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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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du?“
    Ich nickte etwas zu heftig. Schwuler ging es ja fast nicht mehr, ich hätte mich selbst ohrfeigen können.
    Er widmete sich wieder seinem Buch und ich seufzte so unhörbar wie möglich auf. Na herrlich, ich machte mich hier wahrscheinlich zum totalen Vollidioten.
    Plötzlich lachte er leise und zeigte mir das Buch, er schien irgendeine Textzeile sehr amüsant zu finden.
    Ich rückte näher.
    Noch näher.
    Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet und ich bekam fast einen Herzkasper, saß mit einem Mal kerzengerade auf dem Sofa. Ich drehte mich zur Tür um und wünschte es nie getan zu haben.
    „Wieso ist nichts zu essen da?“ Dale stand schwitzend in der Tür und sah nicht gerade freundlich aus.
    „Ich hab für die Schule zu tun, siehst du doch.“ Vor Kain wollte ich nicht wie der verweichlichte schwule Bruder wirken, der sich, wie sonst, alles gefallen ließ.
    „Wer is’n das da?“ Er betrat das Wohnzimmer und besah sich Kain, der sich unter den Blicken sichtbar unwohl zu fühlen schien.
    „Bist du sein neuer Stecher?“
    Ich entschied für mich, dass ein Strick oder die U-Bahn im Moment wohl das Allerbeste wären. Es hätte nicht gereicht einfach nur im Erdboden zu versinken.
    Kain war gar nicht in der Lage irgendwas zu erwidern, er schien irgendwie geschockt.
    „Wehe ihr fickt auf dem Sofa, ich schneid dir eigenhändig deinen kleinen Schwanz ab, Josh!“
    Er warf noch einen knappen Blick auf Kain und verschwand dann, irgendwas fluchend, aus dem Raum.
    Ich atmete hörbar auf und Kain sah mich undeutbar an.
    „Ist der immer so?“
    Ich nahm einen Schluck und nickte dann. „Nimm’s nicht persönlich, er ist zu jedem fremden Jungen in dieser Wohnung so …“
    Er nickte verstehend und sah etwas uninteressiert in sein Buch. „Ist sicher nicht leicht für dich, hm?“
    Ich sah ihn erstaunt an. Es interessiert ihn, ob ich es leicht im Leben habe? Mein Herz schlug etwas schneller als sonst. „Na ja, man gewöhnt sich an alles.“
    „Wo ist die Pizza?!?!“, kam es lautstark aus der Küche, sodass Kain leicht zusammenzuckte.
    „Sorry, ich hatte gedacht, dass er heute noch bei seiner Freundin ist.“ Ich stand auf und folgte Dale, holte ihm die Salamipizza aus dem unteren Gefrierfach und packte sie in den Ofen.
    „Na, besorgt dein neuer Macker es dir richtig, Schwanzlutscher?“
    Ich sah ihn giftig an. „Halt dich einfach da raus, ja?“
    Er grinste dämlich und ich verfluchte es nicht zum ersten Mal, nicht der Ältere von uns beiden zu sein. Zu gern hätte ich ihm einfach mal eine verpasst. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ging ich zurück ins Wohnzimmer.
    Kain hatte die Sachen ordentlich zusammengepackt, so als würde er losgehen wollen. Das durfte doch nicht wahr sein!
    Ich hätte heulen können, wie konnte ich nur annehmen, einmal im Leben auch nur einen Funken Glück zu haben.
    Er sah mich nur kurz an. „Gut, lass uns gehen!“
    Uns? Ich sah ihn an wie ein einziges großes Fragezeichen.
    „Na, willst du weiter hier bleiben und deinen Bruder versorgen?“
    Ich schüttelte mehr aus Reflex heraus den Kopf.
    „Okay, dann pack deinen Kram zusammen, wir gehen zu mir!“
    Ich sah ihn wie paralysiert an. Hatte er wirklich gesagt, dass ›wir‹ zu ihm gehen würden?
    Also er und ich?
    Wir?
    Ich packte in Windeseile alles zusammen und trottete ihm brav hinterher. Vielleicht war es doch Glück, dass Dale gekommen war.
    Ich durfte in die Wohnung des wohl begehrtesten Jungen unserer Stufe, diese Gelegenheit durfte ich unter keinen Umständen verbocken!
    Dies war der Zeitpunkt die rote Pest auszuixen!
     
     

8
    Er schloss langsam auf und ich starrte hechelnd auf seinen Rücken und natürlich die Region darunter.
    „Es ist etwas unordentlich“, kommentierte er wie jeder, dessen Zimmer auf Druck der Eltern natürlich aufgeräumt war.
    Ich folgte ihm in den Flur. Das Stilvolle, das der moderne Block von außen schon ankündigte, fand sich auch im Flur wieder.
    Die weißen Wände waren mit Schwarz-Weiß-Fotos behangen, von denen man zwar nur die Hälfte erkennen konnte, die aber sicher irgendetwas tiefgründig Intelligentes ausdrückten, das ich eh nicht verstehen würde.
    Ich fand sie schön, sie hingen schließlich auch in Kains Wohnung.
    Das Wohnzimmer war geräumig und auf eine jugendlich frische Art stilvoll eingerichtet. Ein paar Grünpflanzen drängten sich auch hier zwischen dem vorwiegenden Schwarz-Weiß-Kontrast. Ich nahm auf dem schwarzen Ledersofa Platz und sah ihm hinterher.

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