl markiert hat. Sie sollten sich besser ein paar Tage frei nehmen. Gehen Sie in den Krankenstand, checken Sie sich einen Weekend-Flug nach Mailand

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