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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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sie ihm einen Jungen schenkt. Zum Glück dauerte es nicht so lange, aber abgesehen davon, dass Papa nach der Geburt besser gelaunt war und sich statt einer drei Flaschen aufmachte, kümmerte er sich ansonsten nicht um Onon. Bald schlief statt Mama ich mit Onon im Bett. Ein paar Mal hätte nicht viel gefehlt und er wäre erdrückt worden. Streckte ich ihn aber Mama hin, hielt er sich mit den Händen die Augen zu und schlang die Arme um meinen Hals. Nicht einmal ein Pferdefuhrwerk hätte ihn vom Fleck rühren können.
    Auch während der ersten Monate mit Tuuleg wohnte Onon bei uns. Tuuleg hätte ihn geduldet, aber Onon wollte uns nie alleine lassen, und daher schickte ihn Tuuleg fort. Bei einer Tankstelle im Nachbarsomon brauchten sie einen Burschen, Tuuleg kannte dort jemanden und verschaffte ihm die Arbeit. Drei Wochen später kam er sich verabschieden, weil er mit Russen irgendwohin nach Krasnojarsk fahren würde, und brachte uns einen Haufen voller Kanister.
    An Schartsetseg in der Stadt schickte er mehrere Ansichtskarten aus verschiedenen russischen Städten und mir zwei Briefe. In einem stand, es ginge ihm gut, und im zweiten schrieb er von einer großen Stadt am Ufer eines kalten Meeres und dass er nach einem Jahr samt seiner Frau zurück wäre. Einmal würde ich diese Frau gerne sehen.

    Wir waren aus unserem Ger wie Schaben auseinandergelaufen. Jeder von uns fand sich schnell einen Partner, und die Einzige, die mir blieb, ist Schartsetseg. Sie war immer der hellste Kopf von uns. Wenn Gerle und ich Käfer fangen wollten und sie mit der hohlen Hand einfach nicht erwischen konnten, eilte Schartsetseg mit einer kleinen Schale herbei und stülpte
sie mit einem Bums über den Käfer. Wenn sich eine Kamelstute verlaufen hatte und wir die ganze Gegend absuchten, würgte sie die Jungen der Stute so lange mit einem Strick, bis ihr Kreischen die Alte zurückrief.
    Sogar Mergen verzieh ich meiner Schwester schließlich. Ihre Adresse in Ulan Bator kann ich sogar verkehrt herum aufsagen. Ich könnte in den letzten Zügen liegen und sie trotzdem prompt herunterleiern. Ich weiß, wo ich Schartsetseg finden kann und mit ihr auch den in ihrer Küche festsitzenden Mergen. Das ist gut für mich, und dafür bin ich ihr dankbar. Nur wenn sie miteinander Kinder hätten, könnte ich das schwer verkraften, das kommt für Schartsetseg in ihrem Alter aber nicht mehr in Frage.
    Die Sache mit Dzaja ist weit schlimmer. Soll die Steppe sich auftun unter meinen Füßen und meine lästerlichen Gedanken für immer begraben, aber es ist so. Wenn überhaupt jemand, dann hätte Dzaja und nicht Magi auf diesem Pferd reiten sollen.
    Ich ließ ihr gegenüber kein Wort verlauten, und es liegt schon Jahre zurück, dass das passierte, doch kann ich ihr nie ganz verzeihen. Uuregma soll sich mit ihren schmutzigen Klauen Mergen holen, aber Dzaja ist eine vernünftige Frau und noch dazu meine Tochter. Hätte ich gewusst, dass ich meinen schweren Bauch zu dem Zweck herumschleppe, dass dann so ein heimtückisches Wiesel die eigene Mutter mit einem Mann betrügt, hätte ich sie mit Steinen aus meinem Schoß geprügelt. Mamas und Papas Bild hat verblassen können, das jedoch wird ewig lebendig vor meinen Augen stehen. Wenn ich das nächste Mal geboren werde, werden diese bösen Träume zusammen mit mir in meinen Kopf hineingeboren werden, wer immer ich sein werde. Sein Kind zu vergessen,
ist unmöglich. Den von seinem Verrat verursachten Schmerz.
    Es ist bei Kindern nie sicher, wie sie gelingen. Bei mehreren ist es sicherer. Mir blieb ein einziges Kind, dafür aber so eines, wie glücklicherweise sonst selten jemandem. Einzig Ojuna hat mich nicht verlassen, und ich könnte ruhig morgen sterben, und ein gutes Stück von mir wird hier zurückbleiben. Der Segen meines Alters. Meine Lieben. Ojuna und Tuuleg.
    Tuulegs wegen hätte ich keinen Mann verlassen. Aber er befreite mich aus einem Ger, in dem zwischen überdrehten Kindern Töpfe herumflogen wie Steine, und er ließ mich nicht einmal dann im Stich, als ich fast die Tür hinter mir zugeschlagen hätte. Jetzt sind wir alt und brauchen einander. Wer würde zu Ojuna um Hilfe laufen, gäbe es im Ger keinen zweiten? Wir reden von Krankheiten, und ich suche nach Dolgormas alten Rezepten Heilkräuter. Den Großteil unserer Herden haben wir Najma gegeben, und weil Tuuleg keine Beschäftigung hat, hat er sich auf seine alten Tage aufs Kochen verlegt.
    Wir essen miteinander, dann spüle ich die Schalen und wir sitzen

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