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Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch

Titel: Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Was vorbei ist,
     ist vorbei.«
    Da ist ein Unterton in ihrer Stimme, als hätte ich einen Nerv getroffen. Habe ich etwas gesagt, was ihr wehgetan hat? »Tut
     mir leid, Vera.« (Es tut mir wirklich leid.)
    Und plötzlich dämmert es mir: Meine große Schwester besteht eigentlich nur aus einem Panzer. Die richtige Schwester, die dahinter
     steckt, ist jemand ganz anderes, jemand, den ich gerade erst kennen zu lernen beginne.
    »Also.« Ihre Stimme klingt wieder fester, jetzt hat sie sich wieder unter Kontrolle. »Du sagst, Valentina hat seine sämtlichen
     Papiere fotokopiert. Das kann nur einen Grund haben – dass sie sie bei der Scheidungsverhandlung benutzen will. Du musst sofort
     Laura Carter verständigen.«
    »Mache ich.«
    Ms. Carter geht fast an die Decke, als ich ihr mitteile, dass Valentina sich Kopien von Vaters Unterlagen gemacht hat. »Manche
     Anwälte sind wirklich kaum besser als ihre zweifelhafte Klientel. Wir werden nicht zulassen, dass diese Papiere vor Gericht
     verwendet werden. Wie weit sind Sie denn inzwischen mit dem Privatdetektiv gekommen?«
     
    Justin bringt seine Informationen auftragsgemäß. Nach zwei Wochen teilt er mir telefonisch mit, er habe Valentina |266| nun aufgespürt. Sie und Stanislav bewohnen zwei Zimmer über dem Hotel Imperial. Valentina arbeitet hinter der Theke, Stanislav
     als Spüler. (So viel hatte ich selbst vermutet.) Außerdem hat sie Sozialhilfe und Wohngeld beantragt. Letzteres für ein Reihenhaus
     in der Norwell Street, das sie an einen ghanaischen Audiologen in der Ausbildung untervermietet, der einmal zufällig auf einen
     Drink ins Hotel Imperial gekommen war. Ob Valentina einen Liebhaber hat? Das kann Justin nicht mit Sicherheit sagen. Ein paarmal
     hat er einen in der Nähe geparkten dunkelblauen Volvo-Kombi ausgemacht, der aber nie über Nacht stehen blieb. Eric Pike ist
     seit Jahren schon Stammgast im Hotel Imperial. Für eine Liebesaffäre gibt es keine gerichtstauglichen Beweismittel.
    Ich bedanke mich herzlich bei Justin und schicke einen Scheck an ihn ab.
    Dann will ich Vera anrufen, aber es ist besetzt, und ich beschließe, mich schnell bei Chris Tideswell von der Polizei in Spalding
     zu melden. Ich erzähle ihr, dass Valentina ihren Antrag zurückgezogen hat und dass sie und Stanislav jetzt im Hotel Imperial
     wohnen und dort beide illegal arbeiten.
    »Olala«, sagt Chris Tideswells fröhliche Jungmädchenstimme. »Sie sind ja eine richtige Detektivin. Sie sollten zu uns kommen.
     Ich werde mal sehen, was ich machen kann.«
     
    Vera ist hocherfreut über Justins Auskünfte.
    »Siehst du, jetzt bestätigt sich, was ich schon immer geahnt habe. Sie ist kriminell. Es reicht ihr nicht, Papa auszunehmen,
     sie nimmt auch unser Land aus.« (
Unser
Land?) »Und was ist mit diesem Mann aus Ghana? Wahrscheinlich ist der auch eine Art Asylbewerber.«
    »Justin sagte, er macht ein Praktikum im Krankenhaus.«
    »Das heißt ja nicht, dass er nicht auch Asyl haben will.«
    »Das Einzige, was wir wissen, ist, dass er das Haus von ihr gemietet hat. Vermutlich nimmt sie ja auch ihn aus.«
    |267| Zwischen Vera und mir sind zehn Jahre Altersunterschied. Zehn Jahre, die mir die Beatles geschenkt haben, die Demonstrationen
     gegen den Vietnamkrieg, die Studentenbewegung von 1968 und die Geburt des Feminismus. Der Feminismus hat mir beigebracht,
     alle Frauen als Schwestern zu sehen – das heißt, alle Frauen mit Ausnahme meiner Schwester.
    »Und vielleicht vermietet er ja auch Zimmer im Haus an andere Asylbewerber.« (Sie kann es nicht lassen!) »Weißt du, sobald
     man einmal diese kriminelle Schattenwelt betreten hat, merkt man, wie eines ins andere übergeht, man kommt tiefer und tiefer
     hinein, und man muss sehr geschickt und sehr hartnäckig sein, wenn man die Wahrheit herausfinden will.«
    »Vera, er macht seinen Facharzt in Audiologie. Er arbeitet mit Schwerhörigen und Taubstummen.«
    »Das sagt gar nichts, Nadia.«
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte Veras Einstellung mich an die Decke gehen lassen, aber jetzt sehe ich sie in ihrem historischen
     Kontext und kann überlegen lächeln.
    »Vera, als wir in dieses Land gekommen sind, hätten die Leute über uns dasselbe sagen können. Dass wir das Land ausnehmen,
     dass wir uns an kostenlosem Orangensaft schadlos halten, dass wir dick und fett werden können, weil der National Health Service
     uns mit Lebertran versorgt und so weiter. Sie haben es aber nicht gesagt. Alle sind nett zu uns gewesen.«
    »Das

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