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Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch

Titel: Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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nach Hause in die Ukraine zu ihrer
     kranken Mutter schicken. Kannst du dir das vorstellen?« Sie klingt gereizt. »Dass er diese Frau ständig verteidigt!«
    »Vielleicht liebt er sie ja immer noch.« (Und ich bin immer noch Romantikerin.)
    »Ja, vermutlich tut er das. Vermutlich tut er das.« Vera schickt einen unromantischen Seufzer durch die Leitung. »Männer sind
     so dumm.«
    »Mrs.   Zatshuk hat ihr gesagt, ein Ehemann sei verpflichtet, für den Wagen seiner Frau zu bezahlen.«
    |100| »Verpflichtet? Putzig. Hat er dir das erzählt?«
    »Er wollte wissen, was ich davon halte. Offenbar macht mich die Tatsache, dass ich Feministin bin, zur Autorität in Ehefrauenrechten.«
     Was meine Schwester vom Feminismus hält, weiß ich nicht.
    »Unsere Mutter mochte die Zatshuks nicht, oder?«, überlegt Vera.
    »Ich glaube, es hat mit seinem Stolz zu tun. Er kann eine Frau nicht um Geld bitten. Er meint, der Mann müsse der Versorger
     sein.«
    »Er hat gerade dich und mich um Geld gebeten, Nadeshda.«
    »Aber wir sind doch keine richtigen Frauen, oder?«
     
    Mike ruft ihn an. Sie sprechen lange über die Vorteile und Nachteile eines hydraulischen Bremssystems. Das Gespräch dauert
     gute fünfzig Minuten. Mike schweigt die meiste Zeit und sagt nur ab und zu »mhm – mhm«.
     
    Einen Monat danach kommt es zur nächsten Krise. Valentinas Schwester aus der Ukraine hat sich angemeldet, um sich mit eigenen
     Augen von dem guten Leben im Westen zu überzeugen, das Valentina in ihren Briefen beschrieben hat – sie will das vornehme
     neue Haus, den großartigen Wagen und den reichen verwitweten Ehemann sehen. Sie muss mit dem Wagen in Heathrow abgeholt werden.
     Vater sagt, dass der Rover es nicht nach London und zurück schafft. Der Motor verliert Öl und die Bremsen Bremsflüssigkeit.
     Der Motor raucht. Einer der Sitze ist zusammengekracht. Durch die vom Händler so schön polierte Lackoberfläche haben sich
     Rostflecken gefressen.
    Stanislav fasst das Problem in einem Satz zusammen:
»Auto ni prestisheski.«
Er sagt es mit diesem kleinen Lächeln, das fast wie ein freches Grinsen wirkt.
    |101| Valentina knöpft sich meinen Vater vor.
    »Du nicht guter Mann. Du viel geizig. Versprechen Geld. Geld in Bank. Versprechen Auto. Schrottauto. Scheißauto.«
    »Du wolltest ein Renommier-Auto.
Prestisheski
Auto. Sieht
prestisheski
aus, läuft nur nicht. Haha.«
    »Scheißauto. Scheißmann. Phhh!« Sie spuckt aus.
    »Wo hast du dieses Wort her?«, will Vater wissen. Er ist es nicht gewöhnt, dass ihn jemand beschimpft und herumkommandiert.
     Er ist daran gewöhnt, zu tun und zu lassen, was ihm gefällt, und umschmeichelt und umworben zu werden.
    »Du Ingenieur. Warum nicht Auto reparieren? Scheißingenieur.«
    Solange ich denken kann, hat Vater in seiner Garage Motoren auseinander genommen und wieder zusammengebaut. Aber jetzt kann
     er nicht mehr unter ein Auto kriechen, wegen seiner Arthritis. »Sag deiner Schwester, sie soll mit dem Zug kommen«, gibt er
     zurück. »Flugzeug, Zug – öffentliche Verkehrsmittel sind besser. Scheißauto. Natürlich ist es ein Scheißauto. Du wolltest
     es. Jetzt hast du es.«
     
    Und es gibt noch ein anderes Problem. Den Scheißküchenherd. Der Herd, auf dem Mutter immer gekocht hat, wird allmählich alt.
     Nur noch zwei der drei Platten funktionieren. Die Backröhre geht zwar noch, aber der Kurzzeitregler ist kaputt. Dass auf diesem
     Herd über dreißig Jahre lang kulinarische Köstlichkeiten hergestellt wurden, dürfte Valentinas Schwester kaum beeindrucken.
     Es ist ein Elektroherd, und nur Dummköpfe wissen nicht, dass Strom längst nicht so viel Prestige hat wie Gas. Hat nicht sogar
     Lenin schon eingestanden, der Kommunismus sei Sozialismus plus Elektrizität?
    Vater ist bereit, einen neuen Herd zu kaufen. Er gibt gern Geld aus, nur leider hat er jetzt keines mehr. Der Herd muss |102| in Raten abgestottert werden. Vater hat im Coop einen im Sonderangebot gesehen. Valentina packt Nikolai in ihr Schrottauto
     und fährt ihn in die Stadt, um mit ihm gemeinsam einen Prestige-Herd zu kaufen. Muss Gasherd sein. Muss braun sein. Leider
     ist der braune Gasherd nicht in der Sonderangebotsaktion enthalten. Leider kostet er zweimal so viel wie der weiße.
    »Schau, Valentina, ist genau der gleiche Herd. Gleiche Schalter, gleiches Gas, alles gleich.«
    »In Sowjetunion früher alle Herde weiß. Scheißherde.«
    »Aber in der Küche ist alles weiß – Waschmaschine weiß, Kühlschrank weiß,

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