Kurzgayschichten
da in einer nervösen Geste über die enge violette Schlagjeans.
„Ich wollte ihn mit einem Essen überraschen, anlässlich unseres Dreijährigen, er wusste nicht, dass ich den ganzen Tag zu Hause geblieben bin“, begann ich, doch er fiel mir ins Wort.
„Sag bloß, der Mistkerl hat seinen Neuen mit zu euch genommen?!“ Er wirbelte aufgebracht mit seiner Zigarette hin und her.
„Ja, so ist es.“
„Dieser Arsch! In den vier Wänden, die ihr euch gemeinsam drei Jahre lang geteilt habt, wahrscheinlich hat er auch mit ihm in eurem Bett geschlafen, in dem ihr euch all die Jahre lang eure Liebe bewiesen habt ...“ Er schüttelte immer wieder mit dem Kopf, zog nervös an der Zigarette und rieb sich die Stirn.
„Ja, ist gut, danke, dass du mich so aufbaust!“
Er sah mich versöhnend an. „Erst mal ’nen Scotch, dann sehen wir weiter!“
Endlich mal etwas Gutes, endlich Alkohol!
Zwei Stunden und vier Scotch später lag ich auf der Couch und philosophierte über das Leben, während Jo mit sicheren Fingern gleichzeitig rauchte und mir durch die mittlerweile zerzausten Haare fuhr.
„J-J-Jo?“ Ich lallte schon bei einer Silbe.
„Ja, Mäuschen?“ Er blickte zu mir hinunter und drückte gleichzeitig seine Zigarette im Aschenbecher aus.
Ich spielte gedanklich Punkteverbinden mit seinen Sommersprossen, bis ich meine Frage endlich stellte. „Findest du mich zu alt?“
Er musterte mich ausführlich und lachte dann hysterisch. „Du bist ja total betrunken, mein Häschen!“
Ich richtete mich halb auf und fuhr mir durchs Haar. „Jetzt sag schon, sehe ich irgendwie alt aus?“
Er musterte mich wieder kritisch. „Mäuschen, du siehst aus wie alle Männer im Alter von 26 Jahren!“
Ich seufzte. „26 Jahre ... ich bin fast 30, Jo, bin ich zu alt um noch mal jemanden abzukriegen?“
Wieder lachte er viel zu laut für meinen Geschmack und irgendwie verzerrt. „Du spinnst total und außerdem bist du hackedicht, Herzchen!“
Ich bettete mich wieder hin und roch den süßlichen Duft seiner Zigarette, die er sich wohl eben gerade wieder angesteckt hatte. Es roch nach irgendeiner Frucht, die ich in meinem Zustand nicht identifizieren konnte.
„Du rauchst zu viel, Jo ...“
Er strich mir wieder durch die Haare und zuckte mit den Schultern. „Dafür denkst du zu viel!“
Ich seufzte. „Julian findet mich zu alt ...“
Er zog seine gezupften Augenbrauen zusammen. „Das Flittchen hat überhaupt keine Ahnung, der Bengel ist doch noch grün hinter den Ohren!“
„Außerdem ist unser Sex schlecht gewesen und ich habe keinen Humor ...“
Jo lächelte mich an, erst jetzt fiel mir auf, dass er Lipgloss oder etwas in der Art trug. „Ich find’ dich witzig!“
Ich sah ihn fragend an, er wirkte irgendwie unscharf. „Ehrlich?“
Er fuhr mir durchs Haar. „Ehrlich!“
Ich seufzte und legte mich wieder hin, langsam konnte ich wieder etwas klarer sehen, Bewegung war in meinem Zustand wohl nicht ganz so prickelnd. „Sein Neuer ist viel jünger als ich, bestimmt gerade erst volljährig geworden ...“
„Nun hör doch mit dem Bengel auf, wenn der sich ’nen Tripper eingefangen hat, kommt der schon reumütig wieder zurück!“ Er nahm einen Schluck aus seinem halbleeren Glas. Oder war es halbvoll?
„Ich werde alt, Jo, furchtbar alt, ich werde niemanden mehr finden und muss für immer und ewig mein Leben als Single fristen, bis ich alt und grau werde und meine Hand ganz wund vom vielen Masturbieren ist ...“
Er gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf und sah mich verstimmt an. „Komm mal wieder runter, Häschen, dass die Kröte dich verlassen hat, ist doch kein Weltuntergang. Es gibt etliche schwule Männer, die sich für dich den Hintern aufreißen würden ... im wahrsten Sinne des Wortes ...“ Er grinste breit, wahrscheinlich fand er sein Wortspiel komisch.
„Aber ich will doch nur ihn, ich find’ in meinem Alter einfach keinen mehr, der so zu mir passt wie Julian!“
Wieder schien er ärgerlich. „Du findest sogar hundertprozentig noch jemanden, der viel viel besser zu dir passt als diese Schlampe!“
Ich seufzte und richtete mich langsam auf, sodass ich dicht neben Jo saß. „Ich halt das einfach nicht aus ohne Mann, verstehst du das, ich kann nicht einsam sein ...“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Nun komm schon, du bist gerade mal ein paar Stunden von ihm getrennt!“
Ich sah Jo verzweifelt an, ich befand mich in einer kritischen Phase, die Opiate in meinem Hirn schienen langsam
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