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Kurt Ostbahn - Schneeblind

Kurt Ostbahn - Schneeblind

Titel: Kurt Ostbahn - Schneeblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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oder Rom oder Florenz. Restplatzbörse. Kostet einen Spott. Und wenn Sie zurückkommen, ist das Problem aus der Welt.«
    »Mailand?« fragt Barbie und es ist plötzlich Glanz in ihren Puppenaugen.
    »Oder Rom oder Florenz. Aber nur weg von hier. Da will Sie einer schnetzeln. Und zwar bald. Sie werden sonst nämlich nie erfahren, wie schön Italien um diese Jahreszeit sein kann, und auch nicht, warum sich der Kreuzschinder ausgerechnet Sie ausgesucht hat. Also, tun Sie mir den Gefallen und buchen Sie. Jetzt!«
    »Schon. Aber. Einfach so? Wie stellen Sie sich das vor?« zögert das Püppchen.
    »Keine Ahnung! Buchen Sie!« werd ich laut.
    »Sie sind nicht von der Polizei, gelt?« erkundigt sie sich.
    »Nein. Ich bin nicht von der Polizei. Aber die Kieberer würden Ihnen ganz was Ähnliches raten. Nur vielleicht zu spät!«
    »Echt?«
    »Todsicher«, sage ich.

16
    DREI KOALAS.
    In der Datenzentrale des Doc duftet es wie in einem Eukalyptushain. Und das bei tropischen 36 Grad und einer Luftfeuchtigkeit, die ganz knapp unter der 100-Prozentmarke liegen dürfte. Für einen Koalabären das wahre Paradies, für den Trainer und mich, die aus der Nullgradzone ohne Vorwarnung in diesen dampfenden Datendschungel gestolpert sind, ein Klimaschock, der den Kreislauf auf eine harte Probe stellt.
    Die Etagenheizung läuft auf Hochtouren. Über den Heizkörpern hängen nasse Tücher. Und zwei Luftbefeuchter sprühen heilende Eukalyptus- und Teebaumessenzen in die angespannte Atmosphäre.
    Der Trainer hängt im Unterleiberl im Gästefauteuil, schwitzt wie ein Schwein und führt seinem irritierten Organismus Unmengen von Coca Cola light zu. Eine Doppelliterflasche hat er bereits geleert. Die zweite ist gerade in Arbeit. Der kranke Doc hat seine Behausung zur rauchfreien Zone erklärt, für einen Kettenraucher wie den Trainer ein weiterer harter Schlag. Entsprechend mies ist seine Laune, obwohl ihn die Ergebnisse meiner Recherchen doch eigentlich froh und optimistisch stimmen sollten. Noch dazu, wo er im Fall Kreuzschinder — wie ich unsere Ermittlung seit heut nachmittag im Arbeitstitel nenne — sowohl als launischer Watson wie auch als entnervtes Opfer zweiten Grades beteiligt ist.
    Ich hänge mit aufgekrempelten Ärmeln im zweiten Gästefauteuil, kämpfe mit leichtem Schwindel und starker Atemnot, und trinke ein »Null Komma Josef« nach dem andern, während ich meine beiden Mitermittler auf den neuesten Stand bringe: das Frühstück mit Nora; Kreuzschinders Metamorphose vom Hannes zur Michaela und retour; meine Bildungsfahrt ins Herz von Margareten; das D&G-Girl und Kreuzschinders Logo auf dem Gangklo.
    Doktor Trash - dem jedes Mittel recht ist, um schleunigst seine Atemwege freizukriegen (»weil nur ein körperlich fitter Ermittler ein erfolgreicher Ermittler sein kann«) - trägt einen Morgenmantel aus schwarzer Seide, wie man ihn aus dem Kino, genauer von dem gefürchteten Doktor Fu Man Chu kennt. In die Brusttasche ist das Monogramm des Doc sowie ein roter Skorpion mit zum tödlichen Angriff erhobenen Giftstachel eingestickt.
    Da der Doc bekanntlich so gut wie nie das Haus verläßt, vor allem nicht vor Sonnenuntergang, ziert seine Züge stets eine noble bis ungesunde Blässe. Heute aber ist er mehr als blaß. Ich kenne eine solche Gesichtsfarbe eigentlich nur aus Horrorfilmen, die von sogenannten Untoten handeln, die nächtens auf nebelvergangenen Friedhöfen aus ihren Gräbern steigen und mit ihrer unguten Art und ihrem unvorteilhaften Äußeren die Bewohner amerikanischer Provinzstädte in Angst und Schrecken versetzen. Auch die umschatteten, in tiefen Höhlen liegenden Augen des Doc und sein streng nach hinten gekämmtes schwarzes Haar könnten das Werk eines Maskenbildners sein, dessen Auftrag lautet, einen Fürsten der Finsternis zu schaffen, der sich mit dämonischem Charme in die Herzen zarter Jungfrauen schleicht, um sich im geeigneten Augenblick an ihrem reinen, unschuldigen Blut zu laben.
    Kurz und gut: Der Doc sieht für ein Grippeopfer verdammt schlecht aus.
    Aber der äußere Anschein trügt. Der Privatgelehrte und über unsere Landesgrenzen hinaus anerkannte Serienmordexperte ist geistig absolut auf der Höhe, ein konzentrierter Zuhörer und brillanter Fragensteller, bei dem sich höchste fachliche Kompetenz und detektivischer Instinkt die Hände reichen.
    Und so weiß er natürlich auch, was ich getan habe, nachdem ich auf Barbies Gangklo die Markierung unseres Patienten Kreuzschinder entdeckt

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