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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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gar nichts, außer, dass er recht attraktiv war.
    Aber das war Kain allemal.
    Nur war Kain hetero und Ian nicht. Mir platzte der Schädel. Wie konnte er nur so eine Frage stellen?
    Ich versuchte es auf die einfache und zurückhaltende Weise. „Ich kenn ihn ja fast gar nicht ...“
    „Willst du ihn näher kennenlernen?“
    Irgendwie ging mir das Ganze etwas zu schnell. Versuchte mich Kain hier zu verkuppeln? Und wieso verkuppelte er mich nicht mit sich selbst?
    „Ich weiß nicht“, gab ich schließlich zu.
    Er legte den Notizblock auf den Tisch und lehnte sich zurück. „Als Bruder ist er echt okay, ohne ihn würde ich jetzt ganz schön doof dastehen.“
    „Wieso?“ Ich konnte mindestens genauso hartnäckig fragen wie er.
    „Ich bin mit meinen Eltern nicht so klar gekommen, wenn er mich nicht zu sich geholt hätte, würde ich mir jetzt wohl immer noch ihr ständiges Gemecker anhören müssen.“
    Ich nickte.
    „Er ist auch mit 18 ausgezogen, bei ihm war es wegen der Homosexualität, die sie nicht akzeptieren konnten.“
    Ich hatte wirklich großes Glück gehabt, dass mein Vater damals so tolerant reagiert hatte, auch wenn er mich mit seiner Übervorsicht nervte, war es immer noch besser als nicht akzeptiert zu werden.
    „Er arbeitet in dieser total schwulen rosafarbenen Bar.“
    „Das ›Flamingo‹?“
    Er nickte lachend. „Warst du da schon mal?“
    Ich verneinte, in diesen angesagten Club kam nicht jeder, schon gar nicht, wenn er noch nicht volljährig war.
    „Er ist jetzt 23 und studiert nebenbei Philosophie.“
    Es war schön sich mit Kain zu unterhalten und es freute mich, dass er über so private Dinge mit mir redete, das war mehr, als ich mir in den Jahren der Schwärmerei für ihn erhofft hatte.
    Gerade als er zu etwas Neuem ansetzen wollte, ging die Wohnzimmertür auf.
    Ian stand etwas unschlüssig im Türrahmen und hielt ein schnurloses Telefon in der Hand.
    „Für dich, deine Olle!“
    Kain kam ihm entgegen und nahm ihm den Hörer ab.
    „Sie ist keine Olle, klar?!“, zischte er etwas unwirsch und verschwand dann aus meiner Sichtweite.
    Typisch! Frauen mussten in den günstigsten Momenten immer stören!
    Ian lächelte entschuldigend und kam dann auf mich zu.
    „Das kann dauern“, bemerkte er leise lachend und setzte sich neben mich.
    Irgendwie fühlte ich mich unwohl. Ich wusste zwar jetzt mehr über Ian und er schien wirklich sympathisch zu sein, aber die Tatsache, dass er so nah bei mir saß, verunsicherte mich etwas.
    Ich starrte auf den Glastisch und versuchte so unauffällig wie möglich zu sein. Hübsche Männer hatten mich schon immer völlig eingeschüchtert.
    Die Aussicht, dass eben dieser hübsche Mann interessiert sein könnte, änderte rein gar nichts an der Ausgangssituation. Ich spielte mit den Fingern und befand, dass die Nägel mal wieder geschnitten werden könnten.
    „Du bist ganz schön verknallt in Kain, hm?“
    Die beiden schienen ein Händchen dafür zu haben, genau die richtigen Dinge im günstigsten Moment zu sagen.
    Er sah mich forschend an und ich wusste, dass ihm keine Lüge, nicht mal eine winzig kleine entgehen würde. Ich seufzte leise und gab mich somit geschlagen, nickte knapp.
    Er lächelte leicht und wollte gerade weiterreden, als ich ihm zuvorkam.
    „Ich weiß, ich weiß, er hat seine Verlobte und steht nicht auf Männer!“
    Ian nickte knapp.
    „Tja, die schönsten Männer sind entweder vergeben oder schwul, hm?“ Er lachte leise. Ein angenehmes Lachen.
    „Du erfüllst Klischee 2, wie’s aussieht.“
    Ich brauchte einige Zeit um zu realisieren, dass mir gerade ein Kompliment gemacht wurde, eine weitere Minute um knallrot anzulaufen und eine weitere um dämlich zu stottern. Ich konnte mir doch nicht von einem so attraktiven Mann sagen lassen, dass ich hübsch war, hier lief doch was völlig verkehrt!
    „Ich find deinen Tisch sehr schön.“ Etwas Dämlicheres war mir in dem Moment nicht eingefallen.
    Er sah auf die gläserne Platte und lächelte leicht.
    „Das hat mir noch keiner gesagt.“ Er lachte wieder und machte mich damit zum totalen Idioten.
    Versöhnlich wuschelte er mir durch die Haare und gab mir das Gefühl zehn Jahre jünger zu sein als ich gerade war.
    „Du warst noch nicht mit vielen Jungs zusammen, oder?“
    Wieso mussten diese Brüder immer nur peinliche und völlig unangebrachte Fragen stellen?
    „Nicht wirklich ...“, antwortete ich zögernd und fragte mich, warum ich ihm gegenüber so offen war.
    Er lächelte auf eine

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