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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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ließen nicht lange auf sich warten. Nara begann sich bald einiges herauszunehmen, und wann immer sie etwas sagte, widersprach sie
Chiroko. Ich sah in Chiroko eine Menschenfreundin, die auch das Letzte für andere hergegeben hätte, für Nara war sie die egoistischste und rücksichtsloseste alte Hexe. Mich berührte, wie sie sich um diese Kinder kümmerte, die mit jedem Anliegen eher zu ihr kamen als zu ihrer Familie ins eigene Ger, Nara konnte kaum ertragen, dass Chiroko froh war, wenn ein Armer nach ein paar Tagen abzog und hinter ihm die Tür zufiel. Ich bin kein Hospiz für entlaufene arme Schlucker, sagte sie, und Nara hätte vor Wut platzen können.
    Lassen muss man ihr, dass sie ihren Seruul wie ihren Augapfel hütete, und jemand, der ein böses Wort zu ihm gesagt oder ihm auf den Hals geklatscht hätte, wie man es üblicherweise mit einem ungestümen Pferd tut, schlecht beraten gewesen wäre.
    Ein solcher Unglücksrabe fiel augenblicklich in Ungnade, und ich war einmal Zeugin, als Chiroko einen Hungerleider fortjagte, kaum dass er seinen Löffel in die heiße Suppe steckte, weil er Seruul einen Tritt verpasst hatte, als der in seinem Bündel herumstöberte. Und wahr ist auch, dass sich, wer länger blieb, als es Chiroko lieb war, Sachen anhören konnte, die Seruuls Pferdeschädel nie zu hören bekam. Chiroko konnte auch schreien, obwohl meist ein paar finstere Blicke reichten, und dem armen Teufel war klar, dass er sich, falls er wieder einmal kommen wollte, nun schleunigst verziehen musste.
    Chiroko hatte ihre Launen, und dann war es besser, ihr auszuweichen. Sie konnte tagelang um jemanden herumtanzen, dann aber, als würde es in ihr dunkel, wollte sie niemanden sehen, und klopfte jemand an ihre Chaaschaa, schrie sie aus dem Ger, sie sei nicht daheim. Wenn das Nara bemerkte, ging sie, um die Zauntür zu öffnen, und im Nu gab es Geschrei.
    Nara hätte dankbar sein sollen, dass Chiroko sie wie ein
eigenes Kind annahm, stattdessen erteilte sie ihr Ratschläge und ließ im Ger Kinder schlafen, die meiner Schwester nach ein paar Tagen auf die Nerven gingen. Und so zankten sie sich, bis ich wegfuhr, weil in den Roten Bergen nicht nur Tuuleg, Ojuna und Dzaja auf mich warteten, sondern auch das Vieh und das langsam verlotternde Ger.
    Kaum ist die Frau weg, kümmert sich der Mann nicht mehr um sich, und mir graute vor der Verwüstung, die mich zu Hause erwartete.
    Ich musste Nara ihrem Schicksal überlassen, und daher weiß ich das Weitere nur von Chiroko. Mit Nara habe ich seither nie mehr richtig geredet. Eigentlich habe ich sie später nurmehr ein einziges Mal gesehen. Bei Ojunas Hochzeit. Ojuna hatte sich in den Kopf gesetzt, sie würde, sollte ich Nara nicht holen, ohne ihre Schwester nicht heiraten, und daher brachte ich sie für ein paar schnelle Tage voller Freude und Essen zu uns. Ab da weiß ich nichts von ihr. Bei Chiroko ist sie nicht mehr, und die einzige Person, die ich noch in der Stadt kenne, ist Schartsetseg, und die weiß auch nichts. Als ich sie vor ein paar Jahren zufällig nach Nara fragte, lachte sie und meinte, falls ich glaube, die Stadt sei tatsächlich so klein, wäre ich, ich wüsste schon was. Ich weiß, sie hielt mich für eine beschränkte Provinzlerin, aber bei ihr macht mir das nichts aus. Ich lachte auch. Über sich selbst lachen kann auch nicht jede.
    Wenn nur der schmerzende Bauch Ruhe gäbe. Chiroko sah ihn sich damals an, klopfte mich mit den Fingern rund um den Nabel und an den Seiten ab, lauschte, wie er knurrte, und sagte, er sei hart und habe einen seltsamen Klang. Dann rieb sie mir die Waden, und um den Hals musste ich drei Tage lang ein in eine Kräuterbrühe getauchtes Tuch tragen.

    Es sieht aber nicht so aus, als hätte das irgendwie geholfen.
    Die alte Dolgorma hat es einem Kranken unverblümt gesagt, wenn es um ihn schlecht stand, und weder sich noch den anderen mit einer Behandlung gequält, die ohnehin sinnlos war. Chiroko aber verabreicht jedem etwas. Viele von denen, die sie aufsuchen, sterben sowieso, andere aber werden gesund, und von denen spricht dann meine Schwester vor den anderen.
    Chiroko sagte mir, es wäre mit Nara, kaum dass ich weggefahren war, immer unerträglicher geworden. Dass sie gedacht hätte, sie würde die unglückliche Nichte von ihrem Kummer befreien, und dass sie sich dafür samt all ihren Heilkräutern zur Verfügung gestellt, Nara sich aber wie eine Furie aufgeführt hätte. Einen kläffenden Hund hätte sie verjagt, für die Ziegen,

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